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Schwäbische Zeitung: Vorsicht, Vorbild - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Hier wird nicht mit Steinen geworfen und keine moralinsaure Schelte betrieben. Aber wundern tun wir uns schon ein bisschen über diesen Weltmeister von 1974. Der Manager und politische Mensch Uli Hoeneß hat offenbar Millionen so effizient in der Schweiz gebunkert, dass er nach einer Selbstanzeige erst mal die Kleinigkeit von sechs Millionen Euro Abschlag an die deutschen Steuerbehörden zahlte. Sechs Millionen Abschlag, da muss eine Riesensumme jenseits der Grenze liegen, das klingt nach systematischer Steuerhinterziehung.

Der Präsident des FC Bayern München wird sich ärgern, denn die Politik hat ihm in die Suppe gespuckt, als SPD und Grüne das Steuerabkommen mit der Schweiz im Bundesrat zu Fall brachten. SPD und Grüne setzen sich nun aufs hohe Ross, und schmähen den CSU-nahen Ulmer Hoeneß. Diesen Hochmut werden sie schnell ablegen, wenn denn einer der auch nicht immer armen Genossen der Steuerhinterziehung überführt wird.

Dabei lief es für Hoeneß diese Saison so gut: Sollte seinen teuren Spielern ein Titel-Hattrick gelingen - neben der deutschen Meisterschaft, noch den DFB-Pokal und womöglich die Champions League zu gewinnen - wäre der begnadete Manager, Vielredner und Wurstfabrikant unsterblich geworden.

Es spricht manches dafür, dass das barocke Denkmal Hoeneß nicht nur die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ohne größeren Schaden übersteht, sondern dass er obendrein auch Präsident dieses beispiellos erfolgreichen und gesunden Fußballklubs bleibt. Der Polterer Hoeneß hat polarisiert, er hat ein kerngesundes Unternehmen aufgebaut und sich um ehemalige und aktuelle Spieler mit Alkohol- und Eheproblemen gekümmert, ohne viel Aufhebens darum zu machen. Er war ein Vorbild, manche Anhänger vergötterten ihn geradezu. Aber ein umtriebiger und sozialer Fußball-Präsident muss nicht zwingend ein ehrlicher Mensch oder gar ein aufrechter Staatsbürger sein. Uli Hoeneß wusste das schon länger. Jetzt wissen seine Fans es auch.

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