Schwäbische Zeitung: Hausbau muss sich wieder lohnen - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Mietwucher, Wohnungsnot, Preisobergrenze: Bei diesen Schlagwörtern spitzt die ganze Bundesrepublik die Ohren. Ein gefundenes Fressen für Parteien aller Couleur, sich im Wahlkampf zu profilieren. Der Mieterbund ruft eine "dramatische Wohnungsnot" aus und gibt die Vorlage. Jede Partei will gerne der Retter sein bei einem Problem, mit dem sich jeder Zweite herumschlagen muss und einem Thema, das alle Wähler verstehen. Staatliche Mietpreisbremse, Sozialer Wohnungsbau - das alles klingt wie Musik in den Ohren jener, die in der Stadt weniger Geld für mehr Wohnung zahlen wollen. In ländlichen Ecken vieler Landkreise im Südwesten ist das Wort Wohnungsnot aber eine blanke Übertreibung. Da fragt sich die ältere Generation eher, warum ihr in die Jahre gekommenes Haus auf dem Land keiner haben will. Wer mit den populären Themen Wohnungsbau und Stadtplanung punkten will, muss auch Lösungen für aussterbende Ortschaften bieten.
In den Innenstädten und am Bodensee sieht es freilich anders aus. Dort ist der Mangel an bezahlbaren Wohnungen in der Tat ein Problem - aber keines, das mit noch mehr gesetzlichen Vorschriften für Hausbauer, Investoren und Vermieter zu lösen ist. Im Gegenteil: Wir brauchen deutlich weniger Einschränkungen.
Es muss wieder einen Markt für Mieter geben, und mehr Wohnraum. Das haben auch alle Parteien erkannt. Dass sich Bauen und Umbauen lohnen muss, offenbar nicht: Während draußen laut Mietpreisgrenzen eingefordert werden, wird drinnen ein neues Energieeinsparungsgesetz für Neubauten beschlossen, für das die Hausbauer und die Mieter zahlen.
Mit Steuererleichterungen für Bauherren und Zuschüssen für Energiesparsanierungen stellt der Mieterbund diesmal zielführende Forderungen. Das gilt auch für das Wohngeld: Es unterstützt jene, die es in Notlagen für begrenzte Zeit wirklich brauchen. Sozialwohnungen aber sind eine kostspielige Sackgasse. Die Fehlbelegung ist hoch, der Standard niedrig. Für eine schrumpfende und immer anspruchsvollere Bevölkerung haben sie wenig Zukunft.
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