Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Papstbesuch auf der Flüchtlingsinsel Lampedusa
Ravensburg (ots)
Starke Geste für die Armen
Eine ohnmächtige Geste oder eine starke? Beides. Papst Franziskus hat mit seiner ersten Reise das Programm seines Pontifikats bekräftigt: Er will eine Kirche für die Armen. Lampedusa, die italienische Insel vor Tunesien ist zum Synonym geworden für Flüchtlingselend in Europa, fürs Wegschauen der europäischen Politiker, für eine breite Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit.
Eher ohnmächtig ist die Geste des Papstes aus Argentinien, wenn man sie daran misst, was sich jetzt konkret und schnell zum Besseren wenden wird für die Gestrandeten. Und für diejenigen, die täglich ihr Leben riskieren, um nach Europa zu gelangen. 20.000 Afrikaner - so die Schätzungen - sind in den vergangenen 15 Jahren auf dem Weg nach Lampedusa ertrunken. Das ist eine abstrakte Zahl ohne Namen, ohne Gesichter, sie bewirkt überwiegend nicht mehr als hilfloses Schulterzucken.
Genau darin aber sieht der Papst einen permanenten Skandal. Den hat er jetzt eindrücklich angeprangert. Und deshalb ist seine ohnmächtige Geste gleichzeitig eine starke. Als moralische Autorität hat das Oberhaupt der Katholiken weltweit mehr Gewicht als jeder mächtige Politiker. Seine Worte und Gesten haben deshalb bessere Chancen, nachzuwirken.
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