Schwäbische Zeitung: Strategie geht nicht auf - Kommentar
Ravensburg (ots)
Tim Cook ist als Apple-Chef ein eher farbloser Typ. Kein Wunder, sein Vorgänger Steve Jobs war eine Art Lichtgestalt. Genauso sieht es auch mit dem iPhone aus. Das im vergangenen Jahr vorgestellte iPhone 5 hängte die Latte hoch - zu hoch für die am Dienstagabend präsentierten zwei Versionen iPhone 5s und 5c. Und zwar in vielerlei Hinsicht:
Technisch sind außer einem Fingerabdruckscanner beim 5s keine Neuerungen dabei - der Scanner lässt zudem in Zeiten von Ausspähskandalen auf mangelnde Sensibilität der Apple-Gestalter schließen. Auch äußerlich unterscheiden sich die beiden Neuen nicht vom Vorgänger - außer durch die quietschbunten Plastikschälchen der günstigeren Variante.
Schlimmer als die einfallslose Präsentation des neuen iPhone ist, dass dem sonst so innovativen Konzern die zukunftweisende Strategie fehlt. Im Ansatz war sie zwar da, nämlich zweigleisig zu fahren, und ein Premium-iPhone und ein billiges abgespecktes iPhone parallel anzubieten. Damit hätte eine große Kundengruppe erschlossen werden können. Und neue Kunden braucht Apple, nach den jüngst talwärts weisenden Quartalszahlen.
Aber der Ansatz zur Doppelgleisstrategie wurde von Apple nicht zu Ende gedacht, wie das Beispiel China zeigt: Dort hat die Massenkundschaft nach einem bezahlbaren iPhone gegiert. Sie hoffte auf eine Variante die mit etwa 370 Euro deutlich günstiger ist, als das iPhone bislang. Doch das günstigere 5c kostet rund 200 Euro mehr.
Vor der Präsentation am Dienstagabend schnellte der Apple-Kurs noch hoch - danach brach er ein. Begeisterung sieht anders aus.
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