Alle Storys
Folgen
Keine Story von Schwäbische Zeitung mehr verpassen.

Schwäbische Zeitung

Schwäbische Zeitung: Dieser Bischof ist nicht zu halten - Leitartikel

Ravensburg (ots)

Vorsicht ist zunächst geboten, wenn nahezu unisono der Stab über einen Menschen gebrochen wird. Das gilt auch im Fall des Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. Unter denen, die da seit Wochen und Monaten vom Verfolgungseifer getrieben sind, finden sich Zeitgenossen, die nicht sorgenvoll, sondern genüsslich zur Kenntnis geben, dass die katholische Kirche mal wieder eine Baustelle habe. Sie wollen in Wirklichkeit nicht den Limburger Bischof treffen, sondern diese Kirche - mit der sie nichts am Hut haben. Vorsicht ist auch deshalb geboten, weil es schlicht unvorstellbar ist, dass allein der Diözesanbischof von der Kostenentwicklung gewusst hat. Allerdings: Die Gesamtverantwortung hat er zu tragen. Sonst niemand.

Dies allein wäre aber immer noch kein zwingender Rücktrittsgrund. Der liegt vielmehr in den unappetitlichen Details der gesamten Affäre. Erstens: Ein Bischof, gegen den ein Strafbefehl beantragt ist, weil er nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft gelogen hat, kann sein Amt nicht mehr glaubwürdig ausüben. Zweitens: Ein Bischof, gegen den sich der Priesterrat der Diözese stellt, hat das notwendige Vertrauen verloren, auf das er im Amt angewiesen ist. Drittens: Die formal verhaltene, aber zwischen den Zeilen unüberhörbare Deutlichkeit, mit der sich jetzt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz von seinem Bruder im Amt distanziert hat, lässt es unvorstellbar werden, dass Tebartz-van Elst weiter im Amt bleiben kann. Robert Zollitsch, der Freiburger Erzbischof, will die Angelegenheit kommende Woche mit dem Papst besprechen. Das klingt wie eine verhaltene Drohung - bei diesem Papst Franziskus, der die Pracht des Evangeliums predigt und jeden Prunk verachtet.

Zollitsch hat am Donnerstag ein deutliches Signal nach Limburg gesendet: Der dortige Bischof soll sein Rücktrittsgesuch einreichen. Zum Wohl der Diözese, um weiteren Schaden von der katholischen Kirche abzuwenden. Und möglicherweise wäre dieser Schritt auch für Franz-Peter Tebartz-van Elst eine Befreiung.

Pressekontakt:

Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Original-Content von: Schwäbische Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
Weitere Storys: Schwäbische Zeitung
  • 10.10.2013 – 21:10

    Schwäbische Zeitung: "Piraten" wider Willen - Kommentar

    Ravensburg (ots) - Wir kennen den Fluch der Karibik und die Seeräuberplage vor Somalia. Durch die Bemühungen der russischen Staatsanwaltschaft erfuhr die Welt nun von der "bandenmäßigen Piraterie" in der Petchorasee nördlich des Polarkreises, wo riesige Schätze vermutet werden. Nein, keine vergrabenen Truhen mit Juwelen, sondern womöglich große Vorkommen an Erdöl und Gas, die Moskau in klingende Münze verwandeln ...

  • 09.10.2013 – 21:10

    Schwäbische Zeitung: Der Traum vom eigenen Buch - Kommentar

    Ravensburg (ots) - Menschen, die die längste Zeit ihres Lebens ohne Computer, Smartphone und iPad ein relativ erfülltes Leben geführt haben, werden es wohl nie ganz verstehen. Aber unsere Welt wird von Tag zu Tag digitaler. Es geht nicht mehr darum, ob das gut oder schlecht ist. Es geht darum, das zu akzeptieren. Auch als Mensch, der das gedruckte Wort dem elektronischen "Reader" vorzieht, der eine Freude daran hat, ...

  • 09.10.2013 – 21:10

    Schwäbische Zeitung: Richtige Entscheidung - Kommentar

    Ravensburg (ots) - Welche Umstände genau den Verfassungsschutz 1986 dazu bewogen, die Überwachung von Bodo Ramelow zu starten, ist heute schwer zu beurteilen. Dass die Behörde den Linken-Politiker bis 2013 beobachtete, ist indes nicht nachvollziehbar. Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist richtig. Die Linkspartei besitzt zwar in der Tat Flügel, die zurecht die Aufmerksamkeit der Verfassungsschützer ...