Schwäbische Zeitung: Spekulation kann auch nützen - Kommentar
Ravensburg (ots)
In diesem Spiel sind die Rollen klar verteilt: Auf der einen Seite stehen die bösen Banken, die sich mit Wetten auf Lebensmittel bereichern. Auf der anderen Seite kirchliche und weltliche Hilfsorganisationen, die im Namen der Ärmsten Spekulationen auf Reis, Mais und Weizen ächten.
Doch so einfach ist es nicht. Jene wissenschaftlichen Untersuchungen, die einen Zusammenhang herstellen zwischen dem Hunger auf der Welt und dem Handel mit Agrarprodukten an den Finanzmärkten, sind durchaus umstritten. Ebenso viele Studien zeigen, wie wichtig für die Landwirte die Spekulation an der Warenbörse ist, um sich gegen fallende Preise zu wappnen.
Termingeschäfte sind für die Bauern eine Art Versicherung und damit eine zivilisatorische Errungenschaft. Doch dieser Markt funktioniert nur, wenn genug Händler mitmachen. Erst die Milliarden der Finanzinvestoren stellen sicher, dass es Angebot und Nachfrage in nennenswertem Umfang gibt.
In der Tat hungern Millionen Menschen in den Entwicklungsländern. Um ihnen zu helfen, gibt es aber bessere Wege, als Wetten auf Rohstoffe zu verbieten. Bauern in Afrika und Südamerika leiden darunter, dass ihnen der Zugang zum Markt versperrt ist. Unwirtschaftliche Kleinbauernhöfe werden gefördert, veraltete Produktionsmethoden verklärt. Mit neuen Pflanzensorten ließen sich Erträge in klimafeindlichen Zonen steigern. Ohne Not werden in reichen Ländern Ackerflächen stillgelegt. Mehr Markt, mehr Technologie und eine Ausweitung der Produktion: So lautet eine andere Antwort auf den Hunger in der Welt.
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