Schwäbische Zeitung: Die Bahn braucht politischen Willen - Leitartikel
Ravensburg (ots)
Kritik an der Bahn zu üben, ist ein einfaches Spiel. Jeder hat seine Erfahrungen gemacht, jeder ist schon einmal zu spät gekommen oder hat den Anschlusszug verpasst. Hierzulande ist der Ärger über die immer noch nicht elektrifizierte Südbahn ein Selbstläufer. Die Strecke Singen - Tuttlingen - Rottweil - Stuttgart gilt auch nicht unbedingt als Vorzeigeobjekt für eine Industrienation, die gerne auf ihre Exporterfolge blickt und weltweit ihre Technologie und ihr Organisationsvermögen rühmt.
Einmal mehr kommt aber der Südwesten im kommenden Jahr beim Regionalverkehr nicht wirklich voran. Es gibt leichte Verbesserungen für den Raum Lindau. Den wahrscheinlich größten Fortschritt stellt die Verbindung Freiburg - München mit Stopps in Friedrichshafen oder Ravensburg dar. Schönheitsfehler: Wer dort einsteigt, nimmt den Bus und nicht den Zug. Es gibt also weniger strukturelle Verbesserungen, vielmehr doch wieder Improvisation.
Dennoch gilt: Das Massentransportunternehmen Deutsche Bahn macht tagtäglich eine gute Arbeit. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Eisenbahner einen Passagierrekord nach dem anderen verzeichnen. Alleine im Fernverkehr waren im Jahr 2012 über 130 Millionen Menschen unterwegs. Dass da mal etwas schiefgehen kann, liegt auf der Hand.
Was in diesem Zusammenhang jedoch schwer wiegt, ist die Tatsache, dass die Bahn chronisch unterfinanziert ist. Sie muss jährlich Gewinn an den Bund abführen. Dass sich daran etwas ändert, ist wenig wahrscheinlich. Union und SPD wollen in den kommenden Jahren die Spendierhosen aus dem Schrank holen. Deshalb verplant der Finanzminister die 500Millionen Euro der Bahn lieber für andere Dinge als etwa für Investitionen ins Schienennetz oder in die Wartung der Züge.
Natürlich muss die Bahn aus sich heraus besser werden. Immer wieder gibt es Anlass zu berechtigter Kritik - vor allem im Regionalverkehr. Verbesserung bleibt aber vor allem eine Frage des politischen Willens und damit des Geldes.
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