Schwäbische Zeitung: Absurde Situation - Kommentar
Ravensburg (ots)
Da muss den Jüngeren doch angst und bange werden, wenn sie diese Zahlen sehen: Auf 60Milliarden Euro summieren sich die Mehrausgaben für das geplante Rentenpaket bis 2020. Und wer muss dafür geradestehen? Die Beitragszahler. Beamte und Bundestagsabgeordnete bleiben außen vor. Dies führt zu einer absurden Situation: Auf der einen Seite wirbt die Große Koalition mit dem Gerechtigkeitsargument für ihre Rentenpläne. Auf der anderen Seite lässt sie es zu, dass auch Geringverdiener ihren Obulus leisten müssen, um höhere Mütterrenten, nicht nur für Bedürftige, zu finanzieren. Oder die abschlagsfreie Rente für fleißige Arbeiter, die vielleicht an vielem, aber nicht an materieller Not leiden. Um Altersarmut geht es in diesen Fällen nicht. Immerhin: Wenn die Rentenkassen geleert sein werden, will der Bund von 2019 an etwas zuschießen. Doch die am Ende geplanten zwei Milliarden Euro reichen nicht einmal, um ein Drittel der zusätzlichen Ausgaben für die Mütterrente zu finanzieren.
Bleibt die Koalition, insbesondere die Union, bei ihrem Zögern, gesamtgesellschaftliche Aufgaben durch Steuern zu finanzieren, dürfte es für die Beitragszahler immer ungemütlicher werden. Auf ihrem Geldbeutel lastet doppelter Druck. Einerseits sind sie gehalten, den Generationenvertrag zu erfüllen, andererseits sollen sie mit immer weniger Netto vom Brutto private Altersvorsorge betreiben. Das dazu passende Gerechtigkeitsargument? Darauf wartet die jüngere Generation noch.
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