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Schwäbische Zeitung: Ratlosigkeit im Nahen Osten - Leitartikel zu Peres

Ravensburg (ots)

Die Briten, hat Tony Blair einmal gesagt, hätten ihre Queen Elizabeth II., die Israelis dagegen ihren Schimon. So war der Auftrieb an prominenten Trauergästen bei der Beerdigung von Schimon Peres auch der Sorge um die Zukunft Israels und des Nahen Ostens geschuldet. Denn mit Peres schwindet, wie oft, wenn Alte und Weise sterben, auch immer eine Hoffnung.

Peres war in seinen letzten Jahren und Jahrzehnten Autorität über alle ideologischen Grenzen hinweg geworden. Er war der letzte große israelische Politiker, dessen Erfahrungen vom osteuropäischen jüdischen Leben, wie es der israelische Schriftsteller Aharon Appelfeld beschreibt, bis zum Bau der Atombombe und der Entgegennahme des Friedensnobelpreises reichte.

Was jetzt kommt, ist Ratlosigkeit. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu oder sein Verteidigungsminister Avigdor Lieberman sind Politiker, die sich zuvorderst durch ihre Verachtung für alles Arabische hervortun. Das sind denkbar schlechte Voraussetzungen, um mit den Palästinensern im Gespräch zu bleiben oder gar mit Saudi-Arabien und Katar zu verhandeln. Durch den Tod von Peres gibt es einen weniger, der sich mit Vehemenz für eine Zwei-Staaten-Lösung einsetzte, für eine friedliche Koexistenz Israels und eines palästinensischen Staates. Dass jene Israeli, Amerikaner und Europäer, die am Freitag in der Jerusalemer Sonne Peres die letzte Ehre erwiesen, keine Antworten haben, ja, die Suche nach Lösungen aufgegeben zu haben scheinen, ist bitter. Derweil rückt die israelische Gesellschaft immer weiter nach rechts, nie gab es so wenig Bereitschaft zum Kompromiss oder auch nur zum Gespräch. Außer Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und dem jordanischen König Abdullah II. gibt es in der Region zudem keine arabischen Stimmen der Vernunft mehr.

Schimon Peres hat einmal gesagt, Verhandlungen seien für ihn kein Geschäft oder Handel, sondern die Suche nach tragfähigen Lösungen für beide Seiten. In Israel gilt diese Einsicht heute so wenig wie bei Israels Verbündeten oder seinen Feinden.

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