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Schwäbische Zeitung: Schicksalstag für den Euro - Leitartikel zum Referendum in Italien

Ravensburg (ots)

Angetreten als Wirtschaftserneuerer, reibt sich Italiens Regierungschef seit Monaten im Kampf gegen zwei sich blockierende Parlamentskammern auf. Bei seinen Reformen gegen Überschuldung und Wachstumsschwäche ist Matteo Renzi seit seinem Amtsantritt kaum weitergekommen. Das System hat sich als stärker erwiesen - und deshalb will es der 41-Jährige mit einem Referendum ändern.

Als Renzi die Abstimmung initiierte, lag die Zustimmung zu seiner Politik bei 80 Prozent - und er verknüpfte seine politische Zukunft mit dem Referendum. Derzeit liegen die Gegner der Verfassungsänderung vorn - und Renzi nimmt seine Rücktrittsankündigung mehr und mehr zurück. Dabei ist klar: Sollte das Referendum scheitern, entscheidet sich die Zukunft des einstigen Hoffnungsträgers nicht in Rom, sondern an den Finanzmärkten.

Die Kreditgeber des hochverschuldeten Staates verlieren das Vertrauen in die Regierung. Ablesen lässt sich das an den Risikoaufschlägen italienischer Staatsanleihen. Italiens Finanzminister muss Investoren inzwischen zwei Prozent Zinsen bieten, damit sie ihm zehnjährige Papiere abnehmen - das sind 1,8 Prozentpunkte mehr, als Wolfgang Schäuble seinen Gläubigern in Aussicht stellt.

Setzt sich der Trend fort, kommen auf Rom große Probleme zu: Italien muss im Sommer 300 Milliarden seiner 1883 Milliarden Euro Staatsschulden durch neue Kredite ersetzen. Klettern die Zinsen weiter, wird die Refinanzierung erheblich teurer. Die Zinskosten entfernen sich noch weiter von der nominalen Wachstumsrate - und treiben die italienische Staatsverschuldung noch weiter in die Höhe.

Eine Spirale, die damit enden könnte, dass Rom nicht mehr in der Lage ist, für seine Schulden Zins und Tilgung zu zahlen. Und die Rettung der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt wäre selbst für den Euro-Rettungsschirm und die Europäische Zentralbank nicht zu stemmen. Das ohnehin seit langem immer weiter aufgeweichte Regelwerk der Währungsunion hätte bei der Gesundung Italiens endgültig versagt.

Das Szenario wäre das Ende des Euro, wie wir ihn heute kennen.

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Telefon: 0751/2955 1500
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