Marine Stewardship Council (MSC)
Handelserhebung in Deutschland: So nachhaltig sind die Fischverkäufe im Supermarkt
Berlin (ots)
- Das MSC- und das ASC-Siegel sind die am weitesten verbreiteten Siegel für nachhaltige Fisch- und Meeresfrüchteprodukte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel (LEH)
- Knapp zwei Drittel (64%) des im deutschen LEH verkauften Fischs in den Kategorien Tiefkühlung, Kühlung und Konserven sind ASC- oder MSC-zertifiziert
- Größter ASC/MSC-Anteil in der Produktkategorie Tiefkühlung (82%), gefolgt von der Kategorie Konserven/Marinaden (58%) und Kühlung (47).
- Umstellungspotential auf nachhaltige Rohware vorhanden - Engagement des Handels gefragt.
- Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Analyse in diesem Faktenblatt
Berlin, den 27.6.23 - Das MSC- Siegel für nachhaltige Fischerei und das ASC-Siegel für verantwortungsvolle Aquakultur sind die am weitesten verbreiteten Siegel für nachhaltige Fisch- und Meeresfrüchteprodukte im deutschen Einzelhandel. Das geht aus dem ersten ASC/MSC-Marktbericht Deutschland 2023, hervor, den der Marine Stewardship Council (MSC) und der Aquaculture Stewardship Council (ASC) heute veröffentlicht haben. Der Bericht analysiert die Fischverkäufe im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) in den drei gängigen Produktkategorien für Fisch und Meeresfrüchte: Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden.
Knapp zwei Drittel der verkauften Fischprodukte stammen aus zertifiziert nachhaltiger Fischerei oder verantwortungsvoller Aquakultur
In den Produktkategorien Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden liegt der Verkaufsanteil ASC/MSC-zertifizierter Produkte am gesamten Fisch- und Meeresfrüchte-Verkaufsvolumen bei 64%.
Die Mehrheit der VerbraucherInnen greifen bei Fisch aus Tiefkühlung, Kühlung und Konserven/Marinaden zu den Eigenmarken des Handels (62% der Verkäufe sind Eigenmarkenprodukte versus 38% Markenprodukte). Beide Segmente (Eigenmarken und Markenprodukte) weisen im Durchschnitt einen ähnlichen Anteil zertifizierter Produkte auf: Eigenmarken 65% und Markenprodukte 62%.
Tiefkühlung: Absatzstärkste Kategorie für Fischprodukte hat größten ASC/MSC-Anteil
Mit 39% Verkaufsanteil ist Tiefkühlung die absatzstärkste der analysierten Kategorien für Fischprodukte im LEH. Weißfischarten (Alaska-Seelachs, Seelachs, Kabeljau, Tilapia etc.) dominieren hier die Verkäufe und laufen meist in Form von Fischstäbchen oder Schlemmerfilets über das Kassenband. Mit einem ASC/MSC-Anteil von 82% (MSC 71%/ ASC 11%) ist diese Produktkategorie in Sachen Nachhaltigkeit bereits gut aufgestellt.
In der zweitwichtigsten analysierten Kategorie Kühlung (32% Verkaufsanteil) bestimmen Herings- und Lachsprodukte mit 75% die Verkäufe (gefolgt von Krustentieren 11% und Forelle 6%).
Der ASC/MSC-Anteil am Verkaufsvolumen von gekühlten Fischprodukten sinkt von 63% im Jahr 2020 auf 47% im Jahr 2022.
Positive Entwicklung bei Thunfischkonserven in puncto Nachhaltigkeit
29% des Verkaufsvolumens von Fischprodukten sind der dritten analysierten Kategorie Konserven/Marinaden zuzuordnen. Der MSC-Anteil liegt hier bei über der Hälfte (58%). Neben Fisch in Marinaden dominieren vor allem Thunfisch- und Heringskonserven die Verkäufe. Zuchtfisch kommt in dieser Kategorie - mit wenigen Ausnahmen bei Weichtieren wie Muscheln - nicht vor. Insbesondere Thunfischkonserven haben in den letzten Jahren eine beispielhafte Entwicklung hingelegt: Hier stieg der MSC-Anteil am Verkaufsvolumen von 46% im Jahr 2020 auf 61% im Jahr 2022.
Babynahrung und Tiernahrung - Herstellermarken haben Aufholbedarf
Im Bereich Tiernahrung liegt der ASC/MSC-Anteil im unteren Drittel (27% des verkauften Volumens mit Fischanteil). Hier haben die Eigenmarken des Handels mit 38% ASC/MSC-Anteil in puncto Nachhaltigkeit eindeutig die Nase vorn (versus 16% ASC/MSC-Anteil bei den Markenprodukten). Im Segment Babynahrung stammen 7% der Verkäufe mit Fischanteil aus MSC-zertifizierter nachhaltiger Fischerei. ASC-zertifizierte Produkte gibt es in diesem Segment nicht. Auffällig: Markenprodukte mit einem Verkaufsanteil von 80% bei Babynahrung mit Fisch bieten bisher gar keine MSC-zertifizierten Produkte an.
Umstellungspotenzial auf nachhaltige Rohware vorhanden
Der Markt für nachhaltige Fischprodukte im deutschen LEH ist bereits gut aufgestellt. Produkte mit ASC- und MSC-Siegel sind im internationalen Vergleich sehr präsent. Der seit 2020 zu beobachtende Rückgang des ASC/MSC-Anteils (um 7 Prozentpunkte am Verkaufsvolumen) ist u.a. auf die Suspendierung der MSC-Zertifikate der Fischereien auf Atlanto-Skandischen Hering (sowie Makrele und Blauen Wittling) im Nordostatlantik zurückzuführen: Der Großteil der - nun nicht mehr MSC-zertifiziert verfügbaren - Fänge dieser Fischereien gelangt in Form von Heringssalaten und Makrelenkonserven in die Verkaufsregale. Ein Ersatz durch MSC-zertifizierte Nordseeware (Hering) oder zertifizierte Makrele aus dem Pazifik wäre hier unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten wünschenswert. Auch für die weniger häufig konsumierten Arten wie Sardine, Zander oder Weichtiere, die aktuell einen verhältnismäßig geringen ASC/MSC-Anteil aufweisen, wäre oft eine ausreichende Verfügbarkeit zertifizierter Rohware gegeben und eine Umstellung möglich.
MSC und ASC appellieren an Hersteller und Handel
Ines Biedermann, Commercial Managerin beim MSC in Deutschland, Österreich und der Schweiz: "Wir möchten die globale Fischerei in nachhaltigere Bahnen lenken und setzen dabei auf motivierte, informierte KonsumentInnen und engagierte Unternehmen. Der Einzelhandel und Markenhersteller spielen eine Schlüsselrolle bei der Förderung einer nachhaltigen Fischerei und können auf mehreren Wegen Einfluss nehmen: Beispielsweise durch die Unterstützung branchenweiter Appelle an politische Entscheidungsträger, gemeinsame Regeln und ein nachhaltiges Management für die weltweiten Fischbestände sicherzustellen. Oder durch die konsequente Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsversprechen - das erfordert im Zweifel auch mutige Entscheidungen und den Verzicht auf das Angebot von Fisch ohne Nachhaltigkeitsbeleg."
Dennis Wittmann, General Manager beim ASC in Deutschland, Österreich und der Schweiz: "Die Fischbranche steht offensichtlich vor der Herausforderung gegen sinkendes Verkaufsvolumina anzugehen. Bedeutet das ein race to the bottom, also einen Unterbietungswettlauf auf Kosten der Nachhaltigkeit komplett weg von Standards wie MSC und ASC, oder hin zu günstigen Alternativen? Ich denke nicht, denn auf lange Sicht würde sich der Markt damit keinen Gefallen tun. Nur anspruchsvolle und transparente Standards halten Kritik stand, schaffen Vertrauen bei VerbraucherInnen und bringen wahre Veränderungen bei Fischereien und Aquakulturen. Nicht zuletzt gewährleisten MSC und ASC, dass es auch zukünftig noch Fisch und Meeresfrüchte auf unseren Tellern gibt."
Pressekontakt:
Marine Stewardship Council (MSC)
Gerlinde Geltinger
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