Kreuzfahrten: Reedereien räumen Barrieren ab
Krombach (ots)
Reisen ohne Barrieren, davon träumen viele Menschen mit Beeinträchtigungen. Doch häufig werden sie unsanft von der Realität eingeholt: die Zimmertüren zu schmal, die Dusche unerreichbar und Restaurants mit Stufen. Mehrere Kreuzfahrt-Reedereien räumen diese Barrieren ab und stellen ihre Flotten auf einen barrierefreien Urlaub um. Die Experten von kreuzfahrten.de, dem Kreuzfahrten-Reisebüro im Internet, geben einen Überblick über die Ausstattung der Schiffe von zehn Anbietern.
Generell gilt: Vor einer Kreuzfahrt sollten Gäste herausfinden, welches Schiff ihren Bedürfnissen entspricht. Viele Cruiseliner verfügen über ein Kontingent behindertengerechter Kabinen. Vor Reiseantritt verschicken die meisten Kreuzfahrtveranstalter einen Fragebogen und fragen nach den individuellen Bedingungen für einen reibungslosen Aufenthalt an Bord. So kann geklärt werden, welche Ausstattung nötig ist und an welcher Stelle die Urlauber auf Hilfe angewiesen sind. Die Berater von kreuzfahrten.de unterstützen Menschen mit Beeinträchtigungen bei der Wahl der passenden Kreuzfahrt und geben weitere wertvolle Tipps und Hilfestellungen.
Doch nicht nur die Barriere-Freiheit auf See ist ein Thema für Menschen mit Beeinträchtigungen. Für viele Gäste liegt der große Reiz der Kreuzfahrt in den Erlebnissen an Land. Die Angebote an Bord lassen sich bis auf wenige Ausnahmen von Menschen mit eingeschränkter Mobilität nutzen. Doch wie ist es mit den Ausflügen? Können Rollstuhlfahrer von Bord gehen, um sich Land und Leute anzuschauen, oder ist das Ufer nur mit Tender-Booten zu erreichen? Hinzu kommt, dass nicht alle Reisebusse für Landausflüge mit Hebebühnen für Rollstuhlfahrer bestückt sind. Sondertransfers verursachen oft erhebliche Kosten. Auch Passagiere, die Ernährungswünsche haben oder Diätvorschriften beachten müssen, sollten sich vor Reiseantritt an die Reederei wenden. Meist ist es für die Küche kein Problem, darauf Rücksicht zu nehmen.
Zehn Reedereien im Check: Wegweiser zur Barriere-Freiheit
AIDA Cruises: Nahezu alle öffentlichen Bereiche der AIDA-Schiffe wie Bars, Restaurants, Lifte, Außendecks, WC und Kabinen sind barrierefrei mit Schildern in Profil- und Brailleschrift erreichbar. Gäste mit Beeinträchtigungen lädt die Reederei am ersten Tag der Reise zu einem Treff ein, auf dem Fragen zu Landgängen und Reservierungen besprochen werden. Diese Gäste berät ein Schalter mit geschultem Personal. Die Wellness-Anwendungen und Sport-Felder stehen allen Gästen zur Verfügung, allerdings ist nicht der gesamte Bereich barrierefrei. An Bord der AIDAprima wird es auf Deck 15 einen Pool-Lift für Reisende im Rollstuhl geben. An Bord der AIDAcara und AIDAstella wurde das Sportangebot um Kranking erweitert: Dieses Ausdauertraining auf Krank-Cycles ermöglicht Rollstuhlfahrern uneingeschränktes Training. Im Kundencenter können sich Gäste beraten lassen, welche Landausflüge unkompliziert möglich sind. Rollstühle werden nach Voranmeldung an Bord vermietet. Allerdings kann AIDA nicht garantieren, dass Rollstuhlfahrer, die uneingeschränkt auf ihr Gefährt angewiesen sind, in jedem Fall einen Landgang machen können. Nur wer mit einem faltbaren Rollstuhl reist und sicher in ein Boot steigen kann, wird die Tender-Boote nutzen können.
Carnival Cruise Line: Behindertengerechte Aufzüge mit fühlbaren Armaturen erleichtern die Handhabung der Lifte. Alle Schiffe der Flotte bieten barrierefreie Kabinen mit Bewegungsfreiheit und Schränken, Schreibtischen sowie Badezimmern für rollstuhlgerechte Nutzung. Die Reederei empfiehlt frühzeitig zu reservieren, da diese Kabinen schnell ausgebucht sind. Für den Transport zwischen Flughafen und Hafen kann ein hydraulischer Lift-Transfer bestellt werden. Wer einen Rollstuhl mieten möchte, sollte sich früh an die Reederei wenden, da nur eine begrenzte Anzahl zur Verfügung steht. Tender-Boote sind nicht zugänglich, wenn Personen auf den Rollstuhl angewiesen sind und keine Treppen steigen können. Außerdem können keine elektrischen Rollstühle mit an Bord eines Tender-Bootes genommen werden. Es ist jedoch möglich, auf Tender-Booten einen klappbaren Rollstuhl mitzuführen.
Celebrity Cruises: Alle Kreuzfahrtschiffe von Celebrity Cruises sind für Menschen mit eingeschränkter Mobilität ausgestattet. Gäste mit einem Rollstuhl können also alle Bereiche der Schiffe genießen. In vielen Kabinenkategorien stehen barrierefreie Kabinen für Rollstuhlfahrer zur Verfügung. Individuelle Wünsche müssen bei der Buchung angegeben werden.
Costa Kreuzfahrten: Alle Costa-Schiffe verfügen über behindertenfreundliche ausgestattete Kabinen in verschiedenen Kategorien. Im Theater sind Stellplätze für Rollstuhlfahrer mit Sitzplätzen für Begleitpersonen reserviert und in den Buffet-Restaurants Tische für Gäste mit eingeschränkter Mobilität. Zum Abendessen in den À-la-carte-Restaurants erhalten Passagiere einen Tisch, der ihren Bedürfnissen entspricht. Wer mit einer Begleitperson Stufen steigen kann, hat in der Regel kein Problem, Transferbusse für die Landausflüge zu nutzen. Sofern ein Gast fremde Hilfe benötigt oder der Rollstuhl nicht faltbar ist, organisiert die Reederei einen Privattransfer. Tender-Boote sind für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich, in Zweifelsfragen entscheidet der Kapitän.
Cunard Lines: Die Cunard-Schiffe verfügen über eine begrenzte Anzahl von Kabinen und Suiten für körperlich behinderte Passagiere. Gäste, die Hilfe benötigen, dürfen, so die Reederei, nur mit einer Begleitperson reisen, da an Bord keine Hilfsdienste angeboten werden. Rollstühle müssen mitgebracht und deren Maße vor Reisebeginn mit Cunard abgestimmt werden. Rollstuhlfahrer können nicht in Tendern übergesetzt werden, wenn das Schiff auf Reede liegt. Auch in einigen Tidehäfen wie Hamburg oder Zeebrügge sowie auf den Kanarischen Inseln kann wegen der Wasserstände nicht garantiert werden, dass die Gäste das Schiff verlassen können. Die Gangway kann wegen der Höhenunterschiede zwischen Schiff und Pier sehr steil sein. Das Verlassen des Schiffes ist dann für Rollstuhlfahrer aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Hapag-Lloyd Kreuzfahrten: Auf der MS Europa und der MS Europa 2 finden Gäste ein Hospital und eine Hämodialyse-Station sowie eine Osmose-Anlage für eine Dialyse wie zu Hause. Die Dialysezeiten können laut Reederei so gelegt werden, dass die Gäste auf Häfen und Landausflüge nicht verzichten müssen. Ein Dialysearzt sowie ein Pflegeteam sind an Bord. Gäste, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, müssen mit einer Begleitperson reisen und werden gebeten, den eigenen Rollstuhl mitzubringen. An Bord sind alle Fahrstühle rollstuhlgerecht, die Gesellschaftsräume und einige Außendecks sind bequem erreichbar. Alle Türen zu den Außendecks auf der Backbordseite verfügen über Rampen. Hapag-Lloyd bietet behindertengerechte Suiten mit komfortablen Betten von denen eines elektrisch verstellbar ist. Die Bäder sind befahrbar und mit einer ebenerdigen Dusche mit Sitz bestückt. Alle Türschwellen in der Suite haben Rampen. Probleme können bei Landausflügen mit Bussen auftreten. Der Reise-Concierge organisiert vor und während der Kreuzfahrt maßgeschneiderte, kostenpflichtige Ausflüge. Fahrten mit den Motorschlauchbooten der Expeditionsschiffe MS Hanseatic und MS Bremen sind für Rollstuhlfahrer oder gehbehinderte Personen aus Sicherheitsgründen nicht möglich. Die Crew bemüht sich jedoch, bei guten Wetter- und Seebedingungen Ausnahmen von dieser Regel zu ermöglichen.
MSC Kreuzfahrten: Die Flotte von MSC verfügt über 174 behindertengerechte Kabinen mit mehr Bewegungsfreiheit als andere Kabinen. Alle Decks, öffentliche Bereiche und Tender-Boote sind für Gäste mit eingeschränkter Mobilität so gut wie möglich zugänglich. Zudem stehen auf allen Schiffen bei den Ein- und Ausschiffungen oder für Notfälle Rollstühle zur Verfügung. Passagiere, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, werden gebeten mit einer Begleitperson zu reisen. Viele Schiffe der Flotte sind für die Zubereitung glutenfreier Mahlzeiten zugelassen, und die Crew berät bei der Auswahl von Speisen bei Lebensmittelunverträglichkeit. Auf einigen Kreuzfahrten führen Dritt-Unternehmen Hämodialyse-Geräte mit.
Norwegian Cruise Line: Jedes Schiff verfügt über Kabinen mit breiteren Türen und rollstuhlgerechten Badezimmern sowie Kabinen mit Licht- und Vibrationsalarm für Seh- und Hörgeschädigte. Blindenhunde sind auf allen Schiffen erlaubt. Norwegian Cruise Line (NCL) hat einen Exklusivvertrag mit dem Anbieter Special Needs at Sea geschlossen, der sämtliche Sauerstoff- und Mobilitätshilfedienste an Bord bereitstellt. Darin eingeschlossen sind nicht motorisierte Rollstühle, elektronische Mobilitätsgeräte wie Scooter und nach Voranmeldung Sauerstoffvorrichtungen während der Kreuzfahrt und auf Landausflügen. Auch Peritoneal-Dialyse-Patienten sind herzlich willkommen, allerdings sind die Schiffe nicht für Hämo-Dialyse-Patienten ausgestattet. NCL kann keine Transfers mit Tender-Booten für Rollstuhlfahrer anbieten. Einige Landausflüge in Tender-Häfen sind für Personen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, nicht möglich.
Royal Caribbean International: Alle Schiffe der Reederei verfügen über zweckmäßig ausgestattete Kabinen, breite Korridore, funktionale Bäder und Hilfsgeräte für Gäste mit Seh- und Hörbehinderung. Rollstuhlfahrer dürfen früher einchecken, werden mit Fahrzeugen, die mit einem Lift ausgestattet sind, zum Schiff gefahren und können dort Rampen und hydraulische Lifts für Pool und Whirlpool nutzen. Der Zugang zum Tender-Boot ist via Lift behindertengerecht. Rollstühle stehen nicht zur Verfügung. Alternativ können Menschen, die diese Unterstützung an Bord benötigen, einen Rollstuhl bei einem Fremdanbieter anmieten. Passagiere, die eine Sauerstofftherapie benötigen, bekommen an Bord Unterstützung, müssen aber ihr eigenes Sauerstoffgerät mitführen. Gleiches gilt für Gäste, die mit eigenem Gerät eine Peritoneal-Dialyse durchführen können. Bei Voranmeldung erfüllt die Küche Diätwünsche für Diabetiker und Personen mit Laktose-Intoleranz.
TUI Cruises: Alle Schiffe der Flotte verfügen über barrierefreie Kabinen mit mehr Fläche, breiteren Eingangs- und Badezimmertüren und spezielle Ausstattungen. Fast alle Bereiche an Bord sind barrierefrei erreichbar. Jedes Treppenhaus verfügt über Aufzüge, die mit Rollstühlen befahrbar sind. In den Restaurants sind Tische für Gäste mit eingeschränkter Mobilität reserviert, und alle Bars und Lounges sind zugänglich. Für die Pools und Whirlpools gibt es keine Einstiegshilfen. Das Ausflugsteam berät die Passagiere bei der Wahl geeigneter Landausflüge. In Ausflugsbroschüren ist verzeichnet, welche Angebote für Gäste mit eingeschränkter Mobilität geeignet sind. Gäste, die einige Schritte gehen können und nicht dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind, können die Schiffe in jedem Hafen verlassen. Für Rollstuhlfahrer kann das nicht gewährleistet werden, da in Häfen, vor denen das Schiff auf Reede liegt, ein für Rollstuhlfahrer nicht zugänglicher Tender-Service erforderlich ist.
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