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100 Tage extreme Not und Hunger im Gazastreifen: Save the Children warnt vor schwerwiegenden Langzeitfolgen für Kinder

Berlin/Ramallah (ots)

Die Kinderrechtsorganisation Save the Children warnt vor den lebenslangen Folgen von Hunger und Gewalt für die Kinder im Gazastreifen. Eine Million Kinder haben nicht genug zu essen, darunter etwa 335.000 Kinder unter fünf Jahren, die von schwerer Mangelernährung oder vom Hungertod bedroht sind. Die Mädchen und Jungen im Gazastreifen leiden unter Todesangst und Hoffnungslosigkeit.

"Im Gazastreifen ist keine normale Kindheit mehr möglich - nur noch ein Überlebenskampf", sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland. "Die Kinder haben kein Essen, kein Dach über dem Kopf und keinen Ort, an dem sie sicher sind. Krankheiten und Mangelernährung nehmen massiv zu. Jeder vierte Haushalt befindet sich in einer akuten Hungerkrise - Tendenz steigend. Viele Neugeborene und Kleinkinder werden zu schwach sein, um den Winter zu überleben. All das geschieht, während jenseits der Grenze dringend notwendige Hilfe bereitsteht."

Am 14. Januar ist der Beginn der jüngsten Eskalation von Gewalt im Gazastreifen 100 Tage her. Laut einem Bericht des Welternährungsprogramms (WFP) sind die Preise für lebenswichtige Güter seitdem um mehr als das Vierfache gestiegen. Die Menge an Hilfslieferungen und Warentransporten, welche die Grenze in den Gazastreifen passieren dürfen, ist deutlich zu gering, um den Bedarf der 2,3 Millionen Menschen zu decken. Von den humanitären Organisationen werden außer Rafah kaum andere Gebiete im Gazastreifen erreicht. Der nördliche Gazastreifen ist fast vollständig von Hilfe abgeschnitten.

"Diese von Menschen verursachte Hungerkrise bringt die Kinder im Gazastreifen nicht nur in akute Lebensgefahr, sondern beeinträchtigt auch auf lange Sicht ihre Gesundheit", betont Florian Westphal. "Bei den mangelernährten Kindern beginnen die Muskeln zu verkümmern, die Sicht verschwimmt, das Immunsystem versagt. Die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten verschlechtern sich. Krankheiten wie Lungenentzündung oder Durchfall sind in diesem Zustand unvermeidlich und enden häufig tödlich. Hinzu kommen die psychischen Folgen. Die Kinder können nicht zur Schule gehen oder spielen, sie erleben schreckliche Dinge. Mehr als 1.000 Kinder im Gazastreifen haben seit Anfang Oktober Gliedmaßen verloren, viele von ihnen wurden ohne Betäubung operiert. So viel Leid hinterlässt tiefe Spuren."

Save the Children sorgt sich auch um die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder, die brutal entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurden. "Wir fordern die sofortige Freilassung der in Gefangenschaft verbliebenen Geiseln", sagt Florian Westphal. "Jeder Tag, den dieser Krieg andauert, nimmt den Kindern in der Region ein Stück ihrer Zukunft. Es wird eine gewaltige Aufgabe sein, dieser Generation wieder Hoffnung zu geben. Auch wir stehen dafür bereit. Damit Hilfe möglich ist, braucht es jedoch einen dauerhaften Waffenstillstand."

Hinweise für die Redaktion:

Die israelischen Behörden haben in den vergangenen Monaten die Einfuhr von lebenswichtigen Gütern in den Gazastreifen verweigert. Das Völkerrecht verpflichtet Konfliktparteien auch in Kriegen dazu, humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung zu ermöglichen. Hunger darf kein Mittel der Kriegsführung sein.

Seit dem 7. Oktober wurden im Gazastreifen mehr als 60 Prozent der Wohnhäuser zerstört. Fast zwei Millionen Menschen wurden vertrieben und sorgen sich jeden Tag um ihr Überleben. Save the Children ist mit rund zwei Dutzend Mitarbeitenden sowie mehr als 30 Partnerorganisationen im Gazastreifen im Einsatz. Die Kinderrechtsorganisation half bisher unter anderem beim Aufbau von Unterkünften und verteilte Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygienesets und Spielsachen. Im nördlichen Gazastreifen bietet eine lokale Partnerorganisation Freizeitbeschäftigungen für Kinder an und sensibilisiert die Menschen für die Situation unbegleiteter Kinder.

In Ägypten hält Save the Children Hilfsgüter bereit, um diese über die Grenze zu bringen, sobald es möglich ist. Außerdem unterstützt die Organisation die Versorgung von Menschen, die aus medizinischen Gründen den Gazastreifen verlassen durften, insbesondere Schwangere und Neugeborene. Save the Children stattet in Ägypten auch Krankenhäuser und Krankenwagen mit Material und Medikamenten aus und leistet psychosoziale Unterstützung für medizinisches Personal, das mit gravierenden Verletzungen von Kindern konfrontiert ist.

Auch im Libanon ist Save the Children im Einsatz für Betroffene der jüngsten Eskalation von Gewalt in der Region. Die Organisation verteilt Hygienesets, Essen, Trinkwasser sowie Matratzen und Decken an Geflüchtete, stattet Kinder mit Lernmaterialien aus und klärt über Hygienemaßnahmen auf.

Bei Interviewanfragen wenden Sie sich bitte an unsere Pressestelle.

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Susanne Sawadogo
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 120
Mail: susanne.sawadogo@savethechildren.de

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell

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