Save the Children Deutschland e.V.
Studie zur deutschen Außenpolitik im Irak: Konfliktbewältigung braucht Kinderschutz
Berlin (ots)
Kinder spielen eine wichtige Rolle bei Bemühungen um Frieden, Sicherheit und Stabilisierung in Konfliktregionen. Trotzdem wird die Bedeutung der jungen Generation in der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik immer noch unterschätzt und zu wenig in Kinderschutz investiert. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Studie unter Beteiligung von Save the Children am Beispiel des Nordiraks.
Für die Analyse führte die Autorin, Politologin Sofie Lilli Stoffel, Hintergrundgespräche und Interviews mit mehr als 40 Expert*innen und wertete rund 1.000 Einzelinvestitionen Deutschlands im Irak zwischen 2018 und 2022 aus. Demnach waren im untersuchten Zeitraum nur 8,5 Prozent der eingesetzten Mittel für Minderjährige bestimmt - obwohl Kinder ungefähr 50 Prozent der irakischen Bevölkerung ausmachen.
"Kinder sind in Konflikten besonders gefährdet, so auch im Irak. Sie sind nicht nur den direkten Auswirkungen von Gewalt ausgesetzt. Für viele Kinder - vor allem jene, die in Camps leben - gehören Rechtsverletzungen wie Kinderarbeit, Missbrauch und soziale Ausgrenzung zum Alltag", berichtet Lea Meyer, Expertin für Humanitäre Angelegenheiten bei Save the Children, die zuletzt im Januar 2024 im Irak war.
"Lückenhafte Schutzstrukturen und fehlende Anlaufstellen machen Kinder besonders anfällig dafür, durch bewaffnete Gruppen rekrutiert und radikalisiert zu werden", sagt Sofie Lilli Stoffel. Zu den Empfehlungen der Studie an das Auswärtige Amt und das Bundesentwicklungsministerium gehört deshalb ein kinderorientierter Ansatz, zum Beispiel durch psychosoziale Unterstützung und Programme zur Deradikalisierung sowie mehr technische Zusammenarbeit, etwa beim Aufbau von Kinderschutzdiensten wie Jugendämtern.
Außerdem fordert Save the Children die Bereitstellung von mehr finanziellen Mitteln für die Bereiche humanitäre Hilfe, Stabilisierung und Krisenprävention. "Die geplanten Haushaltskürzungen haben unmittelbare Auswirkungen auf die ohnehin fragilen Schutzstrukturen vor Ort. Kinder werden hier die Leidtragenden sein. Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung gegensteuert und eine Außenpolitik vertritt, die sich an Bedarfen orientiert und damit Kinder in den Mittelpunkt stellt", sagt Lea Meyer.
Die Erkenntnisse ihrer Analyse sieht Sofie Lilli Stoffel auch als Blaupause für andere Krisenkontexte. "Nicht nur im Irak, weltweit sind rund 50 Prozent der Bevölkerungen in Konfliktregionen im Schnitt jünger als 18 Jahre", so die Expertin. "Eine wirklich nachhaltige Außen- und Sicherheitspolitik kann es sich nicht leisten, diese riesige Gruppe auszublenden."
Hinweise für die Redaktion:
- Die Studie mit dem Titel "Die Zukunft schützen - Wie deutsche Außenpolitik Kinderschutz und Sicherheit im Irak beeinflusst", steht im englischen Original sowie in einer deutschen Kurzfassung zur Verfügung und entstand im Zuge eines Beratungsprojekts für Save the Children Deutschland.
- Die Autorin Sofie Lilli Stoffel ist Non-Resident Fellow am Global Public Policy Institute in Berlin und war von 2022 bis 2024 McCloy Fellow an der Harvard Kennedy School, wo sie ihren Master in Public Policy machte.
Über Save the Children
Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren.
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