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Drohende Ausweitung der Hungersnot im Sudan: "Menschen essen Gras, um zu überleben"

Berlin/Port Sudan (ots)

In neun von 18 sudanesischen Bundesstaaten stehen Menschen am Rande einer Hungersnot, warnt die internationale Kinderrechtsorganisation Save the Children. Besonders hoch ist die Rate an akuter Mangelernährung bei Kindern unter fünf Jahren.

"Kinder im Sudan überleben Bombenangriffe, nur um dann Gefahr zu laufen, an Hunger und Krankheiten zu sterben", sagt Mohamed Abdiladif, Länderdirektor von Save the Children im Sudan. "Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, politische Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören ein sofortiger Waffenstillstand sowie bedeutende Fortschritte in Richtung eines dauerhaften Friedensabkommens. Zudem müssen mehr finanzielle Mittel für die dringend benötigte Ernährungshilfe bereitgestellt werden."

Besonders stark von der Hungerkrise betroffen sind Menschen in Nord-Darfur. In den Orten Al Lait, At Tawisha und Um Kadadah herrscht aktuell eine akute Mangelernährungsrate von mindestens 30 Prozent - was als Schwelle zur Hungersnot gilt. Im Vertriebenencamp Zamzam, in dem etwa 500.000 Menschen leben, wurde vor ein paar Monaten bereits eine Hungersnot ausgerufen. Dies ist erst das dritte Mal seit der Einführung der globalen Skala zur Klassifizierung von Ernährungskrisen, dass eine Hungersnot offiziell festgestellt wurde.

"Kleinkinder unter fünf Jahren leiden am stärksten unter der Hungerkrise", sagt Sara*, eine Ernährungsspezialistin von Save the Children in Darfur. "In unseren Gesundheitseinrichtungen begegne ich Kindern mit hohem Fieber, anhaltendem Erbrechen, Appetitlosigkeit und starker Lethargie. Den Müttern gehen die Möglichkeiten aus, ihre Kinder zu ernähren. In Tawilla und Al-Faschir essen Menschen Gras, das mit Zwiebeln, Erdnüssen und Salz gekocht wird, um zu überleben."

Der eskalierende Konflikt verschärft die Nahrungsmittelknappheit und setzt insbesondere Kinder einem erhöhten Risiko der Mangelernährung aus. Landesweit benötigen insgesamt mehr als 25,6 Millionen Menschen - etwa die Hälfte der Bevölkerung - humanitäre Hilfe. Die lebensbedrohliche Lage hat seit Ausbruch des Konflikts im April 2023 über 12 Millionen Menschen zur Flucht getrieben, die meisten davon im eigenen Land, was den Sudan zur größten Binnenvertriebenen-Krise der Welt macht.

Hinweise für die Redaktion:

  • Die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) ist eine globale Skala zur Klassifizierung von Ernährungskrisen und definiert eine Hungersnot als IPC-Phase 5 - die höchste Stufe der Skala für akute Ernährungsunsicherheit. Eine Hungersnot wird klassifiziert, wenn in der betroffenen Region mindestens 20 Prozent der Haushalte mit einem extremen Mangel an Nahrungsmitteln konfrontiert sind; mindestens 30 Prozent der Kinder an akuter Mangelernährung leiden; und mindestens zwei Erwachsene oder vier Kinder pro 10.000 Einwohner*innen täglich an den Folgen des Hungers sterben. Seitdem das IPC-System vor 20 Jahren eingeführt wurde, ist es das dritte Mal, dass eine Hungersnot klassifiziert wurde (2017 in Südsudan, 2011 in Somalia).
  • Save the Children analysierte Ernährungsumfragen des "Sudan Nutrition Cluster" - einem Zusammenschluss, dem die Vereinten Nationen, das Bundesgesundheitsministerium und Nichtregierungsorganisationen wie Save the Children angehören - in allen Bundesstaaten und stellte eine alarmierende Verschlechterung der Ernährungssituation in 19 Ortschaften in neun Bundesstaaten fest.
  • Save the Children ist seit 1983 im Sudan tätig und unterstützt Kinder und ihre Familien landesweit in den Bereichen Gesundheit, Ernährung, Bildung, Kinderschutz, Ernährungssicherheit und Existenzsicherung. Save the Children unterstützt auch Geflüchtete aus dem Sudan in Ägypten und im Südsudan.

* Name zum Schutz geändert

Über Save the Children

Im Nachkriegsjahr 1919 gründete die britische Sozialreformerin und Kinderrechtlerin Eglantyne Jebb Save the Children, um Kinder in Deutschland und Österreich vor dem Hungertod zu retten. Heute ist die inzwischen größte unabhängige Kinderrechtsorganisation der Welt in rund 120 Ländern tätig. Save the Children setzt sich ein für Kinder in Kriegen, Konflikten und Katastrophen. Für eine Welt, die die Rechte der Kinder achtet, in der alle Kinder gesund und sicher leben sowie frei und selbstbestimmt aufwachsen und lernen können - seit über 100 Jahren

Pressekontakt:

Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle - Marie-Sophie Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 - 27 59 59 79 - 226
Mail: marie.schwarzer@savethechildren.de

Original-Content von: Save the Children Deutschland e.V., übermittelt durch news aktuell

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