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"Bei BILD im Angebot: Eine starke Kanzlerin und ihr schwacher Partner SPD"
Springers Boulevardmedien im Bundestagswahlkampf 2013 - Eine Zwischenbilanz

Frankfurt (ots)

   Gegen einen Lagerwahlkampf, für eine Große Koalition und gegen 
eine rot-grüne Regierung haben sich die Boulevardblätter BILD und 
BamS im Bundestagswahlkampf 2013 positioniert, heißt es in der 
Zwischenbilanz einer Medienstudie der Otto Brenner Stiftung, die 
heute erscheint. An diesen Leitlinien richte sich seit etwa drei 
Monaten die Berichterstattung konsequent aus. So werde beispielsweise
über die Partei Bündnis 90/Die Grünen systematisch negativ, über 
Bundeskanzlerin Angela Merkel fast täglich positiv-sympathisierend 
berichtet. Begleitet werde diese parteipolitische Festlegung von 
einer staatsbürgerlich-präsidialen Selbstinszenierung beider Medien, 
die voraussichtlich in der Wahl-Sonderausgabe an alle Haushalte ihren
Höhepunkt erfahren werde. 

   Nach dem Star-Prinzip richte sich alle publizistische 
Aufmerksamkeit der Boulevardblätter auf die Bundeskanzlerin und den 
SPD-Kanzlerkandidaten. Merkel werde als große Führungsfigur gehegt 
und gepflegt, unterbrochen von gelegentlichen freundlichen 
Ermahnungen an ihre Adresse. Diese dauerhafte Aufwartung und die 
konsequente Personalisierung aller politischen Ereignisse mache 
Merkel für das BILD- und BamS-Publikum allgegenwärtig. Steinbrück 
komme nur auf den ersten Blick quantitativ und inhaltlich ordentlich 
weg: Er werde oft in Zusammenhang mit peinlichen und nebensächlichen 
Themen gebracht und stets schwinge die Botschaft mit, der Kandidat 
sei in erster Linie ein ebenso aussichtslos wie verzweifelt 
kämpfendes Opfer seiner Partei und seiner selbst.

   Die Autoren der Studie, Wolfgang Storz und Hans-Jürgen Arlt, 
bescheinigen BILD und BamS eine Wahlkampfberichterstattung der 
"gespaltenen Zunge". Einerseits böten sich beide Blätter führenden 
Politikern vor allem der Regierungsparteien und der SPD als Plattform
an, auf der sie in Verlautbarungs-Interviews PR-Texte veröffentlichen
könnten.  Andererseits reserviere besonders BILD wichtige politische 
Themen für sich selbst, um die Rolle des Volkstribuns einnehmen zu 
können, der gesellschaftliche Missstände aufgreife, zum Beispiel 
Altersarmut, Hartz-IV, die desolate öffentliche Infrastruktur. Da 
BILD Parteien und Politiker sehr oft mit irrelevanten und abseitigen 
Themen in Verbindung bringe, sich selbst jedoch mit gesellschaftlich 
bedeutenden Themen identifiziere, entstehe auf Dauer das Bild einer 
Politik, die sich in der Hauptsache um Banales und Nebensächliches 
kümmere und von BILD erst einmal ermahnt werden müsse, sich den 
eigentlichen Problemen des Volkes zuzuwenden.

   Politikberichterstattung à la Tchibo

   Als beachtenswert bezeichnen die beiden Medienforscher das 
Missverhältnis zwischen der Mini-Politikberichterstattung der beiden 
Boulevardblätter und der Maxi-Bedeutung, die sie sich selbst 
zuschreiben und die ihr von Teilen des politisch-medialen Sektors 
zuerkannt würden. Mit optimalen personellen und finanziellen 
Ressourcen produziere BILD ein Minimum an inhaltlichem Output mit 
einem Maximum an publizistisch-politischer Aufmerksamkeit. Politik 
werde in BILD und BamS nach dem Tchibo-Prinzip präsentiert - als 
Sonderangebot neben dem Hauptgeschäft. Dem Publikum, das sich seine 
tägliche Unterhaltung in Sachen Sport, Prominenz, Sensation und Sex 
abhole, würden jeweils nur wenige, sorgfältig ausgewählte und 
hergerichtete Politik-Schnäppchen mitserviert. Wie der Kaffeeröster 
ein bestimmtes Fahrrad, so hätten die Boulevardblätter ein bestimmtes
Politikthema im Angebot. "Wer BILD im Wahlkampf als Leitmedium wahr- 
und ernstnimmt, wird auch Tchibo als führendes Modehaus und gutes 
Fahrradfachgeschäft anerkennen müssen", schreiben die Autoren in 
ihrer Studie. 

   Die jetzt vorgelegte Zwischenbilanz der beiden Medienforscher 
Wolfgang Storz und Hans-Jürgen Arlt umfasst den dreimonatigen 
Untersuchungszeitraum 15. Juni bis 8. September 2013. Sie basiert auf
der quantitativen und qualitativen Inhaltsanalyse von 416 Beiträgen 
in BILD und BamS. Der Abschlussbericht über die 
Wahlkampfberichterstattung der beiden Boulevardblätter erscheint Ende
des Jahres als Arbeitsheft der Otto Brenner Stiftung.

   Die Zwischenbilanz zum Downloaden: http://ow.ly/oNTSF

   Von den Autoren sind bereits zwei BILD-Studien bei der OBS 
erschienen:

Drucksache "Bild" - Eine Marke und ihre Mägde
Die "Bild"-Darstellung der Griechenland- und Eurokrise 2010
(http://ow.ly/oNVLS)

"Bild" und Wulff - Ziemlich beste Partner
Fallstudie über eine einseitig aufgelöste Geschäftsbeziehung
(http://ow.ly/oNVDl)

   siehe auch: http://www.bild-studie.de 

Pressekontakt:

Kontakt zur Stiftung:
Jupp Legrand
- Geschäftsführung -
Te.: 069/66932810
www.otto-brenner-stiftung.de
info@otto-brenner-stiftung.de

Ansprechpartner für Interviews:
Wolfgang Storz
Tel.: 069/66371740
Mobil: 0172 3146468
mail@wolfgangstorz.de

Original-Content von: Otto Brenner Stiftung, übermittelt durch news aktuell

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