Otto Brenner Stiftung analysiert Programmprofile von WDR und MDR
Frankfurt (ots)
Viele Wiederholungen, weniger Information als behauptet, Trend zu "Human-Touch-Themen": So lassen sich einige Ergebnisse einer neuen Studie der Otto Brenner Stiftung über Programmleistungen und Themenstrukturen dritter Programme zusammenfassen. Ein weiterer zentraler Befund: Während der MDR der unterhaltungsorientierteste Sender ist, profiliert sich der WDR mit seiner regionalen Berichterstattung. Mit Blick auf Reichweite und Marktanteil gehören die öffentlich-rechtlichen dritten Programme zu den erfolgreichsten Fernsehsendern. Im Gegensatz zu deren Bedeutung hat die Medienanalyse sie bisher jedoch kaum erforscht; die Medienkritik behandelt sie stiefmütterlich. Die Otto Brenner Stiftung legte 2013 erstmals eine Studie vor, die am Beispiel von SWR und NDR die Programmstruktur und die Themenauswahl relevanter dritter Programme analysiert hat. "Zwischen Boulevard und Ratgeber-TV", so der Titel der Studie des renommierten Medienforschers Joachim Trebbe, fand große Beachtung in der Öffentlichkeit, wurde heftig und kontrovers diskutiert. Jetzt legen ein Autorenteam um Professor Trebbe und die OBS eine weitere Studie vor, in deren Mittelpunkt WDR und MDR stehen. Im Kern bestätigt die aktuelle Analyse wesentliche Erkenntnisse der ersten Untersuchung. "Ähnlich wie NDR und SWR, können auch WDR und MDR ihren Sendebetrieb nur durch hohe Wiederholungsraten aufrechterhalten", wird im Vorwort zur Studie herausgestellt. Auf Widerspruch bei den betroffenen Senderleitungen stieß in der SWR/NDR-Studie die These von der "Boulevardisierung der Dritten", die jedoch nicht entkräftet werden konnte. Jetzt bestätigen die neuen Ergebnisse abermals, "dass Human-Touch-Berichterstattung in den dritten Programmen inzwischen ein ähnliches Ausmaß wie bei der privaten Konkurrenz erreicht hat". Der von den Sendern immer wieder kolportierte hohe Anteil von bis zu 70 Prozent Informationsanteil lässt sich laut Medienforscher Trebbe für Erstsendungen im Untersuchungszeitraum nicht nachweisen. "Selbst wenn man Ratgebersendungen berücksichtigt, liegt er beim WDR nur bei rund 50 Prozent, der MDR kommt lediglich auf 37 Prozent", sagt Prof. Dr. Joachim Trebbe, der seine Daten zu WDR und MDR u.a. auch mit Angaben zu ARD und ZDF verglichen hat. Von allen bisher untersuchten Sendern, so ein weiterer Befund der OBS-Studie, ist der MDR der mit Abstand unterhaltungsorientierteste. Die Untersuchung hat zudem ergeben, dass eine besondere Stärke des WDR in einer ausdifferenzierten, in vielen Fällen eher lokal anmutenden und auf die Ballungsräume bezogenen Regionalberichterstattung liegt, in der zudem auch kontroverse und politische Themen dominieren. Die SWR/NDR-Untersuchung ließ 2013 Zweifel aufkommen, dass diese Dritten ihrem öffentlich-rechtlichen Programmauftrag gerecht werden. Die WDR/MDR-Studie liefert nun Daten, Zahlen und Erkenntnisse, die diese Bedenken weiter erhärten und zeigen, dass sie beim MDR-Programm besonders berechtigt sind. Die Otto Brenner Stiftung will mit dieser Veröffentlichung einen weiteren Beitrag zur Debatte über die Qualität der dritten Programme liefern und Denkanstöße für eine Veränderung geben. "Eine Diskussion, die vor dem Hintergrund der tief greifenden Veränderung der Rolle des Fernsehens in der Medienlandschaft dringend notwendig ist", sagt Jupp Legrand, Geschäftsführer der Otto Brenner Stiftung, die die Studie "Information oder Unterhaltung?" jetzt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. "Mit unseren Analysen", so Legrand weiter, "wollen wir auf die Lücke zwischen Programmauftrag und Programmrealität hinweisen". Joachim Trebbe/Anne Beier/Matthias Wagner: Information oder Unterhaltung? - Eine Programmanalyse von WDR und MDR, Otto Brenner Stiftung, Arbeitspapier 17, Frankfurt/Main, Juli 2015; online unter: http://ow.ly/OPKZT Weitere Informationen: Infos und Reaktionen sowie Download der "ersten Trebbe-Studie" der OBS: "Zwischen Boulevard und Ratgeber-TV. Eine vergleichende Programm-Analyse von SWR und NDR" http://ow.ly/Q2gDo Eine weitere aktuelle medienkritische OBS-Studie von Bernd Gäbler: "... den Mächtigen unbequem sein - Anspruch und Wirklichkeit der TV-Politikmagazine" http://ow.ly/Q2ePk
Kontakt zur Stiftung:
Jupp Legrand
OBS-Geschäftsführer
069 - 6693 - 2810
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Kontakt zum Autorenteam:
Joachim Trebbe / Anne Beier / Matthias Wagner
Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft
Arbeitsstelle Medienanalyse und Forschungsmethoden
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Garystraße 55
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E-Mail: Joachim.Trebbe(at)fu-berlin.de
Telefon: 030-838 57875
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