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Otto Brenner Stiftung

Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 15. Mal herausragenden Journalismus aus

Frankfurt (ots)

+++ "Wie Banker, Anwälte und Superreiche Europa ausrauben": Das 
Ergebnis einer Investigativrecherche von Correctiv, NDR, ZEIT u.a. 
wird mit dem 1. Preis ausgezeichnet +++ Ulrike Herrmann erhält den 
"Preis der Jury" für die Kontinuität ihrer "kritischen 
Wirtschaftsberichterstattung" +++ Steuerung F, ein 
öffentlich-rechtlicher YouTube-Kanal, gewinnt den Medienprojektpreis 
+++ Festrede hält Prof. Monika Grütters MdB, Staatsministerin für 
Kultur und Medien +++ Preisverleihung findet am 19. November in 
Berlin statt +++

   Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis für kritischen Journalismus
2019 der Otto Brenner Stiftung erhält ein Rechercheteam um Oliver 
Schröm (Correctiv) und Christian Salewski (Panorama) für die 
trimediale Berichterstattung über die sogenannten CumEx-Files. Neben 
ZEIT, ZEIT Online, Panorama, NDR Info und dem gemeinnützigen 
Recherchebüro Correctiv waren an der Aufdeckung und Veröffentlichung 
auch weitere 19 europäische Medien aus zwölf Ländern beteiligt.

   "Hunderte von Tätern beraubten über Jahre die Staatskassen in 
zwölf europäischen Ländern um geschätzte 55 Milliarden Euro, aber die
Strafverfolgung blieb im Klein-Klein nationaler Behörden hängen", 
schreibt die Jury in der Begründung ihrer Preisvergabe. Die 
JournalistInnen haben aufgedeckt, "wie die Maschine für den 
Massenbetrug am Steuerzahler im Herzen der Finanzindustrie 
operierte". "Der organisierten Kriminalität auf höchstem Niveau", so 
die Jury, "begegneten sie mit dem Besten, was guter Journalismus 
leisten kann: akribische und mutige Recherche, und das in 
europaweiter Vernetzung über alle Grenzen und Medien hinweg". Als 
"Dank" für den "besten kritischen Journalismus" zeichnet die Jury die
Recherche mit dem 1. Preis der Brenner-Ausschreibung 2019 aus.

   Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an Ulrich Wolf für eine 
Artikelserie, die als "Bautzen-Report" in der Sächsischen Zeitung 
erschienen ist.

   Ulrich Wolf, Reporter der Sächsischen Zeitung, beschreibt am 
Beispiel der Stadt Bautzen, wie erschreckend wenige, dafür aber 
einflussreiche Akteure ausreichen, um den öffentlichen Diskurs in 
einer Gemeinde ganz weit nach rechts zu verschieben. "Um deren 
Machenschaften aufzudecken", so die Jury, "benötigen Journalisten in 
den heutigen Zeiten Mut, nicht nur im Osten der Republik". Wolf 
bringt diesen Mut auf, wenn er mit unbedingtem Willen, akribisch und 
mit beeindruckender Hartnäckigkeit schwierig zu recherchierende 
Strukturen aufdeckt. So ist ihm, zusammen mit der Lokalredaktion 
Bautzen, mit dem dreiteiligen "Bautzen-Report" "ein vorbildliches 
Stück Lokaljournalismus gelungen".

   Mit dem 3. Preis wird "Draußen. Vom Leben wohnungsloser Familien 
in Berlin" ausgezeichnet. Marie von Kuck ist Autorin des Features, 
das vom Deutschlandfunk gesendet wurde.

   Die Zahl obdachloser Menschen wird bundesweit auf 1,2 Millionen 
geschätzt, Familien mit Kindern sollen fast ein Viertel davon 
ausmachen. Marie von Kuck nimmt ihre HörerInnen mit auf eine Reise in
den Alltag betroffener Berliner Familien. Die Autorin begleitet 
Wohnungslose, lässt sich ihre Geschichte erzählen, sie zitiert aus 
horrenden Behördendokumenten und führt die HörerInnen in 
Notunterkünfte. Preiswürdig, so die Jury, "ist auch die Machart 
dieser sorgfältigen Radiodokumentation". Die Autorin zeige Empathie 
und bewahre doch den nüchternen Ton der Journalistin. "Sie lässt 
Menschen zu Wort kommen, die sonst keine Öffentlichkeit haben, aber 
sie ergänzt deren Zeugnis auch durch Nachfragen bei 
Hilfseinrichtungen und Behörden, sie zeichnet das ganze Bild - 
kritisch und gut dokumentiert", begründet die Jury ihre Entscheidung.
Dieses Feature des Deutschlandfunks und seiner Ko-Produzenten RBB und
SWR ist für die Jury "der Musterfall einer modernen Sozialreportage".

   Mit dem "Spezial-Preis der Jury" für pointierte Meinungsbeiträge 
und kluge journalistische Interventionen, dotiert mit 10.000 Euro, 
wird die Berliner Wirtschaftsjournalistin Ulrike Herrmann 
ausgezeichnet.

   Ulrike Herrmann, so die Jury, macht Ökonomie zu einer Sache, bei 
der man mitreden kann und will, "weil sie die Scheu vor den komplexen
Zusammenhängen aus der Welt des Wirtschaftens nimmt". Sie verstehe 
es, Verständnis und Vergnügen an ökonomischen Fragen zu wecken. Für 
die Jury ist die gelernte Bankkauffrau, studierte 
Wirtschaftshistorikerin und Wirtschaftsredakteurin der taz "eine 
Wirtschaftsweise im besten und eigentlichen Sinn": Eine begnadete 
Erklärerin der großen gegenwärtigen volkswirtschaftlichen Krisen, die
immer zugleich politische Krisen sind.
Die Jury lobt den "enormen Sachverstand" der Autorin und würdigt sie 
als "eine Wirtschaftsjournalistin der Extraklasse und wunderbare 
Leitartiklerin mit gutem Gespür für Sozialstaatlichkeit".

   Der Newcomerpreis, dotiert mit 2.000 Euro, geht an die 25-jährige 
Isabell Beer. Ihr Beitrag "Josh wuchs behütet auf. Mit 15 verfiel er 
den Drogen. An Stoff zu kommen war nicht schwer. Er hatte ja 
Facebook" erschien am 31. Januar 2019 in DIE ZEIT/ZEIT Online.

   Anders als Christina F. vor 40 Jahren kommen Jugendliche heute 
leicht über soziale Medien an Drogen. Mit "Joshs Bahnhof Zoo ist 
Facebook" verbindet die Autorin zwei Themen miteinander, die nicht im
Fokus des öffentlichen Interesses stehen, aber genau dort hingehören:
Social Media und Drogenkonsum. Die Jury hebt in der Begründung 
hervor: "Mit ihrem klaren, eindringlichen Sprachstil und der 
gründlichen Recherche gelingt es Isabell Beer, dem Leser nicht nur 
die Dimension dieses Problems unglaublich anschaulich zu 
verdeutlichen, sondern auch Empathie zu empfinden". Diese junge 
Journalistin, so erwartet die Jury, "verspricht Randthemen der 
Gesellschaft so zu bearbeiten, dass sie in das Blickfeld geraten".

   Im Wettbewerb um die Brenner-Preise zeichnet die Jury auch 
innovative und wegweisende Medienprojekte mit 2.000 Euro aus. 2019 
geht der Medienprojektpreis an das Team von STRG_F, den 
journalistischen YouTube-Kanal der ARD-Sendung Panorama.

   STRG_F zeigt nach Auffassung der Jury beispielhaft, dass junge 
Menschen auf YouTube nicht nur mit Katzenvideos und Tutorials zu 
erreichen sind, sondern auch für investigative Dokumentationen 
begeistert werden können, die politisch informieren und für 
gesellschaftliche Kontroversen sensibilisieren. Der Kanal gehört zu 
funk, dem jungen Angebot von ARD und ZDF. Er erreicht im Schnitt 
600.000 ZuschauerInnen, von denen knapp 80% unter 35 Jahre alt sind, 
und hat rund 381.000 AbonnentInnen. Die ReporterInnen gehen auf 
lebendige, innovative und glaubwürdige Art komplexen Themen wie 
Produktfälschung, Rechtsextremismus, Flüchtlingshilfe oder 
Zwangseinweisungen in die Psychiatrie nach. Die Jury betont, dass die
STRG_F-ProduzentInnen zwar subjektiv erzählen, "aber dabei nicht 
reißerisch, sondern sorgfältig und transparent arbeiten".

   Neben diesen Preisen werden 2019 von der Otto Brenner Stiftung 
auch wieder drei Recherche-Stipendien vergeben, die mit jeweils 5.000
Euro dotiert sind.

   Die Vergabe von Recherche-Stipendien und die Betreuung der 
GewinnerInnen durch profilierte JournalistInnen gehören zum 
Markenkern des Brenner-Preises. Inzwischen liegen mehr als 40 
erfolgreich abgeschlossene, zum Teil spektakuläre 
Recherche-Ergebnisse vor. Einige dieser Ergebnisse werden im Rahmen 
der diesjährigen Preisverleihung vorgestellt. Maria-Mercedes Hering 
und Miriam Lenz haben unter dem Titel "Zwischen Mitbestimmung und 
Machtmissbrauch" die "Krise in der verfassten Studierendenschaft" 
nachgezeichnet (http://ow.ly/vkjp30pJ4c7). Petra Sorge, Caitlin 
Chandler und Giacomo Zandonini haben über neue Überwachungssysteme an
der EU-Außengrenze recherchiert und wichtige Ergebnisse 
veröffentlicht (http://ow.ly/CxIF30pJ4cg). Außerdem gelangen Susanne 
Götze kritische Einblicke in das "Netzwerk der Klimawandel-Leugner"- 
überraschende Ergebnisse einer "verdeckt geführten Recherche" 
(http://ow.ly/BmDD30pJ4cq).

   Auch die Anträge 2019 lassen innovative und intensive Recherchen 
zu den Themen "Klimakriege" (Raphael Thelen), "kommunale GmbHs" 
(Vinzenz Neumaier und Thomas Schuler) und "Extremwetter" (Ann Esswein
und Felie Zernack) erwarten.

   Die Preisverleihung findet am 19. November in Berlin statt. Anja 
Höfer, TV- und Hörfunk-Journalistin (SWR), moderiert die 
Festveranstaltung.

   Die Otto Brenner Stiftung verleiht den Otto Brenner Preis für 
kritischen Journalismus 2019 zum 15. Mal. Prämiert werden 
journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche
Recherche statt bestellter Wahrheiten" in ihren Beiträgen 
beispielhaft umgesetzt haben. Aus 561 Bewerbungen wählte die Jury am 
19. September die PreisträgerInnen in fünf Kategorien aus. Das 
Preisgeld beträgt 2019 insgesamt 47.000 Euro.

   Jurymitglieder 2019 sind die freie Journalistin Brigitte Baetz 
(u.a. Deutschlandfunk), Prof. Dr. Volker Lilienthal (Universität 
Hamburg, Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für 
Qualitätsjournalismus), Henriette Löwisch (Leiterin der Deutschen 
Journalistenschule in München, DJS), Prof. Dr. Heribert Prantl 
(Kolumnist und Autor, Süddeutsche Zeitung), Isabell Schayani (WDR, 
u.a. Moderatorin des "Weltspiegel"), Harald Schumann (Mitbegründer 
Investigative Europe, Redakteur für besondere Aufgaben, Der 
Tagesspiegel) sowie Jörg Hofmann (1. Vorsitzender der IG Metall und 
OBS-Verwaltungsratsvorsitzender).

   Informationen zu den prämierten Beiträgen, zu den PreisträgerInnen
und den Mitgliedern der Jury finden Sie unter 
https://www.otto-brenner-preis.de.

Pressekontakt:

Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel.: (069) 6693-2810
info@otto-brenner-stiftung.de

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