Edgar Allan Poe - Die Hörspielserie
Bergisch Gladbach (ots)
Edgar Allan Poes phantastisch-subtile Schauergeschichten sind von zeitloser Anziehungskraft. George Orwell beschrieb sie einmal als Werke, die von einem Verrückten verfasst sein könnten. Dieser Gedanke könnte fast leitmotivisch über den neu inszenierten Hörspielen in der Kooperation von Lübbe Audio und dem Ton- und Produktionsstudio "Stil" stehen. Denn ihre akustischen Neubearbeitungen der Erzählungen "Die Grube und das Pendel (1)", "Die schwarze Katze (2)", "Der Untergang des Hauses Usher (3)" und "Die Maske des roten Todes (4)" führen die vier Geschichten durch einen Kunstgriff zusammen. Der im Originaltext meist namenlose Ich-Erzähler wird zur Figur des Autors selbst. Freilich wählt sich der Erzähler den Namen 'Edgar Allan Poe' aus einer Verlegenheit heraus, denn nach der Einlieferung in eine psychiatrische Anstalt kann er sich weder an seine Vorgeschichte noch an seine eigene Identität erinnern. Sein Arzt, Dr. Templeton, rät ihm, auf Reisen zu gehen, um sein verlorenes Ich aufzuspüren. Schwere schwarze Träume lassen ihn währenddessen in immer neue Rollen dieser vier Geschichten schlüpfen.
Das ist der erzählerische Rahmen der neuen Hörspiele, die mit hohem künstlerischen Aufwand in Szene gesetzt worden sind. Mit Orchester und Streichquartett, mit Gamben und sogar einer singenden Säge wird eine düster-graue Atmosphäre erzeugt, die sich bleiern über den Geschehnissen ausbreitet. Und egal, ob sich der Erzähler in bierdunstigen Spelunken wieder findet, in feuchten Gemäuern eines alten Schlosses aufhält oder auf freiem Feld herumirrt - knarrende Dielen, knackende Holzscheite im Kamin, tickende Wanduhren oder in der Ferne krächzende Raben schaffen Raumillusionen von einer packenden Plastizität, die den Hörer weit weg und mitten in die Geschichte hinein führen.
Poes Erzählungen sind wie Besuche in den Abgründen der menschlichen Seele, dort wo die irrationalen Ängste lauern, die verborgenen Zweifel an der äußeren Wirklichkeit sitzen. Ihre Stärke liegt dabei in einem Widerspruch, denn so aufwühlend die Begebenheiten z. B. im Hause Usher sind, so bedrängend die Pein ist, die beispielsweise die schwarze Katze verursacht, so konzentriert und sezierend ist doch der Blick, mit dem sie beobachtet und berichtet werden. Die Regie meistert die Herausforderung des Poe'schen Erzählstils mit einer Dramaturgie des langsamen Tempos. Jede Gemütsbewegung wird fein säuberlich heraus gearbeitet, jeder Stimmungswechsel klug vorbereitet. Einen großen Anteil an der feinsinnigen Produktion haben aber auch die Sprecher, allen voran Ulrich Pleitgen als Edgar Allan Poe. Pleitgen illustriert den verunsicherten, teilweise verzagten, dann aber auch wieder aufbrausenden Erzähler mit belegter Stimme, die im Unterton stets von einem leichten Zittern geprägt, auch in den lauten Momenten immer wieder von Nervosität gepackt ist. Seine Intonation allein vermag den Hörer augenblicklich in Spannung zu versetzen, im Zusammenspiel mit den anderen kunstvoll gewebten Elementen werden aus den vier Erzählungen Hör-Ereignisse, die in ihrer Wirkung so stark sind wie ein Film.
Abgerundet wird die Serie durch den eigens dafür komponierten Titelsong "Der Weiße Rabe", interpretiert von Rock-Poet Heinz Rudolf Kunze und das tiefgründige und aufwändige Cover-Artwork mit Bildern des britischen Schauer-Fotografen Simon Marsden.
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