Staatsminister Joachim Herrmann fordert Ausbau der öffentlich-privaten Sicherheitspartnerschaft
Sicherheits- und Finanzexperten diskutierten bei 4. STATE OF SECURITY in Berlin
Berlin/Essen/München (ots)
Rund 100 Teilnehmer diskutierten bei der 4. "Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor - STATE OF SECURITY", einer Veranstaltung von KÖTTER Security und German Business Protection in Kooperation mit der Allianz SE, gestern über aktuelle und künftige Sicherheitsrisiken.
"So unberechenbar wie aktuell war die gesamtwirtschaftliche und politische Entwicklung wohl noch nie. Zentralbanken und Finanzpolitiker bekennen auf Sicht zu fahren. Rote Linien, die gestern noch für sakrosankt erklärt wurden, werden stillschweigend überschritten", erklärte Friedrich P. Kötter, u. a. Verwaltungsrat der KÖTTER SE & Co. KG Security, Berlin. Speziell für Unternehmen stelle sich die Frage, wie in einem solchen Klima trotzdem optimale Ergebnisse erzielt werden können.
Das Schlagwort lautet Resilienz: "Ein resilientes Unternehmen entwickelt Widerstandsfähigkeit gegen interne und externe Gefahren und hat damit einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil", betonte der Vizepräsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW). In Sachen Prävention gebe es aber noch erheblichen Handlungsbedarf, wie die Ergebnisse einer im Veranstaltungsvorfeld durchgeführten Umfrage unter den Teilnehmern verdeutlichten. Knapp 60 % der Befragten hätten erkannt, dass Resilienz ein sehr wichtiges Thema sei. Jedoch hätten nur 25 % Maßnahmen ergriffen, um die eigene Resilienz zu stärken. Es bleibe also viel zu tun, um den u. a. in den anglosächsischen Ländern bereits stattfindenden Paradigmenwechsel hin zur Resilienz als Sicherheitskonzept auch in Deutschland nachhaltig umzusetzen.
Sicherheit der Zukunft verlange gleichzeitig Neujustierungen bei der Zusammenarbeit von Staat und Privat. Bereits heute leiste die Sicherheitswirtschaft einen wichtigen Beitrag für die innere Sicherheit. Und es gebe weitere erhebliche Potenziale, z. B. mit Blick auf die dringend notwendige Entlastung der Polizei. "Um diese Chancen zu nutzen, sind moderne rechtliche Rahmenbedingungen eine entscheidende Voraussetzung", stellte Friedrich P. Kötter heraus. "Angesichts der nicht weit von hier laufenden Sondierungsgespräche appelliere ich daher an die künftige Bundesregierung, die Gesetzesreformen im Sicherheitsgewerbe weit oben auf die politische Agenda zu setzen." Dies beinhalte neben dringenden Reformen bei dem für das Bewachungsgewebe geltenden § 34a Gewerbeordnung auch die Schaffung eines zentralen Sicherheitsgesetzes.
An diese Ausführungen knüpften Joachim Herrmann (MdL), Bayerischer Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr, und Thomas Matussek, Botschafter a. D., Vizepräsident des Internationalen Wirtschaftssenats e. V. und Berater bei Flint Global, an. Joachim Herrmann griff im Rahmen seines Vortrags "State of Security im Herbst 2017 - die aktuelle Sicherheitslage in Deutschland" das Thema einer deutlich intensiveren öffentlich-privaten Sicherheitspartnerschaft ebenfalls auf. "Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Um das hohe Sicherheitsniveau in unserem Land noch weiter auszubauen, setzen wir nicht nur auf eine verbesserte staatliche Sicherheitsarchitektur. Gerade auch in der verstärkten Zusammenarbeit mit spezialisierten Unternehmen für Sicherheitsfragen sehe ich ein großes Potenzial. Beispielsweise ist eine enge Kooperation zwischen Polizei und Sicherheitswirtschaft sehr gewinnbringend. Wir haben in Bayern damit außerordentlich gute Erfahrungen gemacht, unter anderem bei der Bekämpfung der Einbruchskriminalität. Auch die gemeinsame Bekämpfung von Cybercrime ist ein wichtiges Zukunftsthema. Mein Appell: Setzen wir uns auch in Zukunft mit vereinten Kräften dafür ein, Kriminellen in Deutschland nachhaltig das Handwerk zu legen - für Wohlstand, Sicherheit und Freiheit in unserem Land."
Die Wichtigkeit von vertiefter Kooperation im westlichen Sicherheitsgefüge betonte auch Thomas Matussek bei seinen Ausführungen mit Blick auf "Die globale Sicherheitslage - Herausforderungen für Deutschland". "Die Welt ist aus den Fugen. Der Westen, wie wir ihn kennen, scheint in Auflösung begriffen. Aber jede Krise eröffnet auch Chancen. Daher ist die Politik Präsident Trumps für uns ein Weckruf, die Wahl von Emmanuel Macron eine Chance für Europa."
Die volkswirtschaftlichen Faktoren betrachtete Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, in seinen Ausführungen zu "Wie resilient ist die Finanzwirtschaft?". "Die Großzahl der Finanzunternehmen hat ihre Hausaufgaben seit der Finanzkrise gemacht, die Institute sind heute widerstandsfähiger als vor zehn Jahren; auch Re-Regulierungsmaßnahmen wie höhere Kapitalanforderungen haben dazu beigetragen. Gleichzeitig sind Marktrisiken und Verschuldung jedoch weiter gestiegen, die 'Jagd nach Rendite' hat viele Bewertungen in ungeahnte Höhe getrieben. Damit die Verspannungen nicht noch weiter zunehmen, muss die Geldpolitik zügig und entschlossen umsteuern."
Diese Thematik erörterte auch Maxim Worcester, Beirat von German Business Protection (GBP), mit Blick auf die langfristige Anpassungs-und Überlebensfähigkeit von Unternehmen in seinem Beitrag "Resilienz stärken, Unternehmen sichern". "Resiliente Unternehmen können Veränderungsprozesse und Krisen besser meistern und sehen in jeder Krise die Chance auf Veränderung. Dies gibt solchen Firmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil."
Den Reigen hochkarätiger Redner komplettierten bei der diesjährigen STATE OF SECURITY Tobias Larsson, Head of Resilience360 bei Deutsche Post DHL ("Resilienz in der Lieferkette - ein aktuelles Fallbeispiel"); Hans-Christoph Enge, Geschäftsführender Gesellschafter der Lampe & Schwartze KG ("Die Versicherung als Faktor der Resilienz"), sowie Prof. Dr. Holger H. Mey, Vice President der Abteilung Advanced Concepts bei Airbus Defence and Space ("Die Bedeutung von Resilienz für die Hightechindustrie").
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