Nahrungsmangel in Mosambik: Projekt entwickelt Strategien
Nahrungsmangel in Mosambik: Projekt entwickelt Strategien
Wie steht es um die Ernährungssicherheit der ländlichen Bevölkerung in Mosambik, einem der ärmsten Länder der Welt? Dieser Frage gingen die TH Köln und ihre Partner im internationalen Forschungsprojekt FEMOZ nach. Neben einer umfangreichen Befragung entstanden eine neue Methodik zur Ermittlung von Nahrungsunsicherheit, ein Masterstudiengang und Trainingskurse für Multiplikator*innen im ruralen Raum.
Ausgangspunkt der Untersuchungen war eine groß angelegte empirische Studie mit rund 1.800 Haushalten in je einer Region im Süden, Norden und im Zentrum des Landes. „Gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort haben wir verschiedene Indizes abgefragt, etwa die Diversität der Ernährung, die Häufigkeit mangelhafter Mahlzeiten oder Strategien der Familien, um sich an diese anzupassen“, erläutert Dr. Rui Pedroso, wissenschaftlicher Koordinator des Projektes vom Institute for Natural Resources Technology and Management (ITT) der TH Köln. Dabei wurde zum ersten Mal eine neue Methode mit einer sogenannten Indikatoren-Matrix zur Bestimmung der Nahrungsunsicherheit benutzt. Die Neuerung der Matrix besteht in einer Kreuztabelle aller herangezogenen herkömmlichen Indikatoren, die eine weniger subjektive Analyse ermöglicht
„Wir konnten so aufzeigen, dass etwa in Buzi in Zentralmosambik ein höherer Grad an Nahrungsunsicherheit herrscht als die offizielle Statistik ausweist. So leiden dort fast die Hälfte der Haushalte an einer so starken Unterversorgung, dass ihre Lage als krisenhaft bezeichnet werden muss. Zudem verkaufen dort sehr viele Haushalte Produktionsgegenstände wie Werkzeuge, um kurzfristig an Lebensmittel zu gelangen, was ihre mittel- bis langfristigen Zukunftsperspektiven verschlechtert“, so Dr. Pedroso.
Wild wachsende Pflanzen ergänzen Speiseplan
Neben solchen problematischen Anpassungsstrategien entdeckten die Forschenden aber auch positive Bewältigungsmechanismen, etwa den Gebrauch vernachlässigter oder unzureichend genutzter Pflanzenarten. „Es gibt in Mosambik diverse Wildkräuter wie den stacheligen Amaranth oder Früchte wie die Bedornte Affenorange, die einen positiven Einfluss auf die Vielfalt der Mahlzeiten und die Versorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen haben können. In den von Naturkatastrophen und Krisen besonders betroffenen Regionen konnten wir ein breites Wissen der Bevölkerung über diese Pflanzen ermitteln, in anderen Teilen des Landes ist es ausbaufähig“, so Prof. Dr. Sabine Schlüter, Projektleiterin vom ITT.
Daher entwickelten die Partner Online-Trainingskurse zu diesen Sorten. Multiplikator*innen vor Ort sollen so ein tiefergehendes Wissen über diese alternativen Ernährungsmöglichkeiten erhalten und dieses an die Landbevölkerung weitergeben. Zudem wurden Kochkurse zu Wildgemüse und dürreresistenten Pflanzen entwickelt und an lokale Gemeinden sowie Köch*innen in Schulen, Kindergärten, Waisenhäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen übermittelt.
Aufbau eines Studienangebots
„Der Kern unseres Wissenstransfers nach Mosambik ist der Aufbau eines neuen Masterstudiengangs zu Lebensmittel- und Ernährungssicherheit im Kontext von Naturkatastrophen, der im August 2023 an der Universität Rovuma im Norden des Landes mit 45 Studierenden startete. In vier Semestern erhalten sie Einblicke die Thematik der Ernährungsunsicherheit unter dem besonderen Einfluss von steigender Klimavariabilität und sich häufenden Naturkatastrophen. Zudem geht es um das grundlegende Verständnis von Agrar- und Ernährungssystemen, um eine nachhaltige Verbesserung der Ernährungssicherheit zu erreichen“, sagt Schlüter. Mittelfristig sollen so Kompetenzen zur Bewältigung künftiger Krisen im Land aufgebaut werden. Darüber hinaus wurden diverse Workshops mit Stakeholdern, Wissenschaft und Ministerien organisiert. Gesichert wird der künftige Wissensaustausch über eine neu vereinbarte Hochschulpartnerschaft zwischen der TH Köln und den Universitäten in Mondlane und Rovuma.
Über das Projekt
Das Vorhaben FEMOZ (Stärkung der Widerstandsfähigkeit des ländlichen Ernährungsumfeldes im Kontext des Katastrophenrisikos und des Klimawandels in Mosambik) wurde von März 2021 bis März 2025 durchgeführt. Projektpartner waren das Institute for Natural Resources Technology and Management und das Institut für Informationswissenschaft der TH Köln, die Frankenförder Forschungsgesellschaft sowie aus Mosambik die University Eduardo Mondlane, die Universidade Rovuma, das Technical Secretariat for Food Security and Nutrition, das National Institute for Disaster Management, das Network of Food Sovereignty Organizations, die Rural Association for Mutual Aid und die Solar Power Stores. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung förderte das Projekt mit rund 1,4 Millionen Euro.
Die TH Köln zählt zu den innovativsten Hochschulen für Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind über 21.000 Studierende in etwa 95 Bachelor- und Masterstudiengängen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinäres Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen Aktivitäten machen uns in vielen Bereichen zur geschätzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.
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