"Rabiat: Scheißjob Lehrer?" am Montag, 14.8., in der ARD Mediathek und im Ersten
Bremen (ots)
Komfortable Verbeamtung, stattliches Gehalt, jede Menge Ferien und fast immer ab mittags frei, zudem eine Respektsperson im Ort - Lehrersein war mal nah am Traumjob. Das ist lange vorbei. Immer mehr Lehrer und Lehrerinnen schmeißen reihenweise hin und Nachwuchs an den Unis ist kaum in Sicht. Offiziell fehlen 30.000 Lehrkräfte bis 2030, Bildungsforscher gehen sogar von bis zu 150.000 aus. Wie konnte das passieren? "Rabiat"-Reporterin Claudia Euen stellt die Titelfrage: "Rabiat: Scheißjob Lehrer?".
Zu sehen ist "Rabiat: Scheißjob Lehrer?" von Radio Bremen am Montag, 14. August 2023, ab 5:30 Uhr in der ARD Mediathek und um 0:15 Uhr im Ersten (in der Nacht von Montag auf Dienstag). Der File steht für akkreditierte Pressevertreterinnen und -vertreter im Vorführraum des ARD-Presseservice Das Erste zur Ansicht bereit.
Nora Oehmichen unterrichtet seit 17 Jahren Geschichte, Französisch und Ethik. Doch die Ludwigsburger Gymnasiallehrerin hadert mit der Schule. Obwohl ihre eigenen Kinder mittlerweile groß sind, arbeitet sie weiter in Teilzeit. Lärm, übervolle Klassenzimmer, ständig Zusatzaufgaben und dauernd Vertretungsunterricht stressen zu sehr. Und: Schule, wie sie heute funktioniert, ist für sie nicht mehr zeitgemäß: Das strenge Bewertungssystem, veraltete Lehrpläne und der fehlende Blick auf die Kinderseele haben sie mürbe gemacht. "Ich muss eine bestimmte Anzahl von Klassenarbeiten schreiben und die müssen für alle gleich sein. Das frustriert mich", sagt Nora. Sie engagiert sich bei den "Teachers for Future", kämpft für eine Reform im Bildungswesen und überlegt, ihren Job ganz hinzuschmeißen.
Julia Hehl ist diesen Schritt gerade gegangen. Die 31-Jährige hat in München sechs Jahre an öffentlichen und privaten Gymnasien gearbeitet, 9,5 Stunden pro Tag in der Schule verbracht, am Wochenende die Klassenarbeiten korrigiert und am Ende keinen Ausweg mehr gesehen: "Man hetzt von Klasse zu Klasse und kann das gar nicht so erfüllen, wie man es erfüllen möchte", sagt Julia. Was ihr auch nicht gefiel: keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten.
Besserung ist nicht in Sicht. An den Unis sinkt die Zahl der Lehramtsstudierenden. Lena Busch hat nach fünf Semestern ihr Studium in Halle erstmal auf Eis gelegt. "Zu wenig Didaktik und Pädagogik, zu viel Theorie", sagt die Studentin und fühlt sich damit nicht auf ihr Berufsfeld "Grundschule" vorbereitet.
Sie ist nicht die einzige, die an einem starren, undurchlässigen Bildungssystem verzweifelt. Fidaa Alsilek floh aus Syrien nach Deutschland. Der studierte Englischlehrer kämpfte jahrelang um seine Anerkennung, bis er in Stendal in Sachsen-Anhalt eine Art Lehrer zweiter Klasse werden durfte.
Dabei ist jede fehlende Lehrkraft ein Desaster. Ca. 30.000 von ihnen fehlen offiziell bis 2030, manche Bildungsforscher gehen von bis zu 150.000 fehlenden Lehrkräften aus. Die Bildungskrise kam mit Ansage. Eine vorhersehbare Pensionierungswelle trifft auf steigende Geburten-und Zuwanderungszahlen. Alles lange bekannt, doch gegengesteuert wurde kaum. Nun ist überall Alarm: in den Schulen, weil viel zu viel Unterricht ausfällt und die Leistungen sinken, und in den Elternhäusern, weil die Angst ausbricht.
"Rabiat"-Reporterin Claudia Euen hat selbst zwei schulpflichtige Kinder und fragt sich angesichts der dramatischen Stundenausfälle, wie sie ihren Abschluss eigentlich schaffen sollen. "Rabiat: Scheißjob Lehrer?" unternimmt eine ehrliche, ernüchternde Bestandsaufnahme eines einstmals ehrenwerten Berufs, den zu wählen man aktuell schwer empfehlen kann.
"Rabiat: Scheißjob Lehrer?" ist eine Produktion der Sendefähig GmbH im Auftrag von Radio Bremen (Redaktion Michaela Herold) für die ARD Mediathek und Das Erste 2023.
"Y-Kollektiv"
2016 startete das "Y-Kollektiv" als Format von funk, dem Content-Netzwerk von ARD und ZDF: Journalismus auf YouTube, junge Journalistinnen und Journalisten der Generation Y erzählen die Welt, wie sie sie sehen. Im Laufe der Jahre hat sich das "Y-Kollektiv" mit über eine Million Abonnentinnen und Abonnenten bei YouTube und über 100.000 Followern bei Instagram eine beachtliche Community aufgebaut. Die liebt die klare, offene Herangehensweise des Kollektivs, die Nähe und Bereitschaft zur Diskussion. Mit "Rabiat" kam 2018 der erste Schritt ins TV. Ab 13. Juli 2023 konzentrieren die Macherinnen und Macher des "Y-Kollektiv" nun alle Reportagen in der ARD Mediathek: Immer montags erscheinen dann neue "Y-Kollektiv"-Reportagen in der ARD Mediathek im Wechsel mit "Rabiat by Y-Kollektiv"-Produktionen in der ARD Mediathek bzw. im Ersten.
Fotos sind unter ARD Foto abrufbar.
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