Pressemeldung: Frauen, die Wissen schaff(t)en!
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Frauen, die Wissen schaff(t)en!
Welttag der Wissenschaftlerinnen: Spannende Vorbilder für Frauen und Mädchen im Klimahaus
Bremerhaven, 6. Februar 2025: Sie heißen Jewel, Eunice oder Insa, aber auch Friederike, Johanna oder Annika und haben sich als Wissenschaftlerinnen einen Namen gemacht. Zu erleben sind sie im Klimahaus Bremerhaven, das angesichts des seit 2015 weltweit begangenen „Tag der Frauen und Mädchen in der Wissenschaft“ am 11. Februar den Blick auf die Leistungen von Naturforscherinnen, Meereswissenschaftlerinnen, Meteorologinnen oder Klimaforscherinnen wirft. „Weltweit geht viel Potenzial verloren, da zu wenige hoch qualifizierte und gut ausgebildete Frauen in der Forschung arbeiten. Die Wissenschaft braucht aber mehr Frauen, die sich mit ihrer Forschung aktiv für das Gelingen der größten Herausforderung der Menschheit einsetzen,“ beklagt Ingrid Hayen, Geschäftsführerin der weltweit einmaligen Wissens- und Erlebniswelt.
Sie ergänzt: „Im Klimahaus können wir Frauen und Mädchen, die sich für einen sicherlich spannenden Weg in den Wissenschaften interessieren, zahlreiche motivierende Vorbilder anbieten.“
Eunice Newton Foote
Die Amerikanerin Eunice Newton Foote (1819-1888) war eine Naturforscherin mit dem Spezialgebiet Atmosphärenchemie und Gase. Im Laufe ihrer Forschungsarbeit führte sie insgesamt 1.856 Experimente zur Wechselwirkung zwischen Sonneneinstrahlung und unterschiedlichen Gasen durch. Ihre Ergebnisse zeigten erstmals, dass es einen Zusammenhang zwischen der Temperatur und der CO2-Konzentration in der Atmosphäre gibt. Damit war sie vor mehr als 150 Jahren als eine der ersten dem heute sogenannten Treibhauseffekt auf der Spur. Zudem war Eunice Newton Foote eine der ersten Frauen, die ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse veröffentlichte. Als ihre Forschungsarbeit 1856 auf einer wissenschaftlichen Tagung vorgestellt wurde, war aber nicht sie diejenige, die sie präsentierte, sondern ein männlicher Kollege. Als Frau, Amateurforscherin und Amerikanerin blieb sie in der männlich und europäisch dominierten Wissenschaftslandschaft weitgehend unbemerkt. Daher wurde sie im Laufe der Zeit vergessen und ihre Pionierarbeit erst im Jahr 2010 wiederentdeckt. Im Klimahaus ist die Veröffentlichung ihrer Forschungsergebnisse 1857 als ein wichtiger Meilenstein der Klimakommunikation im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung KLIMA_X aufgeführt. Die Sonderausstellung macht den Zusammenhang zwischen Klimawissen, Emotionen und Klimakommunikation deutlich und läuft noch bis November 2025. Übrigens: Zusammen mit ihrem Ehemann betätigte sich Eunice Newton Foote auch als Hobby-Erfinderin und meldete mehrere Patente an, beispielsweise für nicht quietschende Gummischuhsohlen.
Jewel Toloa
In der Südsee setzt sich die studierte Meereswissenschaftlerin Jewel Toloa aktuell unter anderem dafür ein, dass die rund 1.500 Bewohner der drei Atolle, die als Tokelau bekannt sind, Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Sie ist zudem für die Regierung von Tokelau als Umwelt-, Klima- und Katastrophenschutzmanagerin aktiv. Wie herausfordernd dies ist, zeigt der Blick auf die Karte: Tokelau ist wegen seiner besonderen Topografie vom steigenden Meeresspiegel bedroht, während die Menschen dort so gut wie nichts zur Klimakrise beigetragen haben. Unter dem Motto „We are not drowning, we are fighting“ stemmt sich Jewel Toloa mit vielen anderen gegen den Untergang ihrer Heimat und engagiert sich mit ihrer fachlichen Expertise für den Erhalt und die Verbesserung der Lebensgrundlagen vor Ort. Informationen und einen Eindruck des Südseejuwels sind im Klimahaus in der Reisestation Samoa zu bekommen: Gleich nebenan wurde der Tokelau-Raum eingerichtet. Übrigens: Neben ihrer hauptamtlichen Tätigkeit ist Juwel Taloa gemeinsam mit ihrem Bruder Vaniah – eine der Hauptfiguren in der Reisestation Samoa - auch musikalisch unterwegs.
Johanna Brehmer-Moltmann, Julia Gutting und Regine Kerschner
Dass gerade ein gemischtes Wissenschaftler-Team auf der Neumayer Station in der Antarktis seiner Arbeit nachgeht, ist heute normal, bis vor rund 30 Jahren war das unmöglich. Forschungsgeschichte schrieben dann 1990 neun Frauen, die als reine Frauen-Expedition auf der Georg-von-Neumayer-Station überwinterten. Seit 1996 sind gemischte Teams die Regel, der Anteil an Frauen liegt im Durchschnitt bei leicht unter 50 Prozent. 2025 gehören Johanna Brehmer-Moltmann als Geophysikerin und Regine Kerschner als Elektroingenieurin zum neun-köpfigen Überwinterungsteam und halten die deutsche Forschungsstation in der Antarktis am Laufen. Geleitet wird ihre Arbeit von Julia Gutting, Notärztin und Fachärztin für Viszeralchirurgie und Anästhesie. Dabei sind die Frauen und Männer während der Wintermonate auf sich allein gestellt, da die Transportwege zur Station in dieser Zeit aufgrund von Eisausdehnung, extremen Wetterbedingungen und Dunkelheit nur eingeschränkt beziehungsweise überhaupt nicht nutzbar sind. Eindrücke davon vermittelt die Reisestation Antarktis im Klimahaus Bremerhaven mit ihren Videos, der Stippvisite in der „Kühlkammer“ und zahlreichen Original-Ausrüstungsgegenständen der Neumayer-Station II.Mit ihrer Forschungsarbeit sind die Wissenschaftlerinnen in einer der Kühlkammern des globalen Klimasystems aktiv - was dort passiert, geht die Menschheit an. Damit diese weiß, was dort in der Atmosphäre, auf und unter dem Eis passiert, muss jemand vor Ort sein und das messen und den technischen Betrieb der Station sowie der Instrumente sicherstellen. So werden die jahrzehntelangen Messreihen nicht unterbrochen. Das gilt auch für die Erdbeben-Daten, die in der Antarktis erhoben werden – die Geophysik-Station vor Ort kann Erdbeben aus der ganzen Welt registrieren!
Dr. Insa Thiele-Eich
„Leider gibt es in unserer Gesellschaft noch zu oft die Chance, die ‚erste Frau‘ zu sein““, sagt Dr. Insa Thiele-Eich. Die promovierte Meteorologin und Klimaforscherin arbeitet an der Universität Bonn in der Grundlagenforschung für eine verbesserte Wetter- und Klimavorhersage und den Zusammenhang zur menschlichen Gesundheit. Sie möchte Vorbild sein für Mädchen und junge Frauen – aber gemeinsam mit ihrem Mann auch Jungen und Männern zeigen, dass sich Familie und Beruf durch gleichberechtigte Elternschaft vereinbaren lassen. Die beiden haben fünf Kinder. Unter anderem auch für deren Zukunft setzt sich Insa Thiele-Eich als Stadträtin in der Kommunalpolitik ein. Bekannt geworden ist Insa Thiele-Eich aber wegen ihrer Ambitionen, als erste deutsche Frau ins All zu fliegen. Seit 2017 nimmt sie an einer theoretischen Ausbildung in Raumfahrttechnik teil, legt Tauch- und Flugprüfungen sowie Raketenstartsimulationen ab, übt die Schwerelosigkeit im Parabelflug, unternimmt Trainingseinheiten in der Humanzentrifuge und absolviert das Isolationstraining in Höhlen. Ihr Ziel ist eine zehntägige Wissenschaftsmission auf der Raumstation ISS. Die ansteckende Begeisterungsfähigkeit von Insa Thiele-Eich prägt auch die neue Klimahaus-Ausstellung „Wetterextreme“, deren Eröffnung in Kürze bevorsteht. Sie begrüßt die Besucher im Prolog-Film der neuen Dauerausstellung und nimmt diese anschließenden mit auf eine Fahrt durch die Atmosphäre bis hinaus ins All – und wieder zurück auf den (Erd-)Boden der Tatsachen, wo es um die aktuellen Herausforderungen und Chancen von Klimaschutz und Anpassung geht.
Prof. Dr. Friederike Otto
Eine prominente Rolle in der neuen Dauerausstellung „Wetterextreme“ im Klimahaus Bremerhaven spielt auch Prof. Dr. Friederike Otto, die dort die Berichte der sogenannten „Augenzeugen“ wissenschaftlich einordnet. Zudem spricht sie in den Videos auch über ihr Herzensthema, die soziale Ungerechtigkeit in Bezug auf Klimafolgen und Klimaanpassung. Die Physikerin und promovierte Philosophin hat sich mit ihrem Spezialgebiet, der Attributionsforschung, weltweit einen Namen gemacht. Zusammen mit einer internationalen Forschungsgruppe forscht sie am Imperial College in London zu Extremwetterereignissen und deren Zusammenhang mit der Klimaerwärmung. Mithilfe der Attributionsforschung oder „Zuordnungswissenschaft“ sind wir heute in der Lage, den Einfluss des Klimawandels auf konkrete Extremwetterereignisse zu beziffern. Durch die Attributionsforschung werden die Klimawandel-Auswirkungen auf unser Wetter mit konkreten Zahlen belegt und dadurch greifbarer. Friederike Otto betont in ihrer Arbeit aber auch, dass ein Wetterextrem allein noch keine Katastrophe ist – die Zerstörungskraft von Wetter hängt immer auch von der Gesellschaft ab, auf die es trifft. Gute Vorbereitung, Warnungen und ein gleichberechtigter Zugang zu Informationen und Schutzmaßnahmen können die Folgen abmildern. Friederike Otto wurde vom US-amerikanischen „Time Magazine“ 2021 zu einer der einhundert einflussreichsten Personen gekürt und 2023 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet.
Annika Brieber
Mit der Meteorologin und Klimakommunikatorin Annika Brieber hat das Klimahaus Bremerhaven eine Expertin für alle Fragen rund um Wetter, Klima und Extremwetter an Bord. Seit 2019 konzipiert sie die Inhalte der in Kürze öffnenden neuen Dauerausstellung „Wetterextreme“, ist für Sonderausstellungen wie „KLIMA_X“ zuständig und entwickelt mit Kolleginnen und Kollegen neue Vermittlungsangebote. Besucher der weltweit einmaligen Wissens- und Erlebniswelt können sie in den Wettershows des Hauses oder in den Medien erleben, wo sie regelmäßig als kundige Wettererklärerin vor Kameras und Mikrofonen steht.
Klimahaus Bremerhaven
Das Klimahaus Bremerhaven wird von nahezu 100 Prozent der Besucher weiterempfohlen und zählt mit über sieben Millionen Gästen zu den meistbesuchten Wissens- und Erlebniswelten Deutschlands. Aktuell machen drei sich ergänzende Ausstellungsbereiche das Klimahaus Bremerhaven als weltweit einmalige Klimaerlebniswelt zum globalen Vorreiter. In Kürze eröffnet mit „WETTEREXTREME“ ein vierter wissenschaftlich fundierter Erlebnisbereich.
Zentraler Ausstellungsbereich ist eine Reise um die Erde – immer entlang des achten Längengrades –die über fünf Kontinente an neun unterschiedliche Orte führt. Hier spüren die Besucher nicht nur die Temperaturen und Klimaverhältnisse von Wüsten, tropischen Regenwäldern und der Antarktis, sondern treffen auch auf große Aquarien mit See- und Süßwasserfischen oder Reptilien wie Schlangen und seltene Echsen. „Es macht erlebbar, wie vielfältig die Lebensräume unseres Planeten sind“ meint Reiseführer „Lonely Planet“ und kürt das Klimahaus 2021 zum Platz 5 der Top-Reiseziele Deutschlands.
Die „Perspektiven“ und das „World Future Lab“ komplettieren das Klimahaus, dessen Schirmherr seit 2022 der Minister für Wirtschaft und Klimaschutz, Dr. Robert Habeck, ist, der das Klimahaus Bremerhaven bei seinem Besuch im Juni 2022 als „eine Perle in der Museumslandschaft“ bezeichnete.
Mit seiner geschwungenen Glasfassade gilt das Gebäude als Wahrzeichen Bremerhavens und ist zugleich eines der architektonisch spannendsten Bauwerke Europas. Das Klimahaus ist im Rahmen des UNESCO-Programms „BNE 2030“ mit dem „Nationalen Preis - Bildung für nachhaltige Entwicklung“ von der UNESCO-Kommission ausgezeichnet worden. Als wissenschaftliche Einrichtung bereichert es die „Wissenschafts-Heimat-Stadt“ Bremerhaven. 2020 wurde es beim „Leading Culture Destination Award“ in der Kategorie „Climate Smart Award“, dem internationalen „Museums-Oscar“, als Sieger ausgezeichnet. Bob Geldof nennt das Klimahaus Bremerhaven einen „Liebesbrief an den Planeten“.
Freundliche Grüße i.A. Dörte Behrmann Pressereferentin
Klimahaus Bremerhaven – Es geht um die Welt!
Klimahaus Bremerhaven GmbH Am Längengrad 8 27568 Bremerhaven
Telefon: 0471 902030-20 Fax: 0471 902030-99 Mail behrmann@klimahaus-bremerhaven.de Internet www.klimahaus-bremerhaven.de
Geschäftsführerin: Ingrid Hayen Amtsgericht Bremen HRB: 39609 USt-IdNr: DE 367911681
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