Schlagseite an der Börse
Die "Glorreichen Sieben" und die Gefahren für Anleger
Itzehoe (ots)
Das Börsenjahr 2023 war gut. Und es war ein ganz besonderes - dessen sollten sich Anleger bewusst sein, mahnt Jörg Wiechmann, Geschäftsführer des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Denn die Börse zeige eine historische Schlagseite.
Der Aktienmarkt sei keine Einbahnstraße, betont er. Stets habe es nach Jahren der Euphorie eine Richtungsumkehr mit starken Kursverlusten gegeben: "Die Börse bewegt sich in Zyklen", und Aktionäre sollten vorsichtig werden, wenn sie sich am wohlsten fühlten und in der Gesellschaft anderer euphorischer Aktionäre befänden, so der Experte.
Dennoch sieht er jetzt nicht die Zeit für den Rückzug gekommen. Das einzelne gute Börsenjahr 2023 sei, erst recht nach dem Crash-Jahr zuvor, nicht vergleichbar mit Börsenblasen, die sich über Jahre aufgebaut hätten. Vor allem aber täusche der Blick auf die Index-Ergebnisse, denn in der Breite sei es am Aktienmarkt nicht so gut gelaufen, wie es aussehe. Wiechmann erläutert: "In geradezu historischem Ausmaß war das Börsenjahr getragen von wenigen, besonders stark gelaufenen Aktien."
Gemeint sind die "Glorreichen Sieben" Apple, Amazon, Alphabet, Microsoft, Facebook, Tesla und Nvidia, denen die Euphorie um Künstliche Intelligenz Kursgewinne von durchschnittlich mehr als 70 Prozent beschert habe. "Da es sich bei ihnen um die größten Firmen der Welt handelt, haben sie auch die großen Börsen-Indizes ordentlich nach oben gezogen", sagt der IAC-Geschäftsführer.
Das Problem: Sinken die Kurse der Index-Schwergewichte, ist die negative Wirkung deutlich zu spüren. "Und bis das passiert, ist es nur eine Frage der Zeit, weil die Börse eben keine Einbahnstraße ist." Das sei gefährlich vor allem für Anleger in Index-Fonds oder ETF, warnt Wiechmann. Wer nicht um die Schlagseite der Börse wisse, könne das Risiko für das eigene Geld nicht abschätzen. Andererseits biete die Situation eine Chance: Neben den mittlerweile teuren "Glorreichen Sieben" gebe es viele Aktien, die teils extrem günstig seien. "Deshalb sollten Anleger aktuell noch mehr als sonst auf eine gute Streuung ihres Aktienportfolios achten."
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