Innovationen der MEDICA 2000 - Neuartige Medizintechniken helfen Menschen mit gebrochenen Beinen, kranken Herzen oder ohne Gehör
Düsseldorf (ots)
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung präsentiert Projekte aus seinem Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik
Michael Schumacher kennt es, und jeder Fußballer, der sich schon einmal das Schienbein gebrochen hat, auch: Eine Platte aus Stahl oder Titan wird am Knochen befestigt, um dem Bein wieder Halt zu geben. Doch die etablierte Operationsmethode hat einen gravierenden Nachteil: Ist der Knochen erst verheilt, müssen die Chirurgen erneut ans Werk. Das Metall muss wieder entfernt werden, was die Zeit der Rekonvaleszenz verlängert.
Am Institut für Werkstoffkunde der Universität Hannover forscht man daran, Magnesium-Legierungen statt der üblichen Stahl- und Titanplatten zu verwenden. Vorteil: Wie Operationsfäden, die nach der Wundheilung einfach verschwinden, könnte auch das Metall langsam vom Körper abgebaut werden. Derzeit werden die Magnesiumstifte an Meerschweinchen erprobt. So will man herausfinden, ob die Metallstifte biokompatibel sind und keine allergischen Reaktionen auslösen.
Dieses Projekt ist beim "Innovationswettbewerb zur Förderung der Medizintechnik" im vergangenen Jahr ausgezeichnet worden. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung BMBF vergibt im Zusammenhang mit diesem Wettbewerb, der auf der MEDICA 2000 in Düsseldorf (22. - 25. November) zum zweiten Mal präsentiert wird, wieder Fördermittel im Gesamtvolumen von drei Millionen DM.
88 Projekte haben sich in diesem Jahr um die Förderung beworben, die bis zu 500.000 DM pro Vorhaben beträgt. Überwiegend sind es dabei Projekte zu bildgebenden Verfahren, aber auch viele Vorhaben, die sich um kardiologische oder orthopädische Probleme drehen. Die (erst kurz vorher ermittelten) Gewinner werden - wie die meisten der Sieger von 1999 - auf der MEDICA vorgestellt.
Die Medizintechnik gilt als einer der härtesten und attraktivsten Märkte der Welt - auch deshalb hat das BMBF den Preis ausgeschrieben, um bestehende Stärken Deutschlands auf diesem Gebiet zu sichten und auszubauen. Eines der Vorzeigeprojekte läuft im Fraunhofer-Institut für angewandte Optik und Feinmechanik in Jena. Hier wird daran forscht, künstliche Aorten-Herzklappen über einen Katheter einzusetzen, ohne am offenen Herzen zu operieren. Noch schwieriger: Der Operateur soll die Herzklappen sogar in den schlagenden Herzmuskel einnähen.
Patienten müssten ohne die offene Operation wesentlich weniger Belastungen ertragen, und der Kreis der therapierbaren Patienten ließe sich erweitern. Auch kann man durch den geringeren Operationsaufwand und die kürzere Zeit der Rekonvaleszenz erheblich Geld sparen, hofft das Fraunhofer-Institut. Derzeit laufen Versuche an Schweinen, frühestens in drei Jahren, so heißt es, ist man so weit, das Verfahren auch beim Menschen einzusetzen.
Innovative Medizintechnik steckt auch in einem implantierbaren Mikrofon für Gehörlose, das von der HNO-Universitätsklinik Dresden entwickelt wird. Das Problem: Gehörlose Kinder mit so genannten Cochlea Implantaten müssen einen Teil des Gerätes, der unter anderem Mikrofon, Batterie und Sender enthält, außen am Ohr tragen. Der andere Teil, der Schallschwingungen im Ohr nachbildet, ist dagegen fest implantiert. Gerade Kleinkinder sind die größte Gruppe der Patienten, die Cochlear-Implantate brauchen - doch Kinder strapazieren die Geräte beim Spielen auch am meisten, weshalb sie häufig funktionsuntüchtig sind.
Die Dresdener Gruppe will die Schallschwingungen der Gehörknöchelchen-kette mit einem wassergefüllten Säckchen abgreifen und über ein Schlauchsystem zu einem Piezokeramik-Mikrofon leiten. Im ersten Schritt des Projektes geht es darum, eine optimale Konfiguration des empfindlichen Mikrofons und eines möglichst verlustarmen Überträgers der Schwingung zu finden. Beides muss zudem ohne Nebenwirkungen in den Knochen hinter dem Ohr eingepflanzt werden können. Im zweiten Schritt wird das implantierbare Mikrofon in Kurz- und Langzeit-Tierversuchen erprobt.
Die Vermeidung von Herztransplantationen steht im Vordergrund eines Projektes, das die Klinik für Thorax- und kardiovaskuläre Chirurgie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf betreibt. Eine pneumatische Herzmanschette soll dabei die Herzfunktion bei akuter oder chronischer Herzschwäche unterstützen oder aber sogar die Herzfunktion übernehmen. Die netzartige Manschette wird um die Herzkammer herumgezogen, über der linken Herzkammer liegen die in die Manschette eingearbeiteten Pumpkissen. Zieht sich der Herzmuskel nicht mehr richtig zusammen, kann man mit Hilfe dieser Pumpkissen direkt Druck auf die Herzkammer ausüben - und das Herz so variabel in seiner Funktion unterstützen. In Versuchen mit Schweinen, bei den experimentell eine Herzschwäche erzeugt wurde, werden die Pumpmanschetten über mehrere Monate geprüft. Auf der MEDICA 2000 werden verschiedene Bereiche der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität auch vertreten sein auf dem Gemeinschaftsstand "Forschungsland NRW", Halle 4 B21.
Die Veranstaltung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und die Vorstellung der Sieger des Innovationswettbewerbs findet am Freitag, dem 24.11., von 9.30 bis 13 Uhr im Raum 01 im Erdgeschoss des CCD. Süd, Messegelände Düsseldorf, statt.
Zur weltgrößten Medizinmesse MEDICA 2000 präsentieren vom 22. bis 25. November in Düsseldorf über 3.400 Aussteller aus 58 Ländern innovative Produkte und Dienstleistungen für Arztpraxis und Krankenhaus. In Anknüpfung an das sehr gute Vorjahresergebnis werden rund 120.000 Fachbesucher aus der ganzen Welt erwartet.
Messe Düsseldorf GmbH Pressereferat MEDICA/ ComPaMED 2000 Martin-Ulf Koch Kerstin Schmidt Tel.: +49(0)211/4560-444/-549 Fax: +49(0)211/4560-8548 Email: KochM@messe-duesseldorf.de
Original-Content von: MEDICA, übermittelt durch news aktuell