Bessere Unterstützung der Sozialarbeiter*innen in Geflüchtetenzentren , PI Nr. 128/2023
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Bessere Unterstützung der Sozialarbeiter*innen in Geflüchtetenzentren
Eine Gruppe von Wissenschaftler*innen der Universität Konstanz und den NGOs „vivo international“ und „Freundeskreis Asyl Karlsruhe“ entwickelt ein Ausbildungsprogramm, mit dem Mitarbeitende in der Flüchtlingssozialarbeit entlastet werden sollen. Das Land Baden-Württemberg unterstützt das interdisziplinäre Modellprojekt mit rund 3,7 Millionen Euro.
Gesundheit, guter Schlaf und seelische Kraft sind nicht nur Voraussetzung für Wohlbefinden, sondern auch für die Fähigkeit zur Integration in eine neue Lebenssituation. Deshalb ist es nicht nur eine Frage der Humanität, sondern auch von gesellschaftlichem Interesse, Belastungen bei Geflüchteten und ihre Folgen auf Gesundheit und Integrationsfähigkeit frühzeitig zu erkennen. Geflüchtete Menschen haben vor und auf der Flucht Unterschiedliches erlebt. Manche Personen sind resistenter gegenüber Stress und traumatischen Erfahrungen als andere. Hohe Belastung zeigt sich z. B. in Schlafstörungen oder Schmerzen. Bei massiven, wiederholten Belastungen, die nicht durch Beratung und Unterstützung aufgefangen werden, können sich psychische und gesundheitliche Schäden entwickeln. All dies beeinträchtigt die Integration in eine neue Umgebung.
Ausbildungsprogramm für Gesundheitspatinnen und -paten
Angesichts der hohen Zahlen Geflüchteter, von denen sehr viele unter starken Belastungen leiden und der Beratung bedürfen, stoßen Mitarbeiter*innen in Geflüchteten-Einrichtungen längst an die Grenzen ihrer Betreuungsmöglichkeiten. Daher entwickelt das Projektteam unter der Federführung der Psychologinnen Maggie Schauer, Katalin Dohrmann und Brigitte Rockstroh sowie der Wirtschaftswissenschaftlerin Anke Höffler ein Ausbildungsprogramm für Gesundheitspatinnen und -paten, Personen aus demselben Kulturkreis mit Migrations- und zum Teil auch Fluchterfahrungen und Sprachkompetenz in der Sprache der Geflüchteten. Damit sind Gesundheitspatinnen und -paten auch gut geeignet, um Hürden für Geflüchtete, die Beratungswunsch und -bedarf haben, zu senken.
Im Projekt werden Gesundheitspatinnen und -paten geschult, die Schwere der psychischen und gesundheitlichen Belastung festzustellen – ein erster wichtiger Schritt für eine bedarfsgerechte Unterstützung. Dafür nutzt das Projekt mit dem „Refugee Health Screener“ ein bewährtes, bereits vielfach eingesetztes und in vielen Sprachen verfügbares Instrument. Im zweiten Schritt wird ein je nach Belastungsschwere angepasstes Beratungsangebot konzipiert, das die Gesundheitspatinnen und -paten in individuellen Gesprächen vermitteln.
Begleitstudie evaluiert Effizienz und Effektivität des neuen Ausbildungskonzepts
Studien belegen bereits, dass man Laien im Gesundheitssystem für die Durchführung von Screenings und Beratung ausbilden kann. Effizienz und Effektivität des neuen Ausbildungskonzepts wird dennoch in einer wissenschaftlichen Begleitstudie evaluiert: Die Begleitstudie wird prüfen, inwieweit die Belastungsschwere differenziert erfasst werden kann und die individuell gestufte Beratung die Entwicklung schwerer, chronifizierter Störungen verhindert. Die Evaluation der Maßnahmen wird darüber hinaus auch den Aspekt des Kosten-Nutzens einbeziehen. Wie viel kosten diese Maßnahmen, und wie viel Kosten ersparen sie möglicherweise dem Gesundheitssystem? Das ist wichtig, um eine klare Empfehlung für Infrastrukturmaßnahmen abgeben zu können.
Zielgruppe sind Geflüchtete in vorläufiger Unterbringung
Das Beratungstraining im Erkennen und Umgang mit Belastung wird in Konstanz von psychotraumatologisch geschulten und erfahrenen Mitarbeitenden von vivo international organisiert. Diese begleiten Gesundheitspatinnen und -paten auch supervisorisch bei ihrer Beratungsarbeit. Zielgruppe sind Geflüchtete in vorläufiger Unterbringung in den Zentren Konstanz und Karlsruhe, in letzterem werden Ausbildung und Beratung vom Freundeskreis Asyl durchgeführt.
Die Förderung durch das Land Baden-Württemberg wird in erster Linie für Personal eingesetzt, Gesundheitspatinnen und -paten, Sprachmittler*innen und die Ausbilder*innen.
Faktenübersicht:
- Kooperationsprojekt entwickelt und evaluiert Maßnahmen zur Betreuung Geflüchteter in Baden-Württemberg, um Mitarbeitende in der Flüchtlingssozialarbeit zu entlasten.
- Entwickelt und umgesetzt wird das Projekt von Wissenschaftler*innen der Universität Konstanz sowie den NGOs „vivo international“ und „Freundeskreis Asyl Karlsruhe“
- Ziel ist die Ausbildung von Gesundheitspatinnen und -paten für das Screening von Belastungsschwere und niederschwellige Beratung
- Maßnahmen werden auf Effektivität und unter dem Kosten-Nutzen-Aspekt evaluiert
- Unterstützt vom Land Baden-Württemberg mit rund 3,7 Millionen Euro.
Hinweis an die Redaktionen:
Ein Foto kann im Folgenden heruntergeladen werden:
Bild: https://www.uni-konstanz.de/fileadmin/pi/fileserver/2023/bessere_unterstuetzung.jpg
Bildunterschrift: Im Ausbildungsprogramm werden Gesundheitspatinnen und -paten geschult, die Schwere der psychischen und gesundheitlichen Belastung Geflüchteter festzustellen. Damit sollen Mitarbeitende in der Flüchtlingssozialarbeit entlastet werden.
Copyright: Maggie Schauer
Kontakt: Universität Konstanz Kommunikation und Marketing E-Mail: kum@uni-konstanz.de
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