Beste Arbeiten zu Ernährung und Lebensmitteln ausgezeichnet
Beste Arbeiten zu Ernährung und Lebensmitteln ausgezeichnet
Das wissenschaftliche Zentrum für Ernährung, Lebensmittel und nachhaltige Versorgungssysteme (ELVe) an der Hochschule Fulda hat herausragende Abschlussarbeiten mit dem ELVe-Nachwuchspreis prämiert.
Einmal im Jahr vergibt das wissenschaftliche Zentrum an der Hochschule Fulda den ELVe-Nachwuchspreis für die besten Abschluss- und Projektarbeiten. Neun herausragende Abschlussarbeiten waren dieses Mal im Rennen. „Alle Arbeiten waren preiswürdigt, es gab nur marginale Punktunterschiede“, betonte Dr. Catharina Jansen, Mitglied des Vorstands des ELVe, bei der Preisverleihung. Auch das thematische Spektrum war wieder ausgesprochen breit: Es reichte von zellbiologischen Fragestellungen über Optimierungsansätze bei der Ernährungsberatung bis hin zur Frage von Fleischkonsum und Männlichkeit in Zeiten des Klimawandels.
Messung von oxidativem Stress
Über die Auszeichnung im Schwerpunkt Ernährung durfte sich Nina Sonntag (27) freuen. Sie erhielt den ELVe-Nachwuchspreis für ihre experimentelle zellbiologische Arbeit, in der sie einen Biomarker, ein Werkzeug zur Messung von oxidativem Stress im Humanserum, entwickelt und validiert hat. Oxidativer Stress fördert entzündliche Prozesse im Körper und wird mit einer Vielzahl an chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Biomarker für oxidativen Stress im Humanserum können beispielsweise für die Bewertung des Behandlungserfolgs von Krankheiten relevant sein. Die Absolventin habe „wissenschaftliches Neuland betreten“, lobte die Jury. Die ausgesprochen ambitionierte Arbeit sei zudem auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau und „besteche durch eine Vielzahl gut ausgearbeiteter molekularen, zellbiologischen und chemisch-analytischen Methoden“.
Akzeptanz von Insekten auf dem Speiseplan
Im Schwerpunkt Lebensmittel ging die Auszeichnung an Manuel Girlach (24). Er untersuchte die Perspektive von Konsumentinnen und Konsumenten auf Insekten als alternative Proteinquelle. Seine Ergebnisse zeigen: Insekten können eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Fleisch darstellen und stoßen bei einem nicht unerheblichen Teil der Mensagäste durchaus auf Interesse. Doch für den Einsatz in der Gemeinschaftsverpflegung stellt die Akzeptanz der Verbraucherinnen und Verbraucher nach wie vor eine große Hürde dar. „Vor dem Hintergrund des gravierenden ökologischen Impacts unserer gegenwärtigen Ernährungssysteme und der tragenden Rolle der Gemeinschaftsverpflegung behandelt die Arbeit ein richtungsweisendes Thema“, urteilte die Jury und hob vor allem die konkreten Handlungsempfehlungen für die Praxis hervor.
Qualitätssicherung von Lehrküchen in der Reha
Für ihre Arbeit über die Lehrküchenveranstaltungen erhielt Anne Földesi (34) den ELVe-Nachwuchspreis. Lehrküchen sind Teil eines Methodenrepertoires, um Erkrankte im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen therapeutisch dabei zu unterstützen, sich auch zu Hause eigenständig gesundheitsbewusst zu ernähren. Für den Einsatz, die Rahmenbedingungen und die Durchführung von Lehrküchen gibt es bislang allerdings keine konkreten Vorgaben oder Kriterien. Mit ihrer Arbeit liefert die Absolventin Handlungsempfehlungen für die Qualitätssicherung und -verbesserung der Lehrküchenveranstaltungen und zugleich wichtige Grundlagen für das laufende Forschungsprojekt "Lehrküchen – Bestandsaufnahme und Empfehlungen für standardisierte Konzepte in der medizinischen Rehabilitation (LeKER)" am Fachbereich Oecotrophologie. Die „methodisch sehr gute Arbeit leistet einen wichtigen Beitrag zur Schließung einer Forschungslücke in der ernährungstherapeutischen Versorgung“, begründete die Jury ihre Auswahl.
Mit Kunst gegen Lebensmittelverschwendung
In der Kategorie beste Projektarbeit ging der Preis an eine Studierendengruppe, die sich dem Thema Lebensmittelverschwendung gewidmet hat mit dem Ziel, eine breite Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren und zugleich Möglichkeiten zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung aufzuzeigen. Dazu setzte das Projektteam auf einen innovativen und kreativen künstlerischen Ansatz sowie auf verschiedene Kommunikationskanäle. Neben mehreren künstlerischen Inszenierungen, die vor allem der Lebensmittelwertschätzung dienen sollten – unter anderem arbeitete die Projektgruppe mit einer Street-Art-Künstlerin –, entwickelten die Studierenden Bildungseinheiten für Schulklassen, einen Aktionsstand auf der Landesgartenschau sowie Workshops für die MINT-Labor-Tage. Auch ein Pinterest-Account und ein lokaler Zeitungsbeitrag entstanden. Die Arbeit leiste einen „richtungsweisenden Beitrag im Handlungsfeld nachhaltiger Ernährung“ und „zeuge von einem hohen Engagement sowie einer sehr guten Team- und Koordinationsfähigkeiten der Studierenden“, lobte die Jury.
Vertiefende Informationen zu den ausgezeichneten Arbeiten:
Schwerpunkt Ernährung
Preisträgerin: Nina Sonntag
Titel: „In vitro-Reportergen-Assay zur Untersuchung des oxidativen Loads von Humanserum“
Betreut von: Prof. Dr. Marc Birringer
Ziel und Gegenstand der Arbeit: Entwicklung und Validierung eines neuartigen in vitro-Reportergen-Assays, um die Aktivität des Keap1-Nrf2-Signalwegs zu messen und damit den oxidativen Stress im Humanserum zu bestimmen. Denn oxidativer Stress wird mit einer Vielzahl an chronischen Erkrankungen in Verbindung gebracht. Biomarker für oxidativen Stress im Humanserum können zum Beispiel für die Bewertung des Behandlungserfolgs von Krankheiten relevant sein. Im Rahmen der Arbeit wurde eine stabile HEK293-Reporterzelllinie verwendet, die mit Humanserumproben behandelt wurde. Die oxidative Belastung wurde durch drei Interventionen erhöht: eine Radfahreinheit unter Belastung, die Einnahme des Medikaments Tecfidera® und eine Ganzkörper-Kryostimulation.
Begründung der Auswahl: Die Kandidatin hat mir ihrer experimentellen Arbeit wissenschaftliches Neuland betreten. Die sehr ambitionierte Arbeit ist auf einem hohen wissenschaftlichen Niveau, sie ist methodisch außerordentlich gut gelungen und besticht durch eine Vielzahl von gut ausgearbeiteten molekularen, zellbiologischen und chemisch-analytischen Methoden.
Schwerpunkt Lebensmittel
Preisträger: Manuel Girlach
Titel: „Integration von insektenbasierten Mahlzeiten in das Speiseangebot der Mensa der Hochschule Fulda. Handlungsempfehlungen anhand der Ergebnisse eines Literaturreviews und einer Befragung“
Betreut von: Prof. Dr. Linda Chalupová
Ziel und Gegenstand der Arbeit: Die Arbeit widmet sich der Konsument*innenperspektive auf Insekten als alternative Proteinquelle – am Beispiel der Mensa der Hochschule Fulda. Die Arbeit beruht auf einem Mixed-Methods-Ansatz mit einem qualitativen systematischen Literaturreview einerseits und einer quantitativen, standardisierten Onlinebefragung von 333 Mensagästen der Hochschule Fulda andererseits. Ziel war es, Handlungsempfehlungen zu entwickeln, um Insekten in das Speiseangebot der Hochschule Fulda zu integrieren. Die Ergebnisse zeigen, dass Insekten eine ressourcenschonende und umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichem Fleisch darstellen können und dass sie ein wachsendes Marktpotenzial aufweisen. Dem Einsatz in der Gemeinschaftsverpflegung stehen allerdings eine Reihe von Herausforderungen entgegen. Neben rechtlichen, gesundheitlichen und organisatorischen Herausforderungen gilt die Akzeptanz seitens der Verbraucher*innen als große Hürde. Dennoch zeigt die Arbeit, dass es bei einem nicht unerheblichen Teil der Mensagäste durchaus Interesse an insektenbasierten Mahlzeiten gibt.
Begründung der Auswahl: Vor dem Hintergrund des gravierenden ökologischen Impacts unserer gegenwärtigen Ernährungssysteme und der tragenden Rolle der Gemeinschaftsverpflegung behandelt die Arbeit ein richtungsweisendes Thema, sie ist methodisch sehr gut und plausibel umgesetzt und liefert zugleich konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis.
Schwerpunkt Versorgung
Preisträgerin: Anne Földesi
Titel: „Bedeutung von Lehrküchen als Prozessbestandteil der Gruppen-Ernährungsberatung in Rehabilitationskliniken aus der Sicht von Ernährungsfachkräften“
Betreut von: Prof. Dr. Sigrid Hahn
Ziel und Gegenstand der Arbeit: Die Arbeit befasst sich mit dem Stellenwert einer bislang wenig erforschten ernährungsmedizinischen Interventionsmaßnahme. Sie identifiziert auf Grundlage eines qualitativen Forschungsdesigns, das heißt, qualitativen Interviews mit Ernährungsfachkräften, unter anderem die praktischen und strukturellen Herausforderungen in der Umsetzung von Lehrküchenveranstaltungen (LKV). LKV sind Teil eines Methodenrepertoires, um Erkrankte im Rahmen von Rehabilitationsmaßnahmen therapeutisch dabei zu unterstützen, sich eigenständig gesundheitsbewusst zu ernähren. Mittels LKV können die Betroffenen hierbei praktisch angeleitet und betreut werden. Allerdings gibt es für den Einsatz, die Rahmenbedingungen und die Durchführung von LKV bislang keine konkreten Vorgaben oder Kriterien. Die Arbeit liefert wesentliche Handlungsempfehlungen für die Qualitätssicherung und -verbesserung, darunter evidenzbasierte LKV-Konzepte und Ausstattungsstandards für Lehrküchen. Zugleich liefert sie wichtige Grundlagen für das laufende Forschungsprojekt "Lehrküchen – Bestandsaufnahme und Empfehlungen für standardisierte Konzepte in der medizinischen Rehabilitation (LeKER)" am Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule Fulda.
Begründung der Auswahl: Die Arbeit zeichnet sich durch eine sehr umfassende und gründliche Durchdringung des Themas aus und ist methodisch sehr gut umgesetzt. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Schließung einer Forschungslücke in der ernährungstherapeutischen Versorgung, sie ist damit nicht nur wissenschaftlich, sondern auch praktisch relevant.
Beste Projektarbeit
Preisträger: Projektgruppe „Lebensmittelverschwendung“
Titel: „Isst das Kunst oder kann das weg?!“
Betreut von: Prof. Dr. Rohtraud Pichner
Ziel und Gegenstand der Arbeit: Das Projekt hatte zum Ziel, eine breite Öffentlichkeit für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren und zugleich Möglichkeiten zu deren Vermeidung aufzuzeigen. Neben mehrerer künstlerischer Inszenierungen (unter anderem in Kooperation mit einer Street-Art-Künstlerin), die vor allem der Lebensmittelwertschätzung dienen sollten, entwickelte die Projektgruppe Bildungseinheiten für Schulklassen, einen Aktionsstand auf der Landesgartenschau sowie Workshops für die MINT-Labor-Tage. Zudem wurde eine bestehende Onlinepräsenz überarbeitet, ein Pinterest-Account erstellt und ein lokaler Zeitungsbeitrag initiiert. Die Projektarbeit beeindruckt nicht nur durch den innovativen und kreativen künstlerischen Ansatz, sondern auch durch das vielgestaltige Kommunikationsdesign zur Stärkung der Reichweite der entwickelten Inhalte.
Begründung der Auswahl: Die Arbeit leistet einen richtungsweisenden Beitrag im Handlungsfeld nachhaltiger Ernährung. Sie ist sehr praxisrelevant und zeugt von einem hohen Engagement und einer sehr guten Team- und Koordinationsfähigkeiten der Studierenden.
Dr. Antje Mohr Pressesprecherin Stabsstelle Wissenschaftskommunikation Hochschule Fulda Leipziger Straße 123 36037 Fulda Tel.: +49 661 9640-1050 E-Mail: antje.mohr@verw.hs-fulda.de www.hs-fulda.de