Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.
Journalistenpreis verliehen: Intensive Recherchen sorgen für mehr Verbraucherschutz
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Intensive Recherchen sorgen für mehr Verbraucherschutz
15 nominierte Beiträge, acht glückliche Preisträger:innen: Die Verbraucherzentrale NRW hat zum dritten Mal ihren Journalistenpreis verliehen
- Beiträge in fünf Kategorien ausgezeichnet
- Erstmals waren die besten drei Beiträge pro Kategorie nominiert
- Gewinnerbeiträge zeigen breites Spektrum der Verbraucherthemen
Zweifelhafte Lieferketten bei „grünem“ Kaugummi, Anlagebetrug mit Cannabis, unmoralisches Fußball-Glücksspiel für Kinder, risikoreiche Anlagetipps für Senior:innen und nachhaltig leben als Familie: Das sind die Themen der Gewinnerbeiträge beim Journalistenpreis der Verbraucherzentrale NRW. 22 Nominierte und zahlreiche Gäste fieberten mit bei der Preisverleihung am 24. September 2024. Zum dritten Mal verlieh die Organisation ihren Journalistenpreis. In fünf Kategorien wurde die Auszeichnung im historischen Düsseldorfer Maxhaus vergeben. Pro Kategorie gibt es ein Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro, gefördert aus Mitteln der Verbraucherschutzstiftung NRW. Die Verbraucherzentrale NRW würdigt mit dem Preis journalistische Arbeiten, die über Missstände aufklären, Verbraucherrechte stärken und betroffenen Menschen Lösungen anbieten.
Im glasüberdachten Innenhof des Düsseldorfer Maxhauses war am Dienstag die Spannung groß: Wer wird die Awards mit der blauen Feder mit nach Hause nehmen? Die Jury aus fünf Fachleuten hatte zuvor in drei Runden intensiv die Bewerbungen diskutiert. Welche Themen sind besonders bedeutsam? Welche Darstellung ist besonders gelungen? „Verbraucherjournalismus ist anspruchsvoll und oft mit umfangreichen Recherchen verbunden“, sagt Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. „Deshalb setzen wir mit diesem Preis ein Zeichen und stärken den Qualitätsjournalismus, der für Augenhöhe zwischen Verbraucher:innen und Anbietern sorgt, gerade in publizistisch schwierigen Zeiten.“
Die Jury aus Journalismus, Wissenschaft und Verbraucherschutz hat insgesamt 60 Beiträge gesichtet. Fast die Hälfte schaffte es in die finale Entscheidung. „Das zeigt die hohe Qualität der Einreichungen, viele Beiträge waren relevant und spannend“, so Schuldzinski. Die Siegerbeiträge erfüllen nach Ansicht der Juror:innen die Anforderungen der Bewertungskriterien in hervorragender Weise. „Verbraucherjournalismus kann den Menschen nicht nur Orientierung bieten im Dschungel der Angebote, sondern auch Hilfestellung. Im besten Fall können so Betrugsmaschen vereitelt, Regulierungen angestoßen und Verbraucher:innen gewarnt werden.“
Die Preisträger:innen 2024 im Überblick
Kategorie „Print/Online“: Jan-Lukas Schmitt und Lukas Zdrzalek, WirtschaftsWoche, für den Beitrag „Der Verlust der alten Dame“
Zertifikate sind eine problematische Geldanlage. Das wurde einer Seniorin aus dem westfälischen Oelde zum Verhängnis. Sie vertraute dem Rat ihrer Sparkasse und verlor 10.000 Euro. Jury-Mitglied Arne Meyer, Leiter des dpa-Landesdienstes in NRW, lobte die Autoren für ihr Gespür, den Vertrauensverlust der alten Dame und die Erklärung der komplizierten Geldanlage exzellent zusammenzubringen. „Schmitt und Zdrzalek schaffen es, das komplexe Thema Zertifikate verständlich zu machen – und mit ihrer quellenreichen Recherche aufzuzeigen, wie problematisch solche spekulativen Finanzprodukte für Sparer sein können.“ Diese Art des Vertriebs bei den Sparkassen hat auch bereits die Finanzaufsicht auf den Plan gerufen.
Kategorie „Video“: Marvin Mohr, ARD/WDR, für den Beitrag: „Glücksspiel für Kinder? – Wie FIFA & Co an Kids verdienen“
Für die Jury war klar: Dies ist eine wichtige Recherche. Dass bereits Kinder spielsüchtig werden können und die digitalen Mechanismen das stark forcieren, ist bisher viel zu wenig thematisiert worden. „Ein brisantes und relevantes Thema“, lobte Frank Stach, Mitglied der Jury, WDR-Journalist und ehemaliger Vorsitzender des DJV NRW. „Ich halte die Recherche zu dem noch relativ jungen Geschäftsmodell mit so genannten Lootboxen in Videospielen für außerordentlich wichtig. Der Film macht die Gefahren gerade für Kinder und Jugendliche deutlich sichtbar. Zudem ist es hervorragend dargestellt.“
Kategorie „Audio“: Andreas Becker und Nicolas Martin, Deutsche Welle, für den Podcast „Cannabis Cowboys – Die JuicyFields-Saga“
Mehr als ein Jahr befassten sich die beiden Autoren mit dem deutschen Start-Up „JuicyFields“, das Anleger:innen mit Traumrenditen lockte, sich finanziell am Anbau und Verkauf von medizinischem Cannabis zu beteiligen. Vor allem über Social Media-Kanäle fand die Firma Tausende, oftmals junge Menschen, die ihre Ersparnisse investierten und am Ende alles verloren. Über acht Folgen werden die Ergebnisse der investigativen Recherche als True Crime Podcast aufbereitet. Vor allem beim jüngeren Publikum soll die Botschaft ankommen: Sei skeptisch bei Angeboten, die zu gut sind, um wahr zu sein. „Das ist eine große Rechercheleistung und ein packender Podcast“, sagte Anne Schneider, Leiterin der Programmgruppe Wirtschaft Aktuell beim WDR, in ihrer Laudatio. „Andreas Becker und Nicolas Martin haben in mühseliger Kleinarbeit viele Fakten zusammengetragen und spannend aufbereitet. Ihr roter Faden: Folge dem Gras!“
Kategorie „Lokaljournalismus“: Ute Schwarzwald und Laura Lindemann, WAZ Rhein-Ruhr, für die Beiträge: „So geht Nachhaltigkeit: Acht Tipps, eine Familie“ / „Klima geschont, Geld gespart“
Welche kleinen Veränderungen sind leicht im Alltag umsetzbar, die nicht wirklich schmerzen, aber der Umwelt und dem Klima helfen? Die beiden Redakteurinnen suchten Probanden im Verbreitungsgebiet der WAZ und begleiteten eine fünfköpfige Familie drei Monate lang bei ihrem Selbstversuch – mit Berichterstattung in Print, Online und Social Media. Unter anderem auf einer aufwändigen Panoramaseite beleuchteten sie die „Big Points“ für mehr Nachhaltigkeit – ohne erhobenen Zeigefinger. „Herausgekommen sind verbrauchernahe Tipps mit Nachahmer-Potenzial. Davon möchten wir mehr im Lokaljournalismus sehen und hören“, betonte Vorstand Wolfgang Schuldzinski in seiner Laudatio. „Gerade vor Ort kann der Journalismus Beispiele und Erklärungen liefern, die die Menschen wirklich erreichen. Darum brauchen wir Lokaljournalismus in seiner Vielfalt und mit dem Gespür für die Nöte und Interessen der Verbraucher:innen vor Ort.“
Kategorie „Nachwuchs“: Morgane Llanque, Good Impact, für den Beitrag „Nicht so grünes Gummi“
Wo kommt der Stoff her, aus dem Kaugummis sind? Und wie steht es um die Lieferketten bei Start-ups, die mit nachhaltigem Kaugummi aus pflanzlichen Inhaltsstoffen werben – sogar zugunsten der indigenen Gemeinden in Mexiko und Guatemala? Morgane Llanque recherchierte mehrere Monate und fand heraus, dass einige Start-ups mit einer Firma zusammenarbeiten, die weder nachhaltig arbeitet noch den indigenen Gemeinden hilft, sondern diesen eher schadet. Aufgrund der Berichterstattung haben mehrere Start-Ups inzwischen angekündigt, zukünftig Hersteller und Lieferanten zu wechseln, zu evaluieren oder die Lieferkette umzustellen. „Morgane Llanque ist hier eine beeindruckende, journalistische Arbeit gelungen, die nicht nur für mehr Transparenz für Verbraucher:innen sorgt, sondern auch den Anstoß für positive Veränderungen auf Anbieterseite gegeben hat“, befand Jury-Mitglied Prof. Dr. Barbara Brandstetter, Professorin für Wirtschaftsjournalismus an der Hochschule Neu-Ulm: „Der Beitrag zeigt, wie wichtig, aber auch wie schwierig es ist, Lieferketten zu beschreiben und Greenwashing aufzudecken. Und dass man selbst bei einem Produkt wie Kaugummi nicht allen Werbeversprechen glauben sollte.“
Die Verbraucherzentrale NRW plant den nächsten Journalistenpreis für 2026. Die Bewerbungsfrist wird rechtzeitig bekannt gegeben. Der Preis ist gefördert aus Mitteln der Verbraucherschutzstiftung NRW.
Weitere Informationen zum Journalistenpreis und Links zu den Siegerbeiträgen unter:
www.verbraucherzentrale.nrw/journalistenpreis
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