Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V.
Irrtümer über Leitungswasser: Mythen und Missverständnisse über das Wasser aus dem Hahn
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Irrtümer über Leitungswasser:
Mythen und Missverständnisse über das Wasser aus dem Hahn
Trinkwasser ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres Alltags – sei es zum Trinken, Kochen oder für die Körperpflege. In Deutschland genießen wir den Vorteil, dass unser Leitungswasser von hoher Qualität ist und nahezu überall bedenkenlos genutzt werden kann. Dennoch sorgen diverse Mythen und Fehlinformationen für Verunsicherung, sodass Verbraucher:innen oft unnötig viel Geld für abgefülltes Wasser ausgeben oder teure Wasserfilter anschaffen. Zum Weltwassertag am 22. März klärt Hannah Zeyßig von der Verbraucherzentrale NRW einige weit verbreitete Irrtümer auf und informiert über die tatsächliche Qualität und Sicherheit von deutschem Leitungswasser.
Irrtum 1: Mineralwasser ist besser als Leitungswasser
Nein. Das Leitungswasser in Deutschland ist von sehr hoher Qualität und unterliegt sogar strengeren Kontrollen als Mineralwasser. Die deutsche Trinkwasserverordnung gibt verbindliche Grenzwerte vor, die dafür sorgen, dass keine Krankheitserreger und Stoffe in gesundheitsschädigenden Konzentrationen im Leitungswasser enthalten sind. Das Wasser aus dem Hahn enthält alle wichtigen Mineralien, die der Körper benötigt, oft in ähnlichen oder sogar höheren Mengen als Mineralwasser in Flaschen. Zudem ist Leitungswasser eine umweltfreundliche und kostengünstige Alternative, da es keine Verpackung benötigt und keine Transportwege entstehen. Vor dem Trinken und wenn eine Leitung länger nicht benutzt wurde, empfiehlt es sich, das Wasser so lange laufen zu lassen bis es kalt aus der Leitung kommt.
Irrtum 2: Kalkhaltiges Wasser ist ungesund
Nein. Kalkhaltiges Wasser ist nicht ungesund. Kalk (chemisch Calciumcarbonat) ist ein natürlich vorkommendes Mineral, das in der Natur oft zusammen mit Magnesiumcarbonat vorkommt. Mineralien sind nützlich für den Körper, da sie wichtige Nährstoffe liefern. Hartes Wasser hat keinen negativen Einfluss auf die Gesundheit. Im Gegenteil: Studien deuten darauf hin, dass hartes Wasser das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sogar leicht senken kann. Außerdem gibt es keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Wasserhärte und der Entstehung von Nierensteinen – diese sind meist auf eine salzreiche Ernährung und zu wenig Flüssigkeitsaufnahme zurückzuführen. Kalkablagerungen können zwar in Haushaltsgeräten auftreten, doch das Wasser selbst ist bedenkenlos trinkbar und trägt zur Deckung des Mineralstoffbedarfs bei.
Irrtum 3: Leitungswasser enthält Rückstände von Medikamenten und Chemikalien
Ja, aber Arzneimittel oder andere Stoffe im Leitungswasser sind in so geringen Spuren vorhanden, dass sie nach aktuellem Wissensstand keine gesundheitlichen Risiken darstellen. Auch gekauftes Mineralwasser ist nicht immer hundertprozent frei von Chemikalien. Viele Wasserversorger stellen regelmäßig ihre aktuellen Analyseberichte online und moderne Aufbereitungstechniken reduzieren Rückstände auf ein Minimum. Leitungswasser in Deutschland kann daher bedenkenlos getrunken werden.
Irrtum 4: Leitungswasser enthält gesundheitsschädliches Blei
Nein, nur noch in sehr wenigen, nicht sanierten Gebäuden können noch Bleileitungen verlegt sein. Seit 2013 gilt in Deutschland ein strenger Grenzwert bei Blei von 0,01 Milligramm pro Liter und der Einsatz von Bleirohren ist seit vielen Jahren verboten. Mieter:innen und Angestellte in Unternehmen haben das Anrecht, dass bei allen Wasserhähnen für Leitungswasser im Gebäude die Trinkwasserverordnung eingehalten wird. Alte Bleileitungen müssen daher entfernt werden. Andernfalls ist eine Klage möglich.
Irrtum 5: Wasserfilter verbessern die Wasserqualität
Nein. Nur wenn vom Gesundheitsamt angeordnet oder ärztlich empfohlen, sollte ein spezieller Filter angeschafft werden. Ansonsten sind Wasserfilter unnötig und können sogar Nachteile haben: Schlecht gewartete Filter können die Wasserqualität verschlechtern, indem sich dort Keime und Bakterien vermehren oder sie die gebundenen Substanzen wieder freisetzen, wenn ihre Filterkapazität erschöpft ist. Zudem entfernen viele Filter auch nützliche Mineralien aus dem Wasser. Es ist daher besser, auf die bereits hohe Qualität des Leitungswassers zu vertrauen.
Irrtum 6: Für Babys nur abgekochtes Wasser verwenden
Meist unnötig. Zum Anmischen von Anfangsmilch können Eltern bedenkenlos Leitungswasser verwenden. Eine Verunreinigung des Wassers, zum Beispiel durch Bakterien, die am Wasserhahn haften können, ist aber nie ganz auszuschließen. Wer ganz sicher gehen möchte, kann in den ersten Lebenswochen das Wasser zur Milchzubereitung abkochen und anschließend auf 30 bis 40 Grad Celsius abkühlen lassen. Beim Einbau neuer Kupferrohre ist allerdings Vorsicht geboten, da sie noch über mehrere Monate erhöhte Mengen des Metalls ans Wasser abgeben.
Weiterführende Links:
- Fragen und Fakten zu Leitungswasser: www.verbraucherzentrale.nrw/node/34783
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