Münchner S-Bahn: Von einem Macher wie Söder hätte man anderes erwartet
Straubing (ots)
Man stelle sich vor: Ein privater Häuslebauer erteilt einem Bauunternehmer den Auftrag zur Errichtung eines Einfamilienhauses für 500.000 Euro, das ihm zwar später nicht gehört, das er aber nutzt und zahlt. Der Unternehmer baut und werkelt vor sich hin, während sich die Anzeichen dafür mehren, dass alles viel teurer als geplant werden könnte. Der Geldgeber fragt zwar nach, bekommt aber jahrelang keine oder nur undeutliche Antworten. Am Ende kostet das Bauwerk 1,5 Millionen Euro. Das Desaster ist da, aber wer ist schuld?
Der Geldgeber nicht, lassen sich die Aussagen des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) am Donnerstag im S-Bahn-Untersuchungsausschuss des Landtags übersetzen. Der Unternehmer, in diesem Fall die Deutsche Bahn, habe ja keine Zahlen geliefert.Von einem Macher wie Söder hätte man freilich anderes erwartet. Natürlich musste der Politprofi Söder misstrauisch werden, wenn sich einerseits die Alarmsignale seiner Verkehrsministerin mehren, andererseits aber die Bahn als Bauausführende in Deckung geht. Natürlich hätten die Alarmglocken schrillen müssen und natürlich hätte Söder auf oberster Ebene Druck machen können und das tun, was seine Ministerin vergebens anstrebte: einen Runden Tisch mit den obersten Vertretern der Bahn, bei dem diese gezwungen sein würden, die Karten auf den Tisch zu legen.
Söder tat es nicht und das verschafft der Opposition im Landtagswahlkampf willkommene Munition. Während die Untersuchungsausschüsse zur Masken-Beschaffung in der Pandemie und - bislang - auch zum Nürnberger Zukunftsmuseum nichts Eindeutiges gegen ihn oder seine Regierung zutage förderten, sieht es beim Thema S-Bahn-Stammstrecke etwas anders aus. Hier muss man nach der Beweisaufnahme zu dem Ergebnis kommen, dass keineswegs alles optimal gelaufen ist. Und man darf mutmaßen, dass dies sachfremde Gründe hatte, die mit der Bundestagswahl 2021 und Söders Kanzlerambitionen zusammenhingen.
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