Hamburg Messe und Congress GmbH
Teilnehmerrekord beim fünften hamburger dialog
Auftakt mit "Vorstandssitzung" der Kommunikationsbranche - wenn die Krise zur Normalität wird
Revision sollte mit Innovation einhergehen
Hamburg (ots)
"Die erste Restrukturierung ist immer die schwerste", tröstet Unilever-Chef Johann C. Lindenberg seinen Kollegen aus der Medienindustrie zum Auftakt des fünften hamburger dialog. Zwar ist die Krise noch nicht überwunden, aber den Managern fällt der Umgang mit ihr spürbar leichter - die Krise wird zur Normalität. Tenor: Die Restrukturierung der Branche ist dank umfassender Revision erfolgreich angelaufen, muss jedoch mit Innovationsschritten einhergehen.
Sichtlich wohl fühlten sich Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) und der Vizepräses der Handelskammer Hamburg Dr. Martin Willich in ihren Rollen als Schirmherren des fünften hamburger dialog. Kein Wunder, denn der Kommunikationskongress ist in diesem Jahr auf Wachstumskurs - satte 20% mehr Teilnehmer als im Vorjahr werden erwartet. "Hier zeigt sich, dass die Branche den hamburger dialog als Plattform annimmt und das Konzept honoriert", freut sich Willich in seiner Eröffnungsrede. Und auch Gunnar Uldall kann seit dem letzten hamburger dialog zumindest für den Medienstandort eine positive Bilanz ziehen. Vieles von dem, was in seiner letzten Eröffnungsrede noch Ankündigung war, ist nun in die Tat umgesetzt. Beispiel hierfür ist die Hamburg Media School: im letzten Jahr noch in der Planungsphase prangt heute das Logo des Instituts nun unter "Kooperationspartner" im Programmheft des fünften hamburger dialog. Und auch andere "Probleme" haben sich im Sinne Uldalls zum Positiven entwickelt. "Ich begrüsse ausdrücklich die Ankündigung von NRW - Staatssekretärin Miriam Meckel, dem Subventionswettlauf der Länder ein Ende zu bereiten", so Hamburgs Senator für Wirtschaft und Arbeit.
Zum Schulterklopfen hatte man sich freilich nicht getroffen und so wurde nach der kurzen Begrüssung durch die beiden Schirmherren das Podium freigegeben für eine hochkarätige "Vorstandssitzung" der besonderen Art. Unter der Leitung und Moderation von Tagesspiegel- Chefredakteur Giovanni di Lorenzo diskutierten Vorstände und Geschäftsführer der drei größten deutschen Verlagshäuser Manfred Jung vom Heinrich Bauer Verlag, Rolf Wickmann von Gruner und Jahr, Dr. Andreas Wiele von Axel Springer, der Chef des größten werbetreibenden Unternehmen des Landes Johann C. Lindenberg von Unilever Deutschland, der geschäftsführende Gesellschafter Holger Jung von der Kreativ-Agentur Jung von Matt und schliesslich Dr. Martin Willich in seiner Funktion als Vorsitzender der Geschäftsführung von Studio Hamburg zum Status Quo der Medienkrise.
"Das Schlimmste was uns passieren kann ist, wenn die Politik sich einmischt", sagte der Geschäftsführer Manfred Braun vom Heinrich Bauer Verlag in Hinblick auf Spekulationen, dass sich die Bundesregierung in die aktuelle Krise der Tageszeitungen einschalten könnte. Überhaupt scheint der Heinrich Bauer Verlag der Medienrezession gelassen zu begegnen. "Wir haben rechtzeitig Reserven angelegt und halten es für die richtige Strategie, jetzt zu restrukturieren und aber gleichzeitig Wachstum in Gang zu setzen", so Braun. Die "Kriegskasse" des Heinrich Bauer Verlags ist randvoll - und mit Augenzwinkern fragte Lorenzo, warum es denn so schwierig sei, sie zu leeren. "Wir orientieren uns nach Berlin", orakelte Braun - möglicherweise eine Bekräftigung des Interesses an der Übernahme des Tagesspiegel?
Auch Rolf Wickmann von Gruner + Jahr verweist auf 20-30 Jahre des "Vollverdienens" und lehnt das Wort Krise in diesem Zusammenhang ab. "Nennen wir es doch Herausforderungen, denn dafür braucht man Mut. Wir haben Kostensenkungsprogramme initiiert, an die ich mich früher nicht getraut hätte. Gleichzeitig haben wir aber auch in neue Produkte investiert, was in dieser Zeit viel Mut abverlangt", so der Verlagsmanager.
"Ohne Kostenkontrolle ist alles nichts. Alles ist nichts ohne Kreativität", philosophiert Dr. Andreas Wiele vom Axel Springer Verlag und hilft mit einem Beispiel weiter: "Wenn man bei einer Fotostrecke eben kein Geld für vier verschieden Shootings hat, um dann das Beste auszusuchen, wird man von vornherein viel kreativer an die Aufgabe herangehen und versuchen, gleich mit dem ersten Versuch das Beste rauszuholen".
Dass nach einer eigens für den hamburger dialog durchgeführten Untersuchung von Maritz Research mehr als 3/4 der befragten Branchenvertreter sagen, dass die eigene Branche nicht innovativ sei und rund 60% der Meinung sind, Innovation und Kreativität seien nicht wichtig, schreckte die Manager hoch.
"Die Medienexplosion entsprach vor allem quantitativer Innovation. Man sprach vom "Informationskrieg" und fragte sich, wie Botschaften hier überhaupt wahrgenommen werden können", analysierte Holger Jung, "und nun ist die Rede vom Markensterben. Im Grunde ist es immer die gleiche Betroffenheit, nur der Einfallswinkel ist ein anderer".
"Wir brauchen integrierte Kommunikation", setzte Unilever-Chef Lindenberg obendrauf. "Als Markenartikler haben wir haben ein Defizit in der Gesamtkommunikation, hier brauchen wir auch neue Angebote der Medienindustrie. Wir sind es gewohnt, ständig unser Portfolio zu überprüfen, für die Medien mag das neu sein. Es ist immer schmerzhaft für diejenigen, die sich nur am Status Quo orientieren".
"Man muss alles innovativ in Frage stellen", meinte Wiele und wagte sich in Sachen Werbe-Kooperationen und redaktionellen Inhalten weit vor. "Man kann die intelligente Zusammenarbeit zwischen Redaktion und werbetreibender Industrie fördern, beispielsweise für Magazine wie Vogue oder Glamour, deren Nutzen vor allem darin besteht, die Leserschaft über bestimmte Produkte zu informieren. Das ist längst gängige Praxis, alles andere wäre weltfremd", so der Vorstand für Zeitschriften des Axel Springer Verlag.
"Intelligenter Verrat mit leichter Schizophrenie" nennt Rolf Wickmann den Vorstoss seines Konkurrenten und auch Manfred Braun sieht hier Gefahren: "Ich kann nicht einverstanden sein, wenn Media- Spendings an redaktionelle Inhalte geknüpft werden". Braun sieht selbstkritisch eher einen Bedarf für eine bessere Differenzierung der Inhalte. "In der Berichterstattung zum neuen Matrix-Film gibt es kaum substantielle Unterschiede, alle schreiben, was die Agenturen vorschlagen. Hier müssen die Verlage besser differenzieren".
Wohlfühlen in der Krise - so könnte man das Manager-Treffen mit leichtem Sarkasmus zusammenfassen. "Die Krise wird zur Normalität - damit sollten wir uns anfreunden und es wird der Medienbranche nicht schaden", meinte Dr. Andreas Wiele zum Abschluss. Dr. Martin Willich sieht es ähnlich pragmatisch: "Für meine Sparte erwarte ich mindestens noch zwei Jahre Krise, aber die gehen auch vorbei".
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