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Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Industrie unterstützt Reform der Chemikalienpolitik
Anhörung des Bundesumweltministeriums zum Weißbuch EU-Chemikalienpolitik

Frankfurt/M. (ots)

Die chemische Industrie unterstützt die Ziele
zur Reform der Chemikalienpolitik im Weißbuch der EU-Kommission. "80
Prozent der Regelungen im Weißbuch halten auch wir für sinnvoll und
notwendig", erklärte der Verband der Chemischen Industrie (VCI) heute
im Rahmen einer Anhörung des Bundesumweltministeriums in Frankfurt.
Die Branche begrüßt vor allem die systematische Überprüfung alter und
neuer Stoffe nach einem klaren Fristenkonzept. Dies diene sowohl dem
Umwelt- und Verbraucherschutz wie auch der Planungssicherheit der
Industrie.
Die Weichenstellung zu einer systematischen Überprüfung neuer und
alter Stoffe stellt eine längst fällige Korrektur der
fehlgeschlagenen EU-Altstoffverordnung von 1993 dar. In
Übereinstimmung mit dem Umweltministerrat (Entschließung vom Juni
1999) überträgt das Weißbuch die Hauptverantwortung für
Risikobewertungen nun den Unternehmen. Die Behörden sollen diese
Bewertungen kontrollieren. Dieses Konzept ist innovativ und trotzdem
nicht neu. Es knüpft an das Prüfprogramm für Altstoffe* der
Bundesregierung von 1988 an:
In Deutschland Informationen und Daten zu wichtigen Altstoffen
vorhanden
Die freiwillige Kooperation von Industrie, Wissenschaft, Behörden
und Gewerkschaften war deutlich erfolgreicher als die später
verabschiedete EU-Altstoffverordnung. Mit der systematischen
Überprüfung der 1.000 "Großstoffe" (Produktion über 1.000 Tonnen pro
Jahr), die rund 95 Prozent der gesamten Chemikalienproduktion in
Deutschland ausmachen, wurde ein Meilenstein in der
Chemikaliensicherheit gelegt. Die Ergebnisse dieser Arbeit -
insbesondere die Berichte des Beratergremiums Umweltrelevante
Altstoffe (BUA) für 300 wichtige Großstoffe - wurden auch in englisch
publiziert und werden weltweit genutzt.
Auch zu Altstoffen mit geringerer Produktionsmenge hat die Branche
in Deutschland Informationen erarbeitet: 1997 hat sich die chemische
Industrie gegenüber dem Bundesumweltministerium verpflichtet, für
alle Stoffe, von denen sie mehr als 1 Tonne pro Jahr produziert oder
verwendet, bis spätestens Ende 2002 Basisdaten zu erstellen. Unter
diese Kategorie fallen rund 20.000 Stoffe. Dabei werden auch
isolierfähige Zwischenprodukte erfasst, die bisher weltweit in keinem
anderen System betrachtet werden.
Da es sich bei der Datenlage zu Altstoffen um ein globales Problem
handelt, beteiligt sich die deutsche Chemie auch am freiwilligen
Chemikalienprüfprogramm, das der Weltchemieverband ICCA koordiniert.
Ziel ist es, bis Ende 2004 rund 1.000 weltweit produzierte Großstoffe
nach OECD-Vorgaben zu untersuchen. Da die Prüfungen nach global
harmonisierten Verfahren durchgeführt werden, können die Ergebnisse
auch in der EU berücksichtigt werden. VCI-Mitgliedsunternehmen haben
sich bereit erklärt, für 160 Stoffe die federführende Bearbeitung zu
übernehmen.
Defizite bei standardisierten Risikobewertungen
Die im Weißbuch und von Umweltverbänden geäußerte Kritik, es gäbe
kaum sicherheitsrelevante Informationen zu Altstoffen, trifft also
zumindest für Deutschland nicht zu. Auch der VCI verkennt aber nicht,
dass der Transfer des Wissens über Altstoffe in standardisierte
Risikobewertungen, die von Behörden und Öffentlichkeit nachvollzogen
werden können, noch große Lücken aufweist. Aus ihren Erfahrungen mit
der Altstoffarbeit weiß die chemische Industrie aber, dass es kein
Patentrezept für Stoffbewertungen gibt. Oft sind es gerade gut
untersuchte Substanzen, die in Fachkreisen und in der Öffentlichkeit
zu Kontroversen führen. Auslöser ist sehr häufig nicht ein
Informationsdefizit, sondern der Mangel an konsensfähigen
Arbeitsregeln und Bewertungskriterien.
Weiterer Diskussionsbedarf beim geplanten Zulassungsverfahren
Diskussionsbedarf sieht die chemische Industrie im Weißbuch unter
anderem noch beim geplanten Zulassungsverfahren für Stoffe mit
bestimmten gefährlichen Eigenschaften. Aus Sicht des VCI erhöht es
weder die Chemikaliensicherheit noch den Verbraucherschutz, denn den
Behörden liegen bereits in der Bewertungsstufe alle notwendigen
Informationen vor, um einen Beschluss über neue Grenzwerte,
Anwendungsbeschränkungen oder Verbote zu fassen. Es besteht außerdem
die Gefahr, dass ein komplexes Zulassungsverfahren die Entscheidungen
der Behörden sehr langwierig gestaltet.
Die Gruppe der so genannten POP's (persistente organische
Schadstoffe), die zurzeit 12 Stoffe bzw. Stoffgruppen enthält, soll
ebenfalls unter die Zulassungspflicht fallen. In Deutschland sind
diese Stoffe bereits seit langem verboten. Die
VCI-Mitgliedsunternehmen und deren Tochterfirmen im Ausland stellen
sie weltweit weder her noch handeln sie damit.
Altstoffe*: Chemische Stoffe, die schon vor September 1981 in der
EU auf dem Mark vorhanden waren, werden als Altstoffe bezeichnet. Sie
sind im EINECS-Verzeichnis aufgeführt, das 100.106 Einträge enthält.
Neben Chemikalien finden sich darin auch aus natürlichen Produkten
hergestellte Stoffe wie Metalle, Mineralien, Zement oder raffiniertes
Öl oder Gas und aus Tieren oder Pflanzen gemachte Stoffe. Die
EU-Kommission geht davon aus, dass heute rund 30.000 Altstoffe
marktrelevant sind.
Stoffe, die danach vermarktet wurden, mussten nach der Richtlinie
67/548 notifiziert werden. Diese Gruppe nennt man "neue Stoffe".

Kontakt:

Manfred Ritz
VCI-Pressestelle
Telefon: 069/2556-1496
E-Mail: ritz@vci.de

Original-Content von: Verband der Chemischen Industrie (VCI), übermittelt durch news aktuell

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