Internationaler KMU-Tag der Vereinten Nationen: Welche Herausforderungen deutsche und indonesische Unternehmerinnen teilen
Das Traumreiseziel Indonesien mit über 17.000 Inseln und einem Pro-Kopf-BIP von gerade einmal 3.000 Euro erinnert nicht gerade an die Wirtschaftsnation Deutschland. Und doch gibt es erstaunliche Parallelen: Beide führen eine Liste der umsatzstärksten Länder an, Deutschland die der EU und Indonesien die der ASEAN-Staaten. Einen großen Anteil an diesem Erfolg haben kleine und mittlere Unternehmen (KMU).
Die Bedeutung von KMU für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung hat auch auf internationaler Ebene Aufmerksamkeit erlangt. Darum wurde der 27. Juni durch die UN-Generalversammlung zum Tag der Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen ernannt.
Dass unternehmerische Herausforderungen sich über Ländergrenzen hinweg gleichen, erlebt die Global Micro Initiative e.V. (GMI) jeden Tag in ihrer Arbeit. Sie unterstützt Kleinstunternehmer und Kleinstunternehmerinnen in Südostasien mit Mikrokrediten und Weiterbildungen und ermöglicht Menschen damit den Aufbau eines eigenen Geschäfts.
Wie herausfordernd und dennoch zufriedenstellend das Leben als Kleinstunternehmerin sein kann, zeigt das Beispiel der Solopreneurin Demah auf Lombok, Indonesien.
Demah (50) betreibt einen kleinen Lebensmittelhandel in ihrem Dorf und ist gleichzeitig Ehefrau, Mutter und Großmutter. Damit steht sie den gleichen Herausforderungen in Bezug auf Familie und Karriere gegenüber, wie Unternehmerinnen andernorts. Wer kümmert sich um die Kinder, wenn sie krank sind? Wie kommt die Familie über die Runden, wenn der Vater für längere Zeit für den Beruf versetzt wird?
Für Demah liegt die Lösung in einem streng durchgetakteten Tagesablauf. Dabei unterstützen sich die Generationen gegenseitig und leben ein „Mehrgenerationenmodell“.
Über die Jahre entstandenen Herausforderungen begegnet Demah seit 1990 durch fortwährende Anpassungen in ihrem Geschäftsmodell. Als lokaler Obst- und Gemüsehandel gestartet, entschied Demah früh, dass ein Wechsel des Angebots die beste Methode sei, um dem hohen Konkurrenzdruck zu begegnen.
Mit dem Verkauf traditioneller indonesischer Kuchen stieß sie offensichtlich in eine Marktlücke und konnte ihre Gewinne deutlich steigern. Dennoch stagnierte der Umsatz nach vier Jahren Verkauf im eigenen Dorf erneut. Wie jede gewiefte Geschäftsfrau entschied Demah, ihre Zielgruppe zu erweitern und verkaufte zukünftig zusätzlich im Nachbardorf.
Als sie nach einiger Zeit erkannte, dass ihre Kundinnen vermehrt Abwechslung wünschten, erweiterte sie ihre Produktpalette und führte zusätzlich ein Menü ein, das je nach Tageszeit variiert. Eine zielgruppengerechte Produktdiversifikation funktioniert ganz offensichtlich nicht nur für den europäischen Markt. Auch bei Demah führte diese clevere Geschäftsentscheidung erneut zu steigendem Umsatz.
Ein Unterschied besteht jedoch trotz aller Gemeinsamkeiten: Während Unternehmerinnen hierzulande auf eine Fülle an Förderprogrammen, Beratungsangeboten und staatliche Unterstützung bauen können, bleibt dieser wichtige Innovationstreiber vielen Menschen in Indonesien verwehrt.
Gerade Kleinstunternehmerinnen haben keine Möglichkeit, sich durch Kredite den finanziellen Spielraum zu schaffen, den sie benötigen, um die eigene Geschäftsidee zu verwirklichen oder auszubauen. Bei den meist notwendigen sehr kleinen Krediten (50 bis 500 Euro) greifen die wenigen staatlichen Unterstützungen oder die Angebote lokaler Kreditinstitute nicht. An diesem Punkt setzt die Arbeit von GMI aus Hösbach an.
„Wir vergeben Mikrokredite ausschließlich für Geschäftszwecke und verbinden sie mit individueller Beratung und Schulungsprogrammen, sodass eine Rückzahlung möglich ist und den Menschen langfristig geholfen wird“, erklärt Tobias Schüßler, Gründer von GMI. „Kredite sind sicher kein Allheilmittel gegen Armut, aber in Verbindung mit Beratungen und Weiterbildungen können sie unternehmerisch veranlagten Menschen und ihren Familien ein besseres Leben ermöglichen“.
Text: Paulina Riehle, Presse-Team
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