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Placeboforschung: Neue Studie stellt die Rolle von Dopamin bei Schmerzlinderung in Frage

Placeboforschung: Neue Studie stellt die Rolle von Dopamin bei Schmerzlinderung in Frage

Eine neue Studie der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Universitätsmedizin Essen liefert überraschende Erkenntnisse zur Rolle des Botenstoffs Dopamin bei der Entstehung von positiven Behandlungserwartungen und dem Placeboeffekt. Anders als bisher angenommen, konnte das Forschungsteam keinen direkten Einfluss von Dopamin auf diese beiden Effekte nachweisen.

Ein Forschungsteam des Sonderforschungsbereichs "Treatment Expectation" um Prof. Dr. Ulrike Bingel, Professorin für klinische Neurowissenschaften und Leiterin der universitären Schmerzmedizin an der Universitätsmedizin Essen hat untersucht, ob Dopamin zur Entstehung von Placebo-Effekten beiträgt. Die Wissenschaftler:innen haben bei 168 gesunden Proband:innen den Dopaminspiegel gezielt verändert und die Auswirkungen auf die Behandlungserwartung und das Schmerzempfinden untersucht. Die Studienergebnisse zeigen jedoch, dass ein veränderter Dopaminspiegel allein keine messbaren Auswirkungen auf eine positive Behandlungserwartung oder die Placebo-Schmerzlinderung hatte.Bislang wurde vermutet, dass Dopamin-basierte Belohnungs- und Lernmechanismen zu Placeboeffekten beitragen. Die genaue Rolle des Hirnbotenstoffs Dopamin bei ihrer Entstehung und Aufrechterhaltung ist jedoch noch unklar. Um diese Wissenslücke zu schließen, untersuchte das Essener Team die Rolle von Dopamin bei der Erwartung positiver Behandlungseffekte sowie das Ausmaß und die Dauer ihrer Auswirkungen auf Schmerzen.„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Dopamin nicht zwingend für die Entstehung von Placebo-Schmerzlinderung notwendig ist“, erklären die beiden Erstautorinnen Dr. Angelika Kunkel und Dr. Livia Asan aus dem Bingel-Lab. „Dennoch könnte Dopamin bei anderen Aspekten der Schmerzerfahrung, wie etwa der Belohnungsverarbeitung, die eher mit aktivem Handeln und motivationalen Aspekten verbunden sind, eine Rolle spielen.“Die kürzlich in PLoS Biology veröffentlichte Studie trägt zu einem besseren Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Gehirnchemie, Kognition und Schmerzbehandlung bei. Weitere Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig, um zukünftig das volle Potenzial von Placeboeffekten in der Schmerztherapie ausschöpfen zu können.Link zur Originalveröffentlichung:Kunkel A & Asan L, Krüger I, Erfurt C, Ruhnau L, Caliskan EB, et al. (2024) Dopamine has no direct causal role in the formation of treatment expectations and placebo analgesia in humans. PLoS Biol 22(9): e3002772. https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.3002772

Ansprechpartnerin für die Medien:Prof. Dr. Ulrike BingelProfessur für Klinische NeurowissenschaftenLeiterin Zentrum für universitäre SchmerzmedizinSprecherin SFB/TRR 289 Treatment Expectation

Email: ulrike.bingel@uk-essen.deÜber den SFB/TRR 289 Treatment Expectation:Der überregionale, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Sonderforschungsbereich (SFB/Transregio 289) „Treatment Expectation“ untersucht seit dem Jahr 2020 mit einem interdisziplinären Team an den Universitäten in Essen, Marburg und Hamburg den Einfluss der Erwartung von Patient:innen auf die Wirksamkeit medizinischer Behandlungen. Das Ziel des interdisziplinären Verbunds ist, die äußerst komplexen Mechanismen von Erwartungseffekten von der molekularen bis zur systemischen Ebene mit modernsten wissenschaftlichen Methoden zu entschlüsseln, psychologische und neurobiologische Unterschiede zwischen einzelnen Patient:innen und Erkrankungen so exakt wie möglich zu verstehen und zu prüfen, wie diese Effekte etablierte pharmakologische und andere Behandlungsansätze optimieren können.Erfahren Sie mehr über die Forschung des SFB/TRR 289 Treatment Expectation unter https://treatment-expectation.de, Youtube ( www.youtube.com/@SFB-TRR_289), X (@sfb_trr289), Instagram (@sfb_trr289) und facebook (@sfb.trr289)

Pressekontakt 
Dr. Milena Hänisch
Dekanat, Referat für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen
E-Mail:  milena.haenisch@uk-essen.de
Telefon: 0201/723-1615 
News-Seite:  www.uni-due.de/med
 Social Media:  www.facebook.com/medessen |  www.twitter.com/medessen |  Protected link 
Über die Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen 
Wissenschaft und Forschung auf höchstem internationalem Niveau und eine herausragende, exzellente Ausbildung zukünftiger Ärzt:innen: Diese Ziele hat sich die Medizinische Fakultät gesteckt und verfolgt sie mit Nachdruck. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Fakultät mit ihrer klaren Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationaler Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation. Der 2014 bezogene Neubau des Lehr- und Lernzentrums bietet den Studierenden der Medizinischen Fakultät exzellente Ausbildungsmöglichkeiten.
Über die Essener Universitätsmedizin 
Die Essener Universitätsmedizin umfasst das Universitätsklinikum Essen sowie 15 Tochterunternehmen, darunter die Ruhrlandklinik, das St. Josef Krankenhaus Werden, die Herzchirurgie Huttrop und das Westdeutsche Protonentherapiezentrum Essen. Die Essener Universitätsmedizin ist mit etwa 1.700 Betten das führende Gesundheits-Kompetenzzentrum des Ruhrgebiets und seit 2015 auf dem Weg zum Smart Hospital. 2020 behandelten unsere rund 10.000 Beschäftigten etwa 64.000 stationäre und 300.000 ambulante Patient:innen. Mit dem Westdeutschen Tumorzentrum, einem der größten Tumorzentren Deutschlands, dem Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation, einem international führenden Zentrum für Transplantation, in dem unsere Spezialist:innen mit Leber, Niere, Bauchspeicheldrüse, Herz und Lunge alle lebenswichtigen Organe verpflanzen, sowie dem Westdeutschen Herz- und Gefäßzentrum, einem überregionalen Zentrum der kardiovaskulären Maximalversorgung, hat die Universitätsmedizin Essen eine weit über die Region reichende Bedeutung für die Versorgung von Patient:innen. Wesentliche Grundlage für die klinische Leistungsfähigkeit ist die Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen mit ihrer Schwerpunktsetzung in Herz- und Kreislauferkrankungen, Immunologie und Infektiologie, Onkologie, Translationale Neuro- und Verhaltenswissenschaften sowie Transplantation.