Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Leitfaden zur kommunalen Förderung der nachhaltigen Ernährungswirtschaft veröffentlicht
Leitfaden zur kommunalen Förderung der nachhaltigen Ernährungswirtschaft veröffentlicht
- Der neue Leitfaden entstand im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes KERNiG an der Universität Freiburg.
- Er stellt 15 Instrumente vor, mit denen Kommunen eine nachhaltige und lokale Ernährungswirtschaft gestalten können.
- Die Anwendung des Leitfadens wird vom Deutschen Städte- und Gemeindebund und vom Städtetag Baden-Württemberg empfohlen. Zielgruppe sind Kommunalverwaltungen und lokale Entscheidungsträger*innen.
Auf dem Weg zu klimagerechten Städten und Gemeinden kommt der lokalen Ernährungswirtschaft eine entscheidende Rolle zu. Sie umfasst alle Bereiche von landwirtschaftlicher Produktion über Verarbeitung, Logistik und Vertrieb bis hin zum Konsum von Lebensmitteln und Verwertung von Abfällen. Der neue Praxisleitfaden „Kommunale Instrumente für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft“ dokumentiert nun 15 kommunale Instrumente, die von Städten und Gemeinden bereits zur nachhaltigen Gestaltung der lokalen Ernährungswirtschaft eingesetzt werden. Der Leitfaden ist kostenlos abrufbar und bietet konkrete Beispiele und praxisnahe Anregungen für Beschäftigte in Kommunalverwaltungen und andere lokale Entscheidungsträger*innen, die sich mit den Themen Wirtschaftsförderung, Klimaschutz und/oder Stadtentwicklung beschäftigen.
Erste zusammenfassende Studie über Instrumente zur Stärkung der lokalen nachhaltigen Ernährungswirtschaft
Verfasst wurde der Leitfaden im Rahmen des BMBF-geförderten Forschungsprojektes KERNiG (Kommunale Ernährungssysteme als Schlüssel zu einer umfassend-integrativen Nachhaltigkeits-Governance) an der Universität Freiburg von Dr. David Sipple, assoziiertes Mitglied an der Professur für Environmental Governance, und Prof. Dr. Arnim Wiek von der Arizona State University in den USA, der derzeit Gastprofessor an der Universität Freiburg ist. „Der Leitfaden ist das Ergebnis umfangreicher Recherchen und Befragungen von Expert*innen. Bisher gab es keine zusammenfassende Studie über Instrumente zur Stärkung der lokalen nachhaltigen Ernährungswirtschaft, die Lücke konnten wir nun schließen“, berichtet Sipple, der auch Projektkoordinator des KERNiG-Projekts war. „Besonders freut uns, dass wir die Ergebnisse im Rahmen eines Workshops in Freiburg im Jahr 2022 in Kooperation mit dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und dem Städtetag Baden-Württemberg der Praxis vorstellen und durch diese validieren lassen konnten.“
15 kommunale Instrumente zur Gestaltung der nachhaltigen lokalen Ernährungswirtschaft
Der Leitfaden beschreibt verschiedene Arten von Instrumenten, die Kommunen zur Verfügung stehen, um die lokale Ernährungswirtschaft nachhaltig zu gestalten. Instrumente der Regulierung bestehen insbesondere in kommunalen Verordnungen und der kommunalen Planung. So können Kommunen durch die gezielte Anwendung ihrer Planungsinstrumente (z.B. Freiraumplanung, Flächennutzungspläne) die Belange lokaler nachhaltiger Lebensmittelbetriebe berücksichtigen und stärken.
Zu den ökonomischen Instrumenten zählen beispielsweise die öffentliche Beschaffung lokaler nachhaltiger Lebensmittel, die direkte Finanzierung von Lebensmittelbetrieben durch Kommunen oder der Betrieb eigener kommunaler Unternehmen. Als konkretes Beispiel dafür stellt der Leitfaden die Stadt Darmstadt vor, die einen Teil ihrer Kita- und Schulverpflegung im Eigenbetrieb über ein kommunales Unternehmen produziert. Dadurch entfallen zum Teil komplexe Ausschreibungsverfahren und die Stadt kann direkten Einfluss auf die Menügestaltung und somit auf Nachhaltigkeitsaspekte nehmen.
Beschrieben werden außerdem Instrumente der Kooperation wie beispielsweise das Regionalmarketing und Vernetzungsangebote für die lokale Ernährungswirtschaft. Hier hat sich in den letzten Jahren besonders die Mitarbeit der Kommunalverwaltung in Ernährungsräten, z.B. bei der Gestaltung von regionalen Ernährungsstrategien, als vielversprechendes Instrument etabliert.
Schließlich dokumentiert der Leitfaden auch Instrumente der Information wie etwa das Setzen von Verhaltensanreizen für Konsument*innen (das sogenannte Nudging), die Ernährungsbildung und Ausbildungsangebote zur betrieblichen Nachhaltigkeit.
Unter dem Begriff „Instrument“ versteht der Leitfaden jedes inhaltlich passende, standardisierte und reproduzierbare Verfahren der Kommunalverwaltung. Bei der Auswahl der Instrumente wurden vor allem folgende Kriterien angewendet: Ein Instrument muss auf kommunaler Ebene in Deutschland einsetzbar sein, es muss spezifisch für die Ernährungswirtschaft und für die Nachhaltigkeit sein, die Kommune muss die zentrale Akteurin sein und es muss mindestens einen erfolgreichen Anwendungsfall in der kommunalen Praxis geben.
Motivation und Anregung für Kommunen
„Die globalen Klima- und Versorgungskrisen verdeutlichen, dass Ernährung zu einem zentralen Bestandteil kommunaler Strategien und Aktivitäten auf dem Weg zu nachhaltigen und klimagerechten Städten und Gemeinden werden muss“, betont Arnim Wiek, der für eine Humboldt-Professur ausgewählt wurde und ein Forschungszentrum für Nachhaltige Ernährungswirtschaft an der Universität Freiburg aufbauen soll. „Wir hoffen, dass dieser Leitfaden dazu beiträgt, Städte und Gemeinden im deutschsprachigen Raum zu motivieren, die Förderung der lokalen nachhaltigen Ernährungswirtschaft auf ihre Agenda zu setzen und dabei von den Erfahrungen anderer zu lernen.“
Der Praxisleitfaden „Kommunale Instrumente für eine nachhaltige Ernährungswirtschaft“ ist ab sofort verfügbar und kann kostenlos über die Universität Freiburg heruntergeladen werden.
Publikation:
Mehr Informationen zum KERNiG-Projekt:
Kontakt:
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
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Tel.: 0761/203-4302
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