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Hörner, Geweihe, Felle: Koloniale Jagdtrophäen als Symbole des Unrechts?

Hörner, Geweihe, Felle: Koloniale Jagdtrophäen als Symbole des Unrechts?
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Hörner, Geweihe, Felle: Koloniale Jagdtrophäen als Symbole des Unrechts?

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Kassel gehen in einem neuen Forschungsprojekt möglichen Unrechtskontexten der kolonialen Jagd sowie ihrer tierischen Trophäen auf den Grund. Dabei kooperieren sie mit mehreren regionalen Partnern sowie mit Entscheidungsträgern aus möglichen Herkunftsgesellschaften der untersuchten Bestände.

Die nächsten zwei Jahre untersucht das Forschungsteam nun exemplarisch Sammlungen und Nachlässe verschiedener Jäger aus dem Kolonialismus. Dabei widmen sie sich einer Vielzahl an Fragen: Wo wurde gejagt und unter welchen Umständen? Wer hat dabei welche Arbeit getan, also Fährten gelesen, geschossen oder präpariert? Wurde diese Arbeit entlohnt? „Die Jagd in den deutschen Kolonien war verbunden mit der Ausbeutung von Ressourcen – von Natur, Menschen und Boden – und diente unter anderem der kolonialen Landnahme“, erklärt Projektmitarbeiterin Linda-Josephine Knop. „Die Trophäen dieser kolonialen Jagd können dazu verschiedene Zeugnisse ablegen, aber bisher ist kaum erforscht, ob oder inwiefern sie Symbole für koloniale Unrechtskontexte darstellen.“ Hier setzen die Forschenden also an: Sie befassen sich mit den tierlichen Objekten, d.h. tierischen Überresten wie Geweihen, Gehörnen oder Fellen, um den deutschen und europäischen Kolonialismus weiter aufzuarbeiten.

Außerdem beschäftigt sich das Mitte Juni gestartete Projekt mit der Herkunft und – im Rahmen der Erinnerungskultur – dem Umgang mit den Jagdtrophäen. „Diese tierlichen Objekte sind in einer Vielzahl von Museen in Deutschland vorhanden, werden aber aktuell kaum ausgestellt. Ihre Herkunft und ihre Wege in die Sammlungen werden kaum reflektiert“, betont Projektleiterin Dr. Marion Hulverscheidt. Die Forschenden möchten daher auch untersuchen, wie die tierlichen Überreste transportiert wurden, wie die Objekte in die Museen kamen und wie sie bisher ausgestellt wurden.

Einige regionale Kooperationspartner stehen schon fest: das Naturkundemuseum Ottoneum in Kassel mit der Sammlung Rabe von Pappenheim, das Archiv der deutschen Jugendbewegung Burg Ludwigstein mit dem Nachlass von Hans Paasche, das Landesmuseum Hannover mit der Sammlung Gustav Cohrs sowie der Museumsverband Hessen. Die Forschenden kooperieren außerdem mit Entscheidungsträgerinnen und -trägern in möglichen Herkunftsgesellschaften der Trophäen – fahari yetu in Iringa, Tansania, Yimtubezina Museum and Cultural Center in Addis Abeba, Äthiopien, Namibia Nature Foundation und der Stellenbosch University, Südafrika.

Teil des Projektes wird auch sein, Empfehlungen für den Umgang mit tierlichen Objekte zu formulieren. Im Austausch mit den Interessengemeinschaften aus Herkunftsgesellschaften und deutschen Museen werden die Forschenden eine entsprechende Handreichung erarbeiten.

Das Projekt mit dem vollen Titel „Zwischen Ratlosigkeit, Triumph und Scham: Provenienzen und Trajektorien von Trophäen kolonialer Jagd in deutschen Museen“ ist am Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte, bei Prof. Dr. Hubertus Büschel, verortet. Gefördert wird das Projekt vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste und dem Museumsverband Hessen. Mehr Informationen zum Forschungsprojekt finden Sie auf der Website sowie nach und nach im Blog.

Im Laufe des Projekts sind eine öffentliche Tagung und voraussichtlich auch öffentliche Vorträge zum Thema geplant. Die erste Veranstaltung wird eine Lesung der Autorin Gaea Schoeters aus ihrem Roman „Trophäe“ sein: Diese findet am 13.03.2025 um 19 Uhr im UNI:Lokal in der Wilhelmsstraße 21 statt.

Hintergrund

Das nun gestartete Projekt baut auf dem vorangegangenen Projekt „Was bleibt, sind Holz und Knochen“ des Fachgebiets in Kooperation mit dem Deutschen Institut für tropische und subtropische Landwirtschaft (DITSL) in Witzenhausen auf. Im ersten Aufschlag hatte das Forschungsteam Bestände des Völkerkundlichen Museums Witzenhausen untersucht. Einen Artikel zu diesem Vorgänger-Projekt finden Sie hier: https://www.uni-kassel.de/uni/aktuelles/meldung/2022/03/01/Krokodile-im-Keller

Infos zur 3-D-Digitalisierung der Witzenhäuser Bestände aus der ersten Projektrunde unter Federführung der Universitätsbibliothek Kassel finden Sie hier: https://www.uni-kassel.de/ub/ueber-uns/projekte/hokbit-von-holz-und-knochen-zu-bits-and-bytes

Kontakt:

Dr. med. Marion Hulverscheidt

Projektleitung

Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte

E-Mail: hulverscheidt@uni-kassel.de

Linda-Josephine Knop

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte

E-Mail: knop@uni-kassel.de

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Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle der Universität Kassel:
Sebastian Mense
Universität Kassel
Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Tel.: +49 561 804-1961
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