Expertenworkshop "Total Cost of Supply Chain" - Gesamtkostentransparenz in der Beschaffung wird für Industrieunternehmen immer wichtiger - und ist eine echte Herausforderung
München (ots)
Den Überblick über die gesamten Kosten der Supply Chain zu behalten, wird für Industrieunternehmen immer herausfordernder - so die einhellige Meinung der Logistikexperten beim Expertenkreis "Total Cost of Supply Chain". Über 25 Teilnehmer aus zehn führenden produzierenden Unternehmen kamen im Oktober zusammen, um sich an Technischen Universität München (TUM) über Ansätze auszutauschen, die Gesamtkosten der Supply Chain zu erfassen und zu optimieren. Im ersten Teil der Workshopreihe, zu der die Unternehmensberatung EMPORIAS in Kooperation mit Professor Fottner vom Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik interessierte Industrieunternehmen eingeladen hatte, ging es um den Status Quo und die größten Herausforderungen der teilnehmenden Unternehmen.
Kostendschungel verhindert aktive Supply-Chain-Optimierung
"Auch wenn die Unternehmen auf dem Weg zur vollständigen Kostentransparenz an verschiedenen Ausgangspositionen stehen - das Thema hat in allen Organisationen aktuell sehr hohe Relevanz", sagt Carsten Jacobi, Geschäftsführer von EMPORIAS. Dies verwundert nicht, wenn man bedenkt, dass eine vollständige Kenntnis der Kostenstruktur und ihrer Zusammenhänge im Prinzip die Voraussetzung für jegliche Optimierung der Supply Chain ist, von der Bestandsreduzierung sowie der besseren Auslastung der Transporte über die Lieferantenauswahl bis hin zur Personaleinsatzplanung. "Fehlt der Gesamtüberblick, wird an einer Stelle eingespart, um an anderer Stelle höhere Kosten zu produzieren - zum Beispiel günstigere Teile zulasten eines höheren Steuerungsaufwands", so Jacobi.
Grund dafür, dass immer mehr Unternehmen den Gesamtüberblick verlieren, sind immer verzweigtere, komplexere Beschaffungsstrukturen, die in den einzelnen Abteilungen zudem mit uneinheitlichen Steuerungs- und Reportingsystemen gemanaged werden - so ein Ergebnis des Expertenworkshops. In den meisten Fällen ist der Status Quo des Supply-Chain-Managements historisch gewachsen. Doch der Handlungsdruck, das bestehende System zu optimieren, steigt. Professor Johannes Fottner von der Technischen Universität München erläutert im Expertenworkshop folgenden Trend: "Die Beschaffungslogistik der produzierenden Unternehmen muss flexibler werden, wie unsere Studien zeigen. Kundenanforderungen werden immer individueller und ändern sich kurzfristig. Daraufhin muss die Supply Chain reagieren - am besten, bevor überhaupt ein Engpass oder Kostendruck entsteht, nämlich durch prediktive Methoden." So weit sind viele Unternehmen derzeit noch nicht.
Abteilungen arbeiten häufig gegeneinander
Eine wichtige Voraussetzung für volle Kostentransparenz ist die Bereitschaft aller involvierten Bereiche, also Einkauf, Logistik, Disposition etc., auf ein übergeordnetes Gesamtkostenziel hinzuarbeiten und dazu alle benötigten Kennzahlen und Daten offenzulegen. Hier hapert es noch in vielen Unternehmen. "In Kundenprojekten hören wir häufig, dass eine Gesamtkostenrechnung aufgrund unvollständiger Stammdaten und unterschiedlichen Datenquellen nicht funktioniert. Dabei lassen sich auch unvollständige Daten in einer integrierten Lösung zu einem wirkungsvollen Steuerungsinstrument verarbeiten, wenn denn ein geeignetes Kostenmodell zugrunde liegt", sagt Axel Jungbluth, Partner bei EMPORIAS. Ein geeignetes Kostenmodell zu finden beziehungsweise zu entwickeln, bereitet den Unternehmen allerdings große Schwierigkeiten, wie der Expertenworkshop weiter deutlich machte. Standardkostenrechnungen sind oftmals nicht praktikabel Bestehende Lösungen der teilnehmenden Unternehmen zur Gesamtkostenerfassung reichen von verschiedenen Teilkostenrechnungen über ganzheitliche Modelle mit individuellen Berechnungsalgorithmen zur Berücksichtigung indirekter Kosten wie Lieferantenrisiken oder Reklamationsaufwände.
Die folgenden fünf Probleme bei bestehenden Ansätzen, die EMPORIAS-Geschäftsführer Oliver Ohlen aus Projekterfahrungen identifizierte und beim Expertenworkshop vorstellte, wurden von den teilnehmenden Unternehmen in unterschiedlicher Ausprägung bestätigt:
1. Mit herkömmlichen Modellen gelingt es nicht, Produkt- und Prozesskosten miteinander in Einklang zu bringen.
2. Über die klassische Kostenstellenrechnung ermittelte Logistikkosten stimmen nicht mit den tatsächlichen Gesamtkosten der Supply Chain überein.
3. Aus den Analysen hervorgehende Stellschrauben zur Kostensenkung erzielen nicht die gewünschte Wirkung, weil an anderer Stelle wieder höhere Kosten entstehen.
4. Weitere individuelle Kostenaspekte, die für ein Unternehmen hohe Relevanz haben, werden mit Standard-Modellen nicht ausreichend berücksichtigt.
5. Aus den Ergebnissen lassen sich keine Zukunftsentwicklungen prognostizieren, weil Forecast-Daten nicht vorhanden oder zu ungenau sind.
In einem Pilotprojekt hat EMPORIAS ein Gesamtkostenmodell für die Supply Chain samt Business-Intelligence-Lösung entwickelt, das diese Hürden erfolgreich meistert. Besonders ist dabei der Ansatz, die Kosten auf Basis realer Kostenstellen-Buchungen zu analysieren. Diese Lösung stieß im Expertenkreis auf großes Interesse. In weiteren Workshop-Runden ab Anfang 2019 soll gemeinsam ein Vorgehensmodell erarbeitet werden, das Besonderheiten der Teilnehmerunternehmen aufgreift und bestehende Ansätze mit Erkenntnissen aus unterschiedlichen Konstellationen verbessert.
Über EMPORIAS:
EMPORIAS ist eine international tätige Prozess- und Organisationsberatung für Supply Chain Management, Logistik und Einkauf mit Sitz in München. Seit über 15 Jahren entwickelt das Beratungsunternehmen für marktführende Mittelständler und Großkonzerne maßgeschneiderte Lösungen mit messbarem Output - weltweit, 'hands-on', umsetzungsstark.
Mehr Informationen unter: www.emporias.de.
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