Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Eröffnung der Gedenkstätte Lety u Písku ist ein bedeutender Meilenstein für die Holocausterinnerung in Tschechien
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Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht im neuen Holocaust-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety u Písku einen wichtigen Ort der Erinnerung an den Holocaust an 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa.
Romani Rose: "Auch in der Tschechischen Republik wurde die Erinnerung an das Menschheitsverbrechen des Holocaust an unserer Minderheit über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Daher ist das neue Dokumentationszentrum in Lety ein wichtiges Zeichen der historischen Bewusstseinsbildung."
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma sieht im neuen Holocaust-Dokumentationszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Lety u Písku, das unter tschechischer Verwaltung stand, einen wichtigen Ort der Erinnerung an den Holocaust an 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa. Dieses Konzentrationslager bestand zwischen 1940 und 1945 im von den Deutschen besetzten „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“. Dort wurden überwiegend Roma inhaftiert. Hunderte Häftlinge starben aufgrund der Lagerbedingungen, über 1000 wurden von Lety in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Romani Rose: „Erst am 17. März 1982 hat die Bundesrepublik Deutschland den Holocaust an den europäischen Sinti und Roma als Völkermord anerkannt. Auch in der Tschechischen Republik wurde die Erinnerung an dieses Menschheitsverbrechen an unserer Minderheit über Jahrzehnte hinweg ignoriert. Daher ist das neue Dokumentationszentrum in Lety ein wichtiges Zeichen der historischen Bewusstseinsbildung, dass Holocaust auch die Ermordung von 500.000 Sinti und Roma im NS-besetzten Europa bedeutet.“ Rose betonte, dass es vor allem den Selbstorganisationen aus der Minderheit und der Zivilgesellschaft zu verdanken sei, dass nun an die Opfer dieses ehemaligen Konzentrationslagers erinnert werde.
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„Die heutige Eröffnung ist zuerst der Verdienst des tschechischen Komitees für die Entschädigung des Roma-Holocaust und von Cenek Ruzicka, der sich jahrelang für die Erinnerung an den Holocaust an unserer Minderheit und eine Gedenkstätte in Lety u Pisku eingesetzt hat,“ so Romani Rose. Dabei sei es allerdings ein Skandal, dass der Erinnerungsort erst jetzt eröffnet werde. „Seit 1994 ist bekannt, dass über 1300 Roma an diesem Ort gequält und ermordet oder von Lety nach Auschwitz deportiert wurden.“
Bei der Erarbeitung der Geschichte des Erinnerungsortes habe das Museum für Romakultur in Brno gut mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma zusammengearbeitet. Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma plane nun außerdem vertiefte Gespräch mit der tschechischen Regierung über die Situation der Minderheit. „Angesichts der stärker werdenden historischen Bewusstseinsbildung über den Holocaust können wir nicht ignorieren, dass Roma in Tschechien weiter unter Bedingungen leben, die nur als Apartheid beschrieben werden können“, so Rose abschließend.
Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
www.zentralrat.sintiundroma.de zentralrat@sintiundroma.de Tel. 06221-981101