Zentralrat Deutscher Sinti und Roma
Roma in der Ukraine: Kämpfer für Demokratie, Menschenrechte, Gerechtigkeit
Ein Dokument
Unter dem Titel „Roma in der Ukraine – Kämpfer für Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit“ widmet sich eine zweitägige Veranstaltung im Heidelberger Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma am Dienstag, 3., und Mittwoch, 4. Dezember, der Vielfalt der Minderheit. Auf dem Programm stehen neben einer Ausstellung und einer Filmvorführung auch zwei Podiumsdiskussionen. Durch diese Initiative sollen das Verständnis bei politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit verbessert sowie die Anerkennung der Roma-Gemeinschaft gefördert werden. Zugleich sollen so Vorurteile gegenüber Roma abgebaut und sichergestellt werden, dass die Minderheit in der Ukraine weiterhin Unterstützung erfährt.
Die reiche Vielfalt der Ukraine stellt eine einzigartige Facette der europäischen Kultur dar. Und dieses kulturelle Spektrum zeigt sich auch in den zahlreichen Roma-Gemeinschaften in dem osteuropäischen Land, die ein integraler Bestandteil der Nation sind. Denn die Roma in der Ukraine besitzen eine eigene, unverwechselbare kulturelle Identität, die sie über Jahrhunderte hinweg bewahrt haben – trotz Verfolgung, Völkermord, Kriegen und dem Druck von Globalisierung oder Kommerzialisierung. Eine aktive Rolle spielte die Minderheit bereits in der Vergangenheit, insbesondere im Zweiten Weltkrieg, als viele ihrer Angehörigen gegen Nazi-Deutschland kämpften. Zehntausende fielen damals dem Rassenwahn zum Opfer, verloren in Vernichtungslagern oder bei Massenerschießungen ihr Leben. Seit der Invasion Russlands und dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg tritt die Community erneut als aktive Bürgerinnen und Bürger der Ukraine in Erscheinung. Viele Roma dienen in der Armee und leisten auf vielfältige Weise einen Beitrag zu Verteidigung und Wiederaufbau.
Auftakt der zweitägigen Veranstaltung ist am 3. Dezember um 17.30 Uhr im Ausstellungsgebäude in der Bremeneckgasse 2. Dazu wird auch der ukrainische Generalkonsul aus Frankfurt erwartet. Im Anschluss an die Begrüßung wird um 18 Uhr die Ausstellung „Me Ukrainatar“ eröffnet. Die Werke des ukrainischen Künstlers Oleksandr Maksymov präsentieren die Roma-Identität als wahres Abbild der Gemeinschaften – ohne Stereotypen und Vorurteile. Durch die Visualität der analogen Collagetechnik regt er an, jene Roma kennenzulernen, die einen einflussreichen Beitrag zu Kultur, Medizin, Wissenschaft und sozialen Bewegungen in seiner Heimat geleistet haben. Die Kuratorin Marianna Maksymova wird dazu eine Einführung geben. Daran schließt sich um 18.45 Uhr die Podiumsdiskussion „Roma als Kämpfer für Demokratie, Menschenrechte und Gerechtigkeit. Zweiter Weltkrieg und der Krieg Russlands gegen die Ukraine seit 2014“ an. Dabei soll der Schwerpunkt auf der aktuellen, groß angelegten Invasion Russlands und der Rolle der Roma im Zweiten Weltkrieg sowie auf der Notwendigkeit liegen, das Erbe der Roma in der Ukraine zu fördern und zu bewahren. Teilnehmende auf dem Podium sind Stephan Müller (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma), Dr. Volha Bartash (Postdoktorandin in Geschichte/Anthropologie), Nataliia Tomenko (Expertin für das kulturelle Erbe der Roma in der Ukraine, ARCA) sowie Rosa Topanova (Direktorin des Babyn-Yar-Museums). Moderiert wird die Diskussion von Jonathan Mack (Zentralrat Deutscher Sinti und Roma).
Mit dem Dokumentarfilm „Named Voices“ wird die Veranstaltung am 4. Dezember um 17 Uhr fortgesetzt. Informiert wird darin über den Völkermord an den Roma in den 1940er Jahren und darüber, wie die Roma-Gemeinschaften heute unter den Bedingungen des russischen Angriffskrieges leben. Danach wird ab 18.30 Uhr bei einer Diskussion mit Natalia Vainilovych (ART-PLAYBACK) und Volodymyr Yakovenko von ARCA (beide online) sowie Verena Meier (Forschungsstelle Antiziganismus der Universität Heidelberg) die Frage thematisiert, wie Roma in Filmen dargestellt werden. Das Gespräch moderiert Chinara Majidova (ARCA).
Die Hauptsprachen der öffentlichen Veranstaltung sind Ukrainisch und Englisch mit konsekutiven und Simultanübersetzungen. Der Eintritt ist frei.
Veranstalter ist die Jugendagentur zur Förderung der Roma-Kultur in der Ukraine (ARCA) in Zusammenarbeit mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma. Partner ist das Europäische Roma-Institut für Kunst und Kultur (ERIAC), Unterstützer sind das Ukrainische Institut in Deutschland sowie das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland.
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Heidrun Helwig Wissenschaftliche Mitarbeiterin
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