EnBW Energie Baden-Württemberg AG
Bahn-Chef Mehdorn in Beirat der EnBW berufen
Kritik an Einmischung von Wirtschaftsverbänden in Unternehmensbelange
Karlsruhe (ots)
EnBW-Chef Claassen für Beibehaltung des integrierten Konzerns Deutsche Bahn/Gemeinsame Standpunkte zur Netzregulierung/ Claassen kritisiert Rogowskis Position gegen die Mitbestimmung in Aufsichtsräten
Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG hat den Vorsitzenden des Vorstands der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, in ihren Beirat berufen. "Wir freuen uns, mit Hartmut Mehdorn nicht nur den Vorstandsvorsitzenden eines der europaweit energieintensivsten Unternehmen, sondern auch einen ausgewiesenen Energiefachmann für die EnBW gewonnen zu haben. Von seinen Erfahrungen wird die EnBW profitieren", so Prof. Dr. Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender der EnBW. Zur Versorgung ihres elektrischen Zugbetriebs unterhält die Deutsche Bahn selbst ein 7.600 Kilometer langes Hochspannungsnetz sowie zahlreiche Kraft-, Umformer- und Umrichterwerke. Dem Beirat der EnBW gehören ausgesuchte Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik an.
Vor dem Hintergrund der Berufung in den EnBW-Beirat haben Prof. Dr. Utz Claassen und Hartmut Mehdorn auch verschiedene Fragen der Energiewirtschaft und des Netzbetriebs diskutiert. Dabei waren sich beide Unternehmens-Chefs einig, dass ein in die Wertschöpfungskette integrierter Netzbetrieb - ähnlich wie in der Energiewirtschaft - auch bei der Deutschen Bahn Voraussetzung für eine verlässliche Infrastrukturdienstleistung sei. In diesem Zusammenhang äußerte Claassen auch Unverständnis darüber, dass der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert, dass das Schienennetz vom Bahnkonzern abgetrennt und komplett in Staatshand bleiben solle.
Claassen hierzu: "Das englische Modell der Trennung von Netz und Betrieb ist kein Erfolgsbeispiel. Der englische Weg hat vielmehr zu gravierenden, sichtbaren Problemen geführt, und zwar im Hinblick sowohl auf die Wirtschaftlichkeit als auch auf die Sicherheit des Systems. Dies räumen mittlerweile selbst Bahnverantwortliche in England öffentlich ein." Claassen beurteilt deshalb die Beibehaltung des integrierten Konzerns Deutsche Bahn positiv, zumal dieser gemäß seinen Informationen auch nach Meinung fast aller führenden Investmentbanken Voraussetzung für einen erfolgreichen Börsengang sei.
Für EnBW-Chef Claassen ist die Haltung des BDI erklärungsbedürftig. "Weshalb glauben eigentlich der Marktwirtschaft verpflichtete Wirtschaftsverbände, der Staat könne ein großes Infrastrukturunternehmen erfolgreicher führen und vor allem auch mit mehr Kapital versorgen, als eine börsennotierte Gesellschaft, die Zugang zum Kapitalmarkt hat? Nach meinem Empfinden sollten sich Wirtschaftsverbände nicht in die individuellen Belange einzelner Unternehmen einmischen. Auch bei energiewirtschaftlichen Themen fragt man sich manchmal, auf welcher Grundlage und mit welcher Legitimation hier Positionen bezogen werden", so Claassen. Wer zudem Mitbestimmung im Aufsichtsrat als "Irrtum der Geschichte" bezeichne, müsse sich fragen lassen, ob man denn einen Rückfall in die Kaiserzeit wolle und wie notwendige einschneidende Reformen denn ohne Mitwirkung der Arbeitnehmer konsensual gestaltet werden sollen. Zudem sei eine solche Haltung nach seinem Empfinden von Disrespekt gegenüber den zahlreichen Menschen geprägt, die über Jahrzehnte hinweg als Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten an der Entwicklung ihrer Unternehmen konstruktiv mitgewirkt hätten. Claassen hierzu: "Wer als Manager die positiven Potenziale der Mitbestimmung nicht entsprechend nutzt, handelt zum Schaden von Unternehmen und Aktionären." Entsprechendes gelte auch für Wirtschaftsverbände. Claassen: "Wir brauchen Konsens statt Konflikt und Integration statt Polarisierung."
Claassen und Mehdorn waren sich einig, dass die unbestreitbaren Erfolge der Deutschen Bahn seit der Bahnreform auch der integrierten Struktur des Unternehmens mit zu verdanken seien, weil man damit Anforderungen an das Gesamtsystem Rad/Schiene gerecht geworden sei. Mehdorn betonte noch einmal die Notwendigkeit des Zugangs zum Kapitalmarkt für die Bahn, wenn dieser Weg gerade auch angesichts knapper öffentlicher Finanzen erfolgreich fortgesetzt werden solle. Über das "Wann" und das "Wie" bestimme allerdings der Eigentümer.
Zur grundsätzlichen Frage der Netzregulierung - gleich ob im Transportbereich oder in der Energiewirtschaft - erklärte Claassen, dass marktwirtschaftliche Elemente und positive Leistungsanreize grundsätzlich der richtige Weg seien. Staatliche Eingriffe in Abläufe und Strukturen seien hingegen weitest möglich zu vermeiden. "Marktwirtschaftlich geprägte Leistungsfähigkeit muss Vorrang haben vor planwirtschaftlichen Lenkungsmechanismen," so Claassen. Mehdorn warnte zudem vor einer möglichen Überregulierung auf nationaler und europäischer Ebene.
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