Pflegeausbildung in Reha-Kliniken
„Wir können, aber wir dürfen nicht“ - Obwohl bundesweit Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Reha-Kliniken händeringend Pflegefachkräfte suchen, sperren sich zwei Bundesministerien gegen die Ausweitung von Ausbildungskapazitäten.
Horn-Bad Meinberg, 24.09.2024: Wie die Dr. Becker Brunnen-Klinik in Horn-Bad Meinberg berichtet, lehnen das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSJF) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) es ab, die rund 1.000 Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation als Ausbildungsträger für Pflegeberufe zuzulassen.
1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze für Pflegefachleute und Pflegeassistenzberufe
„Nachvollziehbar ist das für uns nicht,“ erklärt Stephanie Witzke, Klinikdirektorin der Dr. Becker Brunnen-Klinik. Denn nach ihrer Überzeugung erfüllen viele deutschen Reha-Kliniken die sachlichen und fachlichen Voraussetzungen für die Pflegeausbildung. Würden die bei ihnen vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten genutzt, könnten vermutlich Tausende zusätzliche Ausbildungsplätze für Pflegefachleute und Pflegeassistenzberufe geschaffen werden.
Deutschlandweit fehlen bereits 90.000 Pflegekräfte
Und das wäre dringend erforderlich, denn Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass in zehn Jahren deutschlandweit bereits 90.000 Pflegekräfte fehlen werden. Bis zum Jahr 2049 könnte sich diese Zahl auf 280.000 verdreifachen.
Dieser Entwicklung wollte auch die aktuelle Bundesregierung entgegensteuern. Sie legte in ihrem Koalitionsvertrag den Regierungsauftrag fest, Reha-Einrichtungen als Ausbildungsträger zuzulassen. Doch erneut ließen die zuständigen Bundesministerien eine Möglichkeit verstreichen, ihrem Versprechen nachzukommen.
Regierung berücksichtigt Rehakliniken nicht im aktuellen Gesetzesvorhaben
Auch im aktuell geplanten „Gesetz über die Einführung einer bundeseinheitlichen Pflegeassistenzausbildung“ (PflAssEinfG) bleiben Reha-Kliniken ausgeschlossen. Während das am Gesetzentwurf beteiligte Bundesarbeitsministerium (BMAS) eine Zulassung der Reha-Kliniken befürwortet, lehnen dies das BMFSJF und das BMG ab. Sie wollen lediglich die Möglichkeit schaffen, dass 160 Stunden der Pflegeausbildung in einer Reha-Einrichtung absolviert werden können. Als Grund für ihre Ablehnung nennen die beiden Ministerien, dass gemäß der Ausbildungs- und Prüfungsordnung der Ausbildungsträger mehr als 50 Prozent der praktischen Ausbildung in der eigenen Einrichtung anbieten soll und nicht durch Kooperationen mit anderen Ausbildungsträgern. Zudem gebe es bereits genug Träger für die Pflegeausbildung, weitere würden nicht benötigt.
„In unserer Klinik wären zwei Ausbildungsplätze möglich“
Diese Argumente lässt Stephanie Witzke nicht gelten: „Wie unsere Klinik können die meisten deutschen Rehabilitationseinrichtungen viele der Ausbildungsinhalte abdecken, nur in wenigen Teilbereichen wären Kooperationen mit benachbarten Krankenhäusern erforderlich. Das machen andere Ausbildungsbetriebe aber auch, deshalb ist die Begründung der Ministerien geradezu absurd. Und dass Ausbildungsangebote fehlen, ist doch ganz offensichtlich. Wir können eine wirklich attraktive und hochqualifizierte Pflegeausbildung anbieten. In unserer Klinik wären zwei Ausbildungsplätze möglich. So wie wir könnten überall in Deutschland die Reha-Einrichtungen zur Reduzierung des Pflegekräftemangels gerade in ländlichen Regionen beitragen!“
Auch andere Kliniken und Verbände fordern seitens der Politik ein Umdenken, unter anderem der Bundesverband Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), der die politischen Interessen der Krankenhäuser und Reha-/Vorsorgeeinrichtungen in privater Trägerschaft vertritt.
Freundliche Grüße
Rebecca Jung
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit | Referentin Unternehmenskommunikation
Dr. Becker Klinikgruppe
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