Kriminelle Clans sehen unseren Staat als Beute an
Polizeichef Frank Richter fordert im Podcast Revier im Fadenkreuz der neuen Brost-Akademie mehr Härte gegen organisierte Kriminalität
Essen (ots)
Soviel kriminelle Energie überraschte selbst erfahrene Beamte! Bei der Überprüfung eines Essener Wohnhauses entdeckten Polizisten, begleitet von Mitarbeitern des Arbeits- und Sozialamtes, dass sich hier 83 Personen angemeldet und Sozialleistungen bezogen hatten - von denen niemand dort wohnte! So läuft organisiertes Verbrechen in Strukturen krimineller Clans, erklärt Polizeichef Frank Richter zum Auftakt der Podcast-Reihe "Revier im Fadenkreuz. Der Podcast über innere Sicherheit" (zu hören bei Spotify, iTunes und überall dort, wo es Podcasts gibt). Richter: "Es geht längst nicht mehr nur um Kriminalität. Hier wird versucht, unsere Gesellschaft systematisch auszuplündern."
Im Gespräch mit Welt-Fernseh-Chefredakteur Jan Philipp Burghard beschreibt der Polizeichef von Essen und Mülheim (2200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter) die Herausforderungen des Alltags, Professor Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung und Präsident der Brost-Akademie, ordnet die Bedrohungsszenarien für die innere Sicherheit politisch und gesellschaftlich ein. "Es ist zerrüttend, wenn der Staat keine Präsenz zeigt", so der frühere Kanzleramtsminister. "Unser System macht es zu leicht, an Staatsknete zu kommen. Wir waren, um es ironisch zu sagen, in den vergangenen Jahren zu gründerfreundlich für diese Form von Start-Ups."
Richter beschreibt eine Entwicklung, die sich abzeichnete und gesellschaftlich ignoriert wurde. "Seit Jahren beobachten wir, wie sich zum Beispiel bei Verkehrsverstößen schnell eine Tumultlage entwickelt, wenn 50 bis 60 überwiegend Jugendliche die Polizei daran hindern wollen, den Vorfall zu protokollieren." Die Clan-Angehörigen wollten dokumentieren: "Die Straße gehört uns! Sie sehen den Staat als schwach an, er ist für sie nur eine Beutegesellschaft". Beamte von Polizei, Arbeits- oder Sozialamt würden systematisch eingeschüchtert, indem man auf Familienangehörige, Kinder und den bekannten Wohnort verweise.
Startpunkt für Brost-Akademie
Eine Bedrohung des staatlichen Gewaltmonopols, die, so Hombach, "in Stein gemeißelt sein muss. Wir sind doch alle froh, dass wir uns nicht selber den Colt umbinden müssen."
Im Zentrum der Podcast-Reihe steht die Sicherheit im Ruhrgebiet, neben konkreten Beispielen aus der Region soll das Thema aus einem übergeordneten, politischen Blickwinkel betrachtet werden. Sie bildet gleichzeitig den Startpunkt für die neu gegründete Brost-Akademie.
Die neue Institution hat sich zum Ziel gesetzt, globale Entwicklungen unter dem Brennglas des Ruhrgebietes zu beobachten. Seit Generationen befindet sich die Region in einem Transformationsprozess, der maßgeblich von der Bevölkerung selbst vorangetrieben wird. Integration, ökologischer und technologischer Wandel - Herausforderungen, die vielerorts noch bevorstehen, wurden hier bereits vollzogen. Alle gesellschaftlichen Bereiche, die vom Wandel besonders betroffen sind, sollen in Praxisprojekten, Digitalformaten, Veranstaltungsreihen und Buchpublikationen beleuchtet und exemplarische Lösungen aus dem Ruhrgebiet für die Region und das ganze Land aufgezeigt werden.
So hat beispielsweise die in Essen praktizierte erfolgreiche Zusammenarbeit verschiedener Behörden wie Zoll, Steuerfahndung und Polizei bereits internationale Anerkennung gefunden. Richter: "Sogar aus Schweden kommen Kollegen, um sich anzuschauen, was wir hier im Ruhrgebiet besser können." Die aktuelle Weltlage wird nach Ansicht Hombachs zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel führen: "Wir haben nach 1989 alle geglaubt, alte Gegensätze ließen sich friedlich überwinden und Wettabrüsten sei das Gebot der Stunde." Jetzt gelte es für den Staat, sich nach außen und innen wehrhaft zu zeigen. Hombach: "Es ist wichtig, das individuelle Gerechtigkeitsgefühl der Bürger zu stärken."
Die Debatte soll mit einer Buchveröffentlichung ("Auf Streife durchs Revier - Kriminalität und ihre gesellschaftlichen Folgen") sowie der Diskussionsveranstaltung "Kriminalität und ihre Folgen: (Un-)Sicherheit im Ruhrgebiet" (30. März 2022, 18.30 Uhr Hotel Franz in Essen) fortgesetzt werden.
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