Opern-Star Elina Garanca: "Singen ist wie ein Marathon"
Gütersloh (ots)
Die Lettin spricht mit dem Lufthansa Magazin über die Anstrengungen einer Vorstellung, ihre Rolle als Sängerin und Mutter und ihren persönlichen Maßstab für Erfolg
Hamburg, 31. Januar 2017 - Für die lettische Mezzosopranistin Elina Garanca ist Singen Schwerstarbeit. Im Interview mit dem Lufthansa Magazin (Ausgabe 2/2017, EVT 1. Februar) sagte der Welt-Star: "Wir Sänger arbeiten mit Lehrern, Coaches, Stimmtechnikern, manchmal auch mit Ärzten. Am Tag nach der Vorstellung bin ich manchmal einfach müde - so viel Adrenalin, das ist wie ein Marathon!" Für die Vorbereitung auf die Rolle der "Carmen" ist sie 2009 in New York monatelang jeden Morgen neun Kilometer gelaufen. "Carmen singt und tanzt gleichzeitig - da braucht es eine gewisse Ausdauer. Bei der ersten Probe dachte ich, ich werde ohnmächtig. Am Ende war es wie eine Sucht. Mein Körper verlangte danach zu laufen."
Garanca, die im Februar mit den Titeln ihres Albums "Revive" auch in Deutschland auf Tournee geht, ist mit dem Dirigenten Karel Mark Chichon verheiratet und hat zwei Töchter. Auf die Frage, welche Rolle schwieriger sei, Opern-Star oder Mutter, antwortete sie: "Wenn eine Vorstellung mal nicht so gut läuft, probt man halt, bis es sitzt. Für Mütter gibt es keine Probezeit - man muss immer sofort improvisieren. Ständig renne ich irgendwo hinterher, bin immer zu spät. Wir haben das bei uns so ausgemacht, dass zunächst mein Mann etwas kürzertritt. Dirigenten können ja bis ins hohe Alter arbeiten. Als Sänger hat man aber ein Ablaufdatum. Die Blütezeit für Frauenstimmen liegt zwischen 40 und 50 Jahren - da stehe ich gerade am Anfang."
Den Erfolg eines Abends bewertet Garanca nicht in erster Linie nach der Stärke des Beifalls: "Mir geht es um diesen einen besonderen Moment, wenn alle miteinander verbunden sind - jede Faser, von der Bühne bis zum Zuschauerraum. Keiner denkt dann an etwas anderes. Niemand hustet oder flüstert, keiner schaut aufs Telefon. Das macht mich glücklich. Das ist meine Belohnung."
Im Interview mit dem Lufthansa Magazin berichtete die Opern-Sängerin auch von ihrer Reiseverrücktheit: "Ich bin ein Wanderer. Wenn ich länger an einem Ort bin, langweile ich mich schnell, spätestens nach einem halben Jahr muss ich einfach wieder irgendwohin. Meine Familie hat sich daran gewöhnt. Ich kann nichts daran ändern."
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