Coronavirus: Uniklinik Wien hat nicht vor Ibuprofen gewarnt
Berlin (ots)
Ratschläge und Gerüchte zum Einfluss bestimmter Medikamente auf eine Coronavirus-Infektion sorgen derzeit für Verunsicherung. In sozialen Netzwerken verbreitete sich eine Nachricht, der zufolge Ibuprofen die Vermehrung von Coronaviren begünstige. Dies hätten Forscher der Uniklinik Wien herausgefunden, hieß es (http://dpaq.de/vCZtF).
BEWERTUNG: Die Uniklinik Wien distanziert sich von den Behauptungen und spricht von "Fake News". Es ist nicht belegt, dass Ibuprofen die Vermehrung des Virus Sars-CoV-2 verstärkt.
FAKTEN: Die Universität Wien schrieb bei Facebook (http://dpaq.de/GuKOE) und Twitter von einer Falschnachricht: "Achtung, bei den derzeit kursierenden WhatsApp-Text- und Sprachnachrichten rund um angebliche Forschungsergebnisse der "Wiener Uniklinik" zu einem Zusammenhang zwischen Ibuprofen und Covid19 handelt es sich um #FakeNews, die in keinerlei Verbindung mit der #MedUniWien stehen." (http://dpaq.de/n6V0D)
Dass Menschen mit grippeähnlichen Symptomen vermehrt zu Schmerzmitteln greifen, sei nicht überraschend, sagte der Direktor der Uniklinik, Markus Müller, der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Daraus einen Zusammenhang mit Sars-CoV-2 zu konstruieren, sei jedoch falsch (http://dpaq.de/sc3O0).
Es gibt zwar mehrere Hypothesen über die Wirkung verschiedener Präparate auf Coronavirus-Infektionen, doch konnten diese bislang nicht durch klinische Daten belegt werden. Im Fachblatt "The Lancet" wurde ein Beitrag veröffentlicht, der sich auf die statistische Auswertung von Krankheitsverläufen in China stützt (http://dpaq.de/8mVjx).
Die Wissenschaftler äußern darin die Vermutung, dass sogenannte ACE-Hemmer - Medikamente, die den Blutdruck senken - den Krankheitsverlauf von Covid-19 negativ beeinflussen könnten. Ibuprofen könnte demnach einen ähnlichen Einfluss wie die ACE-Hemmer haben. Die Autoren des "Lancet"-Beitrags behaupten jedoch nicht, dass der schädliche Einfluss von ACE-Hemmern belegt sei.
In einem Artikel in der Zeitschrift "Nature Reviews Cardiology" kamen die Autoren zu einem ähnlichen Schluss: Die Gabe von ACE-Hemmern bei Covid-19-Patienten solle sorgfältig abgewogen werden, da die Zusammenhänge noch nicht geklärt seien (http://dpaq.de/HY9nM).
Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie rät allerdings in einer Pressemitteilung Ärzten und Patienten dringend dazu, eine Behandlung mit ACE-Hemmern weiterzuführen. Es gebe derzeit keinen Beleg für einen schädlichen Effekt dieser Medikamente bei Covid-19-Erkrankten (http://dpaq.de/kGp1K).
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Links:
Beitrag: https://www.facebook.com/photo.php?fbid=2412258262211716&set=a.132537656850466&type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/vCZtF)
Mitteilung der Uni Wien bei Facebook: https://www.facebook.com/MedizinischeUniversitaetWien/photos/a.330940943649041/2817591401650637/?type=3&theater (archiviert: http://dpaq.de/IKCGk)
Tweet von @MedUni_Wien: https://twitter.com/MedUni_Wien/status/1238782938344554496 (archiviert: http://dpaq.de/aA4QW)
APA-Artikel: https://science.apa.at/site/medizin_und_biotech/detail.html?key=SCI_20200314_SCI39371351253720932 (archiviert: http://dpaq.de/ZNHQf)
"Lancet"-Beitrag: https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2213-2600%2820%2930116-8 (archiviert: http://dpaq.de/cYVeE)
"Nature Reviews Cardiology"-Artikel: https://www.nature.com/articles/s41569-020-0360-5 (archiviert: http://dpaq.de/pbfRr)
Pressemitteilung der European Society of Cardiology: https://www.escardio.org/Councils/Council-on-Hypertension-(CHT)/News/position-statement-of-the-esc-council-on-hypertension-on-ace-inhibitors-and-ang (archiviert: http://dpaq.de/YSgYr)
Faktencheck von Mimikama: https://www.mimikama.at/allgemein/coronavirus-falschmeldung-ibuprofen-verschlimmert-covid-19/
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