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dpa-Faktencheck

Füchse leben nicht ewig monogam

Berlin (ots)

Männliche Füchse sollen angeblich ein tierisches Beispiel für ewige Treue sein: "Wenn eine Fuchsfrau stirbt, bleibt ihr Partner für immer ledig. Eine verwitwete Fuchsfrau sucht jedoch sofort nach einem neuen Partner", heißt es dazu in einem Instagram-Posting (https://archive.vn/ig6Wz).

BEWERTUNG: Für dieses Sozialverhalten von Füchsen gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg. Sie vermehren sich, sobald sich ihnen die Möglichkeit bietet.

FAKTEN: Der Instagram-Beitrag gibt als Quelle für seine Behauptung die Seite "www.thefoxwebsite.net" an. Das ist tatsächlich eine seriöse Quelle: Sie wird von Forschern der Universität Bristol betreut und von der Organisation Internationaler Tierschutz-Fonds finanziert.

Die verlinkte angebliche Quelle befasst sich jedoch nicht mit dem Verhalten eines Fuchses nach dem Tod seines Partners oder seiner Partnerin - wovon das Instagram-Posting handelt (http://dpaq.de/2tuvV). Stattdessen wird dort beschrieben, dass ein Fuchs und eine Füchsin manchmal monogam in einem Revier leben und regelmäßig gemeinsam Nachwuchs zeugen. Das ist aber nicht immer der Fall: Füchse können sich auch mit mehreren anderen Füchsen in ihrem oder in benachbarten Revieren paaren, sich also nicht-monogam verhalten.

Diese Erkenntnis basiert unter anderem auf einem wissenschaftlichen Fachartikel aus dem Jahr 2004 über genetische Belege für das Paarungsverhalten von Füchsen (http://dpaq.de/rL1j4). Britische Biologen konnten darin nachweisen, dass sich innerhalb eines Rudels von Füchsen die Alphaweibchen nicht mit Betamännchen paaren, Alphamännchen jedoch mit Betaweibchen. Bei Paarungen zwischen verschiedenen Rudeln taten sich Alpha- sowie Betaweibchen sowohl mit Alpha- als auch mit Betamännchen zusammen.

"Männliche Füchse paaren sich, wann immer sich die Möglichkeit ergibt", sagt einer der Autoren der Studie, der Naturschutzbiologe Stephan M. Funk, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die These der auf ewig treuen Füchsen weist er zurück: "Es gibt keinerlei wissenschaftliche Hinweise, dass diese Behauptung zutrifft", so Funk.

Das bestätigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin: "So ein Verhalten kann nicht evolutionsstabil sein", teilt das Institut auf dpa-Anfrage mit. Gemeint ist damit, dass monogame Treue dem Bestreben der Füchse nach Erhaltung der eigenen Population widerspricht. Beide Fuchsgeschlechter seien den Wildtierforscherinnen und -forschern zufolge nachweislich nicht treu.

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Links:

Instagram-Posting mit der Falschbehauptung (27. Juni 2020): https://www.instagram.com/p/CB8KqftFwUx/ (archiviert: https://archive.vn/ig6Wz)

Selbes Posting auf Facebook (27. Juni 2020): https://www.facebook.com/WeltFaktenDE/photos/a.840825696018172/2642601359173921/?type=3&theater (archiviert: https://archive.vn/vPH5A)

Verlinkte Quelle des Instragam- und Facebook-Beitrags: http://www.thefoxwebsite.net/ecology/ecologymating(archiviert: http://dpaq.de/2tuvV)

Fachartikel über genetische Hinweise auf das Paarungsverhalten von Füchsen: Baker, P.J., Funk, S.M., Bruford, M.W. & Harris, S. (2004) Polygynandry in a red fox population: implications for the evolution of group living in canids? Behavioral Ecology 15, 766-778. https://academic.oup.com/beheco/article/15/5/766/318440(archiviert: http://dpaq.de/rL1j4 und PDF: http://dpaq.de/pR7Qb)

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Kontakt zum dpa-Faktencheckteam: faktencheck@dpa.com

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