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Liisa Kokkarinen und Jyrki Oksanen von Visit Finland im Interview zum Thema nachhaltiges Reisen in Finnland

Liisa Kokkarinen und Jyrki Oksanen von Visit Finland im Interview zum Thema nachhaltiges Reisen in Finnland
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PRESSEMITTEILUNG

Liisa Kokkarinen und Jyrki Oksanen von Visit Finland im Interview zum Thema nachhaltiges Reisen in Finnland

Helsinki/Frankfurt am Main, 9. März 2021. Finnlands unberührte Natur ist das Herzstück des finnischen Lebens und tief verwurzelt in Kultur und Alltag. Das sogenannte „Jedermannsrecht“ – im finnischen „Jokamiehen Oikeudet“ – erlaubt Einheimischen wie Reisenden, im Einklang mit der Natur zu leben, solange man verantwortungsvoll mit ihr umgeht. Um dieses kostbare Gut zu schützen und nachhaltiges Reisen zur neuen Norm im Tourismus zu machen, wurde 2019 das landesweite „ Sustainable Travel Finland“-Programm (STF) von Visit Finland eingeführt. Die Gemeinde Posio in Lappland erhielt im letzten Jahr als erste Region Finnlands das Zertifikat für nachhaltiges Reisen. Zurzeit nehmen 600 Unternehmen am STF-Programm teil und 73 Unternehmen sind bereits mit dem Label ausgezeichnet worden.

Im Interview sprechen Liisa Kokkarinen, Managerin für nachhaltige Entwicklung bei Visit Finland/Business Finland, und Jyrki Oksanen, Director DACH & Benelux bei Visit Finland/Business Finland, zu den Gründen der Programmeinführung sowie der Zukunft des Tourismus in Finnland. Beide werden auch als Sprecher bei verschiedenen Podiumsdiskussionen am 12. März 2021 auf der ITB NOW auftreten: Liisa Kokkarinen beim "ITB Interaktiver Panel: Gestaltung einer nachhaltigen Tourismuszukunft nach der Pandemie" am Freitag, den 12. März 2021 von 16 bis 16:55 Uhr und Jyrki Oksanen beim "ITB Panel: Nachhaltige Erholung der Wirtschaft und Widerstandsfähigkeit von Reisezielen " am selben Tag von 17 bis 17:55 Uhr.

Im touristischen Sprachgebrauch existieren verschiedene Terminologien zum Thema Nachhaltigkeit im Tourismus. Worin genau unterscheiden sich Begrifflichkeiten wie Ökotourismus oder verantwortungsbewusstestes Reisen?

Liisa Kokkarinen:

Ökotourismus oder ökologisches Reisen konzentrieren sich mehr auf die Minimierung der ökologischen Auswirkungen des Tourismus, während nachhaltiger Tourismus einen noch umfassenderen Ansatz verfolgt. Er zielt auch darauf ab, den Nutzen für die Gemeinschaft und die lokale Wirtschaft zu maximieren. Beim nachhaltigen Tourismus geht es darum, ein Gleichgewicht zwischen ökologischen, kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Aktivitäten herzustellen. So ist es auch bei unserer STF-Initiative der Fall, denn hier wird ein ganzheitlicher Ansatz zur Nachhaltigkeit verfolgt. Darüber hinaus kann nachhaltiger Tourismus eher als eine langfristige Investition oder eine strategische Entscheidung für langfristige Veränderungen im Tourismus gesehen werden, während verantwortungsvoller Tourismus oder Ökotourismus eher handlungsorientiert ist. Es geht um die verantwortungsvollen Maßnahmen, die Einzelpersonen oder Unternehmen ergreifen können und alle diese Maßnahmen zusammen führen uns dann zu einem nachhaltigen Tourismus.

Finnland ist im weltweiten Vergleich ein eher dünn besiedeltes Land mit reichlich Natur und kein typisches Massentourismusziel. Warum wird dennoch so sehr in einen nachhaltigen Tourismus investiert?

Liisa Kokkarinen:

Es ist richtig, dass wir kein Massentourismusziel sind, und ich denke, das ist auch einer der Gründe, warum wir so viel in Nachhaltigkeit investieren müssen. Laut Schätzungen ist der Tourismus für acht Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. In Finnland beruht unser Tourismusprodukt ebenso wie unsere Natur und unser Lebensstil ganz auf dem Wechsel der Jahreszeiten und unserer "naturnahen" Kultur. Finnland ist als Land auch den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen verpflichtet. Unsere Regierung hat außerdem das sehr ehrgeizige Ziel, bis zum Jahr 2035 ein kohlenstoffneutraler Staat zu sein, d.h. wir wollen der erste Wohlfahrtsstaat sein, der frei von fossilen Brennstoffen ist. Der Tourismus in Finnland erlebte vor der Pandemie einen enormen Boom. Die Tourismusindustrie spielt daher eine immer wichtigere Rolle in der Gesellschaft, um nationale und globale Ziele erreichen. Auch wenn Finnland als nachhaltiges Land gilt, gab es bisher keine Möglichkeit, einen Tourismusanbieter zu identifizieren, der sich für eine nachhaltige Entwicklung einsetzt. Das STF-Label dient diesem Zweck: Es macht es Verbrauchern leichter, eine verantwortungsvolle Wahl zu treffen.

Jyrki Oksanen:

Ich stimme mit Frau Kokkarinen in allen Punkten zu. Indem wir in eine nachhaltige Entwicklung investieren, investieren wir in ein Land, das in Bezug auf sozialen Fortschritt, Menschenrechte, Glück, Vertrauen, Stabilität, Freiheit, Korruptionsbekämpfung, Wohlstand, Sicherheit, Gleichheit und Solidität führend ist. Diese erzählen von der Ethik und den Werten in unserer Kultur und Gesellschaft. Nicht umsonst wurden wir zum dritten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gewählt: Fast 80 Prozent des Landes sind mit Waldfläche bedeckt und mit 188.000 Seen haben wir die meisten Süßwasserressourcen in der Europäischen Union sowie die sauberste Luft der Welt. Die finnische Kultur und Lebensweise ist daher stark in der Natur verwurzelt. Urlauber kommen auch wegen der atemberaubenden Naturlandschaft nach Finnland und es ist wichtig, diese so weit wie möglich zu erhalten.

Das sind tolle und gleichzeitig ambitionierte Ziele. Mit der 2019 ins Leben gerufenen Initiative „Sustainable Travel Finland“ rücken Sie diesem Ziel auch ein entscheidendes Stück näher. Wie genau ist das Programm aufgebaut und wie ist die bisherige Resonanz hierzu?

Liisa Kokkarinen:

Bereits vor Einführung des Programms wurden Studien zu Untersuchung der größten Hindernisse beim Thema Nachhaltigkeit unternommen. Dabei kam heraus, dass fehlendes Know-how die größte Herausforderung bei der Implementierung von Nachhaltigkeitsinitiativen ist. Wir haben daher ein Konzept mit klar detaillierten Schritten und Abläufen erstellt. Das Programm richtet sich an alle Tourismusakteure vom Ein-Mann-Betrieb bis zur ganzen Destination, ist kostenlos und hat eine umfangreiche Bildungskomponente - oft ist das Bewusstsein schon ein Schritt zur Veränderung. Das STF-Programm vereint die vier Dimensionen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie, Soziales und Kultur. Das Label wird nur an Unternehmen und Regionen vergeben, die das gesamte Programm durchlaufen haben und die sieben Kriterien des Modells erfüllen. Dazu gehören unter anderem das Bekenntnis zu den Prinzipien des nachhaltigen Tourismus und die Erstellung eines nachhaltigen Tourismusentwicklungsplan mit kurz- und langfristigen Zielen. Die Akzeptanz und Anerkennung des STF-Programms haben unsere vorher festgelegten Erwartungen übertroffen. Mehr als 600 Unternehmen und Destinationen beschreiten bereits den STF-Weg. 73 Unternehmen und die Region Posio in Lappland sind bereits mit dem Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet worden. Das macht uns sehr stolz und wir sind sicher, dass bald weitere folgen werden. Es hat sich gezeigt, dass die anhaltende Pandemie die Ressourcen, die in einen nachhaltigen Tourismus investiert werden, verstärkt hat. Eine nachhaltige Entwicklung wird als ein Weg zur Stärkung der Belastbarkeit gesehen.

Inwieweit wird sich das Reiseverhalten nach der Pandemie Ihrer Meinung nach verändern? Und wie wird Finnland als Destination darauf reagieren?

Liisa Kokkarinen:

Dem Land nach sind wir eines der größten Länder Europas, aber selbst unsere Hauptstadt Helsinki hat nur 630.000 Einwohner, während hier im Norden, wo ich wohne, die Bevölkerungsdichte bei zwei Menschen pro Quadratkilometer liegt. Der Trend geht dahin, dass die Menschen es vermeiden, in die großen Städte zu reisen und stattdessen Natur und Outdoor-Aktivitäten buchen und Ziele im Land mit kleineren Bevölkerungszahlen besuchen. Das Thema "zurück zur Natur" macht sich immer mehr bemerkbar. Viele Einheimische und Urlauber bevorzugen jetzt das ruhige Landleben und wollen die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen. Finnland ist der perfekte Ort für den verantwortungsbewussten Reisenden, der sich nach der Ruhe der Natur, authentischer lokaler Kultur und einem Gefühl der Sicherheit sehnt. In den letzten Monaten haben wir uns intensiv auf diese neuen Anforderungen und Erwartungen vorbereitet, und sobald das Reisen wieder möglich ist, freuen wir uns darauf, internationale Gäste in einem noch sichereren und nachhaltigeren Finnland willkommen zu heißen.

Jyrki Oksanen:

Das sehe ich auch so. Finnland ist kulturell vielfältig und mit seinen kontrastreichen Jahreszeiten und vier verschiedenen Regionen ein Ziel für Naturliebhaber. Ob auf einem Roadtrip, in einem Hotel und oder in einem gemütlichen Sommerhaus am See, Finnland bietet ideale Bedingungen für Outdoor-Abenteuer und ist das perfekte Reiseziel für diejenigen, die die Ferne suchen. Die Bedeutung der Natur hat in den letzten Jahren eine noch wichtigere Rolle im Alltag und auch auf Reisen eingenommen. Das Jedermannsrecht - jokamiehenoikeus - ist auch eine entscheidende Grundlage für unsere nachhaltige Philosophie. In Finnland ist die Natur für jeden zugänglich, der ihr mit Respekt begegnet. Dieses nachhaltige Versprechen soll nicht nur für das tägliche Leben, sondern auch für unser Reiseverhalten gelten.

Die Sustainable Travel Finland Initiative wurde 2019 von Visit Finland ins Leben gerufen. Nach einer einjährigen Pilotphase wurde das Programm im Juni 2020 für die gesamte Reisebranche in Finnland eingeführt. Die Auszeichung wird nur an Unternehmen und Destinationen vergeben, die das gesamte STF-Programm durchlaufen und alle Kriterien erfüllen. Es umfasst regelmäßige Audits und eine Erneuerung der Zertifizierung und erfordert grundlegendes Engagement für eine nachhaltige Entwicklung. Die Teilnahme am Programm steht allen Reiseunternehmen und Regionen in Finnland offen, einschließlich Restaurants, Beherbungsunternehmen, Reisebüros, Anbieter von touristischen Aktivitäten und Attraktionen, Transportunternehmen, Veranstaltern und Resorts. Bei der Einführung des STF-Programms wurde die derzeitige Lage, aktuelle Hindernisse und Anfordernungen an eine nachhaltige Tourismusentwicklung in Finnland analysiert. Dabei wurden die folgenden Bereiche zur Weiterentwicklung festgelegt: Engagement, Know-How, Planung, Kommunikation, Auditierung und Messung. Anstelle eines bereits vorhandenen internationalen Modells, wurde ein nationales Modell für Finnland entwickelt, das diese Anforderungen sowie regionale Unterschiede berücksichtigt. Die STF-Initiative stimmt mit vielen internationalen Programmen zur nachhaltigen Entwicklung überein, einschließlich Zertifizierungssystemen (z. B. ISO14001 oder Green Key), fördert die Ziele nachhaltiger Entwicklung (SDGs) und berücksichtigt internationale Indikatorensysteme wie das ETC (European Travel Commission), ETIS (European Tourism Indicator System) und GSTC (Global Sustainable Tourism Council). Das STF-Programm richtet sich an regionale und nationale Entwicklungsbedürfnisse.

Visit Finland hat sich zum Ziel gesetzt, Finnland als Reiseziel zu fördern, das Land an internationale Reisende zu vermarkten und Unternehmen der Reisebranche bei der Internationalisierung zu unterstützen. Visit Finland kooperiert mit touristischen Dienstleistungsunternehmen, Reiseveranstaltern, Transportunternehmen, Botschaften sowie den finnischen Regionen und ist Teil von Business Finland.

Business Finland ist die finnische Regierungsorganisation für Innovationsfinanzierung und Förderung von Handel, Reisen und Investitionen. Die 600 Experten von Business Finland arbeiten in 40 Büros weltweit und in 16 Regionalbüros in ganz Finnland. Business Finland ist Teil des Team Finland-Netzwerks und hat zur Mission, durch Innovation und internationale Expansion Wachstum zu ermöglichen und Chancen für Finnland zu schaffen. So möchte Business Finland globales Wachstum für Unternehmen ermöglichen sowie erstklassige Business-Ökosysteme und ein wettbewerbsfähiges Geschäftsumfeld für Finnland schaffen.

Pressekontakt: 
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Rainer Fornauf/ Maria Sophia Bach/ Alina Chekaibe 
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