Ein dunkles Kapitel wird neu beleuchtet: Umgestaltung und Erweiterung der Steinwache in Dortmund
Stuttgart (ots)
Seit über drei Jahrzehnten erinnert die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache in Dortmund an das dunkle Kapitel der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands. Mit Ausstellungen und Vorträgen hält sie die Erinnerung an Verfolgung, Widerstand und die Opfer des Nationalsozialismus wach. Nun steht eine umfassende Modernisierung an: Die historische Gedenkstätte wird umgestaltet, sowohl das denkmalgeschützte Gebäude als auch die Ausstellung werden erneuert. Rund 19 Millionen Euro werden investiert, die Arbeiten sollen im Juni 2025 beginnen und etwa drei Jahre dauern. Während dieser Zeit bleibt die Steinwache für Besucher:innen geschlossen. Vorträge und Bildungsangebote werden jedoch weiterhin an wechselnden Orten angeboten. "Wir wollen die Erinnerung an die Verbrechen und Opfer des Nationalsozialismus bewahren und für zukünftige Generationen aufbereiten", sagt Dr. Markus Günnewig, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache. Das auf Bau- und Immobilien spezialisierte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE mit Hauptsitz in Stuttgart unterstützt die Stadt Dortmund bei diesem Vorhaben.
Die Steinwache wurde 1906 als Polizeiwache erbaut und 1928 um ein großes Gefängnis ergänzt. Während des Nationalsozialismus wurde es unter anderem von der Gestapo genutzt. "In der NS-Zeit war die Steinwache ein Verfolgungsort mit regionaler Bedeutung. Aus politischen und rassistischen Gründen wurden hier Menschen gefoltert und in Konzentrationslager deportiert", so Markus Günnewig. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude zunächst weiterhin als Polizeidienststelle und später als Unterkunft für Obdachlose. Im Jahr 1992 wurde die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache offiziell eröffnet. Seither dokumentiert eine Ausstellung die grausamen Taten und die Geschichte des Ortes. "Für die damalige Zeit war die Ausstellung wirklich herausragend, jetzt ist es aber dringend notwendig, sie zu modernisieren", so Günnewig. Damit soll die Erinnerung an die Opfer und die Aufklärung über die Verbrechen des Nationalsozialismus auch künftigen Generationen in einer zeitgemäßen Form vermittelt werden.
Sanierung mit historischem Feingefühl
Eine besondere Herausforderung stellt dabei der Denkmalschutz dar. Jana Oenning, die als Drees & Sommer-Projektmanagerin den Planungs- und Bauprozess begleitet, erklärt: "Die Projektsteuerung bei denkmalgeschützten Gebäuden geht weit über die klassischen Aspekte des Bauprojektmanagements hinaus. Sie erfordert die Einhaltung spezifischer Auflagen und den sensiblen Umgang mit den Beständen. Dabei bringen wir Planungsprozesse, technische Anforderungen und denkmalpflegerische Aspekte in Einklang. Besonders wichtig ist eine enge Abstimmung mit Denkmalbehörden und Fachgutachtern."
Die Sanierung des historischen Gebäudes hat das Ziel, die Steinwache so weit wie möglich in ihren Originalzustand zurückzuführen: Dazu gehört unter anderem die Restaurierung von Beton, Bodenbelägen, Außenputz und Fenstern. Darüber hinaus werden die 40 Räume der Gedenkstätte sowie der Rundgang neu strukturiert und gestaltet, um den Insassen des Polizeigefängnisses aus der Zeit des Nationalsozialismus mehr Raum und eine würdige Erinnerung zu bieten.
Neue Ausstellung und Empfangsgebäude
Die geplante Modernisierung der Steinwache umfasst zwei zentrale Teilbereiche: eine neue Dauerausstellung und den Bau eines modernen Empfangsgebäudes. Die neue Dauerausstellung wird sich der Geschichte des Polizeigefängnisses widmen. Neben der inhaltlichen Aufarbeitung wird die Ausstellung auch räumlich neugestaltet.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts ist der Bau eines neuen Empfangsgebäudes, das sich am historischen Standort orientiert. Der Neubau umfasst moderne Ausstellungs- und Seminarräume, die das Bildungsangebot der Gedenkstätte erweitern. Insbesondere die neuen Räumlichkeiten für die Bildungsarbeit sind von großer Bedeutung, wie Günnewig betont: "Oft kommen Schulklassen und andere Gruppen zu uns. Es ist deshalb wichtig, Rückzugsmöglichkeiten zu haben für Seminare, um Fragen zu beantworten, Themen weiter zu vertiefen und Vorträge sowie andere Veranstaltungen anbieten zu können. So können wir den heutigen Anforderungen an einen außerschulischen Lernort mit besonderer Geschichte besser gerecht werden."
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