Die Zukunft des „Tannhäuser“ in Biedenkopf ist gesichert
Das Marburger Diakonissen-Mutterhaus Hebron investiert einen sechsstelligen Betrag in den Brandschutz. Im Januar 2025 übernimmt dann das DGD Haus des Lebens das Alten- und Pflegeheim.
Biedenkopf. Gute Nachrichten für Biedenkopf und Umgebung: Die Zukunft des Seniorenheims „Tannhäuser“ mit seinen 49 Plätzen ist für die kommenden Jahre gesichert. „Das war keine Selbstverständlichkeit“, sagt Willi Feldkamp, Verwaltungsleiter des Diakonissen-Mutterhauses Hebron in Marburg, welches das Heim betreibt.
Kurzer Rückblick: Bereits 2022 hatte die Marburger DGD Stiftung, diakonischer Träger mehrerer Gesundheitseinrichtungen, ein 4.200 Quadratmeter großes Grundstück an der Hallenbadstraße in Wallau von der Stadt Biedenkopf gekauft, um dort ein Pflegeheim mit 76 Plätzen zu bauen. Dieses Heim sollte den „Tannhäuser“ ablösen. Denn das Haus in Biedenkopf wurde bereits 1945 vom Landrat als Alten- und Pflegeheim genehmigt und vom Mutterhaus betrieben. Entsprechend schwierig und wirtschaftlich anspruchsvoll ist es, in einer solchen Immobilie den Anforderungen an ein modernes Pflegeheim gerecht werden zu können.
Doch im März dieses Jahrs fiel schweren Herzens die Entscheidung, den Neubau in Wallau nicht zu realisieren – obwohl die rechtlichen Voraussetzungen, wie beispielsweise die notwendige Änderung des Bebauungsplans für das Gelände, gegeben waren. Allerdings sorgten die immens gestiegenen Baukosten für das Aus: Diese waren mit 10 bis 10,5 Millionen Euro kalkuliert worden. „Nach der Auswertung konkreter Ausschreibungsdaten liegen wir nun bei gut 15 Millionen Euro. Dadurch müssen wir zu dem Ergebnis kommen, dass eine seriöse Refinanzierung nicht möglich ist“, verdeutlichte Hubertus Jaeger, Kaufmännischer Vorstand der DGD Stiftung und Geschäftsführer der DGD Stiftung gGmbH. Denn die Folgen für die Bewohnenden wäre ein Eigenanteil von 4.000 Euro im Monat, „das kann niemand bezahlen“, so Jaeger.
Somit stand auch fest: Der „Tannhäuser“ soll bleiben. Es folgten intensive Verhandlungen mit dem Landkreis, an deren Ende feststand: Das Alten- und Pflegeheim in Biedenkopf darf für zunächst fünf Jahre weiter betrieben werden. „Aber dazu muss das Gebäude modernisiert werden“, sagt Willi Feldkamp. Er zählt auf: „Es werden zehn neue Brandschutztüren im Haupt-Treppenhaus eingebaut, die drei Bewohner-Etagen werden durch eine Erweiterung der Brandmeldeanlage und den Einbau weiterer gut 100 Rauchmelder auf einen neuen Standard gehoben. Zudem wird ein neuer Alarmserver installiert, um auch über die vorhandenen DECT-Telefone und Smartphones eine Alarmierung im Notfall auszugeben. Darüber hinaus werden zwei weitere Fluchttreppen von den Flachdächern am Hochhaus errichtet.“ In der Summe investiert das Diakonissen-Mutterhaus in den kommenden Monaten somit rund 140.000 Euro. Und bereitet damit auch einen Betriebsübergang vor. Denn: „Zum 1. Januar kommenden Jahres soll die DGD Haus des Lebens gGmbH, Teil des Verbunds der DGD Stiftung, den Betrieb des Tannhäuser übernehmen“, sagt Feldkamp. Die Gesellschaft führt drei Altenheime am Aartalsee, in Driedorf und in Herborn, wo sie zudem eine besondere Wohnform für psychisch kranke Menschen betreibt.
Warum das? „Nun, die Mutterhausleitung sieht sich personell und wirtschaftlich nicht mehr in der Lage, die Geschäftsführung und den Betrieb des Pflegeheims Tannhäuser aufrechtzuerhalten“, so Feldkamp. Aus der nun bereits mehrjährigen Zusammenarbeit mit dem Haus des Lebens sei man überzeugt, „dass sich durch die Erfahrungen aus mehreren Seniorenzentren und der damit verbundenen Größe bessere Zukunftschancen für den Betrieb des Tannhäuser ergeben“.
Die Rettung des Tannhäuser ist auch für die fast 60 Mitarbeitenden ein positives Signal. „Die Situation war durch die lange Planung für unsere Belegschaft sehr belastend. Ich habe immer wieder gesagt: Nächstes Jahr kommen die Bagger – und dann kam das Aus für den Neubau“, verdeutlicht Feldkamp. Somit waren das auch keine guten Vorzeichen für Neueinstellungen, denn: „Was hätten wir den etwaigen Bewerbern sagen sollen?“ Nun gebe es zum Glück Klarheit.
Das sieht Heim- und Pflegedienstleiter Uwe Schönfeld ähnlich. „Ich bin seit März jede Woche gefragt worden, ob es etwas Neues gibt. Und ich hatte immer das Vertrauen, dass es auch nach dem 31. Dezember weitergeht“, sagt er. Dieses Vertrauen habe er auch der Belegschaft gespiegelt, „die zum Glück an Bord geblieben ist“.
Für Simone Funk und Thorsten Kilian, die Geschäftsführer des „Haus des Lebens“, war früh klar, dass sie als Betreiber in die Bresche springen. „Wir sind als Teil des DGD eine Familie – und helfen dem Tannhäuser natürlich gerne“, sagen sie unisono. Als sie den Tannhäuser das erste Mal besucht hätten, „waren wir positiv überrascht: Auch, wenn das Gebäude in die Jahre gekommen ist, so sind die Wohnbereiche doch sehr individuell und harmonisch gestaltet. Und die Versorgung ist hervorragend und sehr liebevoll“, sagt Simone Funk.
Das Geschäftsführer-Duo weiß aber auch: Ein Alten- und Pflegeheim mit 49 Plätzen lässt sich auf Dauer kaum wirtschaftlich führen. Daher sehen sie die nun zunächst fünf Jahre, für die der Landkreis den Betrieb genehmigt hat, als Übergangsphase. Simone Funk sagt: „Wir wollen in dieser Zeit eine sinnvolle Zukunftsperspektive entwickeln. Denn es soll auf jeden Fall weitergehen.“ Fest steht: Für Biedenkopf und Umgebung „sind Lösungen für eine stationäre Altenversorgung essenziell notwendig“. Sollten die Baukosten merklich sinken, sei eventuell auch ein Neubau wieder möglich – „oder eventuell die Übernahme eines Bestandsgebäudes, falls etwas auf dem Markt wäre“, gibt Thorsten Kilian zu bedenken.
Doch zunächst gehe es darum, durch Synergien die Kosten zu senken. „Natürlich nicht auf Kosten der Mitarbeitenden – die Arbeitsplätze sind sicher und wir sind froh über jede Kraft, die wir hier haben.“ Vielmehr ließen sich beispielsweise durch einen gemeinsamen Einkauf die Kosten senken. Auch gebe es durch die gemeinsame Verwaltung Entlastung bei der überbordenden Bürokratie – von Dokumentationspflichten über Pflegesatzverhandlungen bis hin zur Anpassung von Heimverträgen. „Das stellt kleine Häuser durchaus vor große Herausforderungen – der Tannhäuser wird dabei nun von unserem Verbund profitieren“, sagt Simone Funk. Für Thorsten Kilian steht fest: „Wir wollen hier eine Aufbruchsstimmung vermitteln – und zwar nicht als Worthülse, sondern völlig ernst gemeint: Wir haben richtig Lust, den Tannhäuser in eine gute Zukunft zu führen.“
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