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Fehlende Freude im Leben
Petra Meibert, Psychologin und therapeutische Gesamtleitung der Oberberg Tagesklinik Essen, informiert über Anhedonie

Berlin (ots)

Kaffee trinken mit Freunden, verreisen oder ein gutes Buch lesen - welche Dinge Freude bereiten, ist individuell sehr unterschiedlich. Macht aber nichts mehr Spaß und besteht eine andauernde Freud- oder Lustlosigkeit, kann das sehr belastend sein. Glücklicherweise ist dieser Zustand meist nur vorübergehend. Bleibt er jedoch bestehen, sprechen Expertinnen und Experten von Anhedonie. Petra Meibert, Psychologin und therapeutische Gesamtleitung der Oberberg Tagesklinik Essen, informiert über das Symptom der Freudlosigkeit.

Wenn positive Gefühle ausbleiben

"Bei Menschen mit Anhedonie besteht eine andauernde Unlust, eine Unfähigkeit Freude und Begeisterung zu empfinden - selbst bei Unternehmungen, die früher Freude bereitet haben", erklärt die Psychologin. Gleichzeitig fehlt es ihnen häufig an Antrieb. Der Mangel an Freude ist nicht zu verwechseln mit Traurigkeit. Denn anstatt trauriger oder intensiver Emotionen, fehlen hier die Gefühle oder sind nur abgeschwächt vorhanden. Auch Vorfreude wird kaum noch empfunden.

"Wer von Anhedonie betroffen ist, hat oft auch körperliche Symptome, wie Schlaflosigkeit oder unsteten Appetit. Infolgedessen kann es zu Gewichtsschwankungen kommen. Mangelnde Freude an Essen und Bewegung sind mögliche Ursachen. Auch in einem gesunden Lebensstil wird kein Sinn mehr gesehen. Durch die Abwesenheit der Lebensfreude fällt es zudem häufig schwer, im Job die erforderliche Leistung zu erbringen, was dort zu Problemen führen kann", so die Psychologin weiter.

Woher kommt die Freudlosigkeit?

Bislang ist nicht abschließend geklärt, ob es eine genetische Veranlagung bei der Entstehung dieser Störung gibt. Betroffene Personen weisen ausnahmslos Veränderungen im Dopamin-Haushalt auf; Dopamin wirkt antriebssteigernd. Durch die reduzierte Ausschüttung von Dopamin kommt es zu einer verringerten Aktivität im Belohnungssystem des Gehirns. Motivation und Antrieb können dadurch stark reduziert werden. Mögliche Auslöser dieser Veränderungen sind chronischer Stress oder belastende Ereignisse. Es wird angenommen, dass manche Menschen von Natur aus anfälliger für Freudlosigkeit sind. Dies kann durch belastende Lebensumstände verstärkt werden.

Anhedonie, Dysthymie, Alexithymie, Depression - was ist was?

Anhedonie als solches gilt nicht als eigenständige Erkrankung, sondern als Symptom für andere psychische oder physische Erkrankungen. Sie tritt bei einer depressiven Störung auf und ist ausschlaggebend für deren Diagnose. Wer vermindert Freude am Leben empfindet, hat ein erhöhtes Risiko, an einer Depression zu erkranken.

Man unterscheidet verschiedene Formen der Anhedonie: Gelingt es Personen nicht, Vorfreude zu empfinden und potenziell erfreuliche Situationen herbeizuführen, spricht man von antizipatorischer Anhedonie. Fehlt es an Vergnügen während eines Erlebnisses handelt es sich um sumatorische Anhedonie. Zudem wird zwischen einer sozialen und einer physischen Ausprägung unterschieden. Bei der sozialen Ausprägung kann keine Freude aus sozialen Interaktionen gezogen werden. Bei der physischen Ausprägung wird kein Gefallen an körperlichen Reizen, wie gutem Essen, Massagen oder Sex, empfunden.

Häufig wird Anhedonie mit Dysthymie und Alexithymie verwechselt. Wobei Dysthymie negative Gefühle der Traurigkeit und Niedergeschlagenheit bezeichnet und damit ein Hauptsymptom der Depression ist. Sie gilt daher auch als chronische Depression. Im Unterschied zur Dysthymie beschreibt die Freudlosigkeit jedoch nicht das Auftreten negativer Emotionen, sondern die Abwesenheit positiver Emotionen.

Unter einer Alexithymie versteht man das Unvermögen, Emotionen differenziert wahrzunehmen und mit Worten zu beschreiben. Menschen, die von einer Alexithymie betroffen sind, können zwar positive Gefühle erleben, wissen diese aber - im Gegensatz zur Anhedonie - nicht einzuordnen und in Worte zu fassen.

Behandlungsansatz bei Anhedonie

Für die Menschen, die mit Anhedonie zu tun haben, ist es mitunter sehr schwer auszuhalten, sich an nichts im Leben mehr erfreuen zu können. In schwerwiegenden Fällen kann es sogar zu Suizidgedanken kommen. "Sollte die Freudlosigkeit länger als zwei Wochen bestehen bleiben, ist es in jedem Fall ratsam, eine Expertin oder einen Experten aufzusuchen, um abzuklären, was das Symptom verursacht. Denn Anhedonie kann auf eine ernsthafte psychische oder körperliche Krankheit, zum Beispiel eine Depression oder eine Schilddrüsenerkrankung, hinweisen", rät Petra Meibert.

Primäres Ziel bei der Therapie von Anhedonie ist die Wiederherstellung von Freude und positiven Empfindungen bei den Betroffenen. Dafür müssen ggf. Traumata überwunden und/oder Bewältigungsstrategien erlernt werden, um persönliche Trigger zu erkennen und somit einer anhedonischen Episode präventiv vorbeugen zu können. In den Oberberg Fachkliniken werden u.a. evidenzbasierte Behandlungskonzepte angewandt, wie Entspannungs- und Stressreduktionsverfahren oder achtsamkeitsbasierte Therapien. Die persönliche Biografie wird dabei stets miteinbezogen. Der Behandlungserfolg der Anhedonie hängt von der Ursache und dem individuellen Ausprägungsgrad ab.

Mehr Informationen zum Thema Anhedonie unter: https://www.oberbergkliniken.de/symptome/anhedonie

Über die Oberberg Gruppe: Die Oberberg Gruppe mit Hauptsitz in Berlin ist eine vor mehr als 30 Jahren gegründete Klinikgruppe mit einer Vielzahl an Fach- und Tageskliniken im Bereich Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie an verschiedenen Standorten Deutschlands. In den Kliniken der Oberberg Gruppe werden Erwachsene, Jugendliche und Kinder in individuellen, intensiven und innovativen Therapiesettings behandelt. Darüber hinaus existiert ein deutschlandweites Netzwerk aus Oberberg City Centers, korrespondierenden TherapeutInnen und Selbsthilfegruppen.

Pressekontakt:

HOSCHKE & CONSORTEN (oberberg@hoschke.de) www.oberbergkliniken.de

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