Televisiten verbessern die medizinische Versorgung in der stationären Pflege
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Televisiten verbessern die medizinische Versorgung in der stationären Pflege
Die AOK Rheinland/Hamburg schließt einen Selektivvertrag mit Pflegeeinrichtungen im Kreis Euskirchen. Virtuelle Hausbesuche sollen die Versorgung Pflegebedürftiger verbessern und die Pflege zukunftsfähiger machen.
Mensch und Technik Hand in Hand können die Lebenssituation pflegebedürftiger Menschen verbessern. Im Rahmen des Projektes AIDA wurde im Kreis Euskirchen die Televisite in Pflegeheimen über einen Zeitraum von 2 Jahren erprobt. Mit großem Erfolg: Im April ist das Projekt auf zehn Heime im Kreisgebiet ausgeweitet worden. Mit dem jetzt unterzeichneten Selektivvertrag VisitOn soll die Umsetzung in den Pflegeeinrichtungen unterstützt werden. „Wir gehen diesen Schritt in der Überzeugung, dass sich die sinnvolle Verknüpfung pflegerischer und medizinischer Kompetenzen durch den Einsatz von Telemedizin bewährt hat und ein Baustein sein kann, um die Pflege zukunftsfähiger zu machen“, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. Eine Öffnungsklausel im Selektivvertrag ermöglicht es weiteren Kassen, dem Vertrag beizutreten.
Im ländlich geprägten Flächenkreis Euskirchen sind Hausbesuche für Ärztinnen und Ärzte mit teilweise sehr langen Fahrtwegen verbunden und daher im Alltag kaum noch möglich. In der Praxis bedeutet dies, dass Pflegeheime zur Abklärung einer medizinischen Situation oft den Notruf wählen und die Bewohnerinnen und Bewohner zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden müssen. Durch den Einsatz von sogenannten Teledoc-Stationen können solche unnötigen Krankenhausaufenthalte vermieden werden. Zudem werden die Bewohner und Bewohnerinnen durch ihnen vertraute Personen beraten und untersucht und können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.
Der Selektivvertrag VisitOn wird für einen Zeitraum von zwei Jahren geschlossen und tritt rückwirkend zum 1. Juni 2023 in Kraft. An dem Vertrag nehmen elf Pflegeeinrichtungen teil, zehn im Kreis Euskirchen, eine in Hückelhoven im Kreis Heinsberg. Der Beitritt weiterer Kassen zum bestehenden Versorgungsvertrag ist möglich.
Durch Pflegekräfte begleitete Televisiten bringen allen Beteiligten Vorteile
Matthias Mohrmann unterstreicht die Vorteile für alle Beteiligten: „Der sinnvolle Einsatz von Televisiten trägt durch die rasche Abklärung medizinischer Probleme maßgeblich dazu bei, die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen zu verbessern. Die Betreuung durch die bekannte Ärztin oder den bekannten Arzt beim virtuellen Hausbesuch schafft Vertrauen, Fahrten ins Krankenhaus und unnötige Einweisungen werden vermieden. Zugleich werden die Kompetenzen der Pflegefachkräfte in den Einrichtungen und der Austausch mit den behandelnden Medizinerinnen und Medizinern gestärkt.“ Langfristig sei die flächendeckende Implementierung von Televisiten als Regelversorgung sowie die Vernetzung mit weiteren Angeboten das Ziel der AOK Rheinland/Hamburg.
Pflegebevollmächtigte fordert Modernisierung des Pflegeberufs
Claudia Moll, Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, fordert, den Pflegeberuf aufzuwerten. In Zeiten des massiven und steigenden Fachkräftemangels sei dies unerlässlich. „Wenn wir junge Menschen für eine Tätigkeit in der Pflege gewinnen wollen, müssen wir die Attraktivität des Berufsbildes steigern. Natürlich muss die Arbeit am Menschen immer im Mittelpunkt stehen. Aber wenn eine angehende Pflegefachkraft weiß, dass es die Möglichkeit gibt, innovative Methoden einzusetzen und auch digitale Inhalte im Berufsalltag zu erleben, kann das ein Anreiz sein, diesen wunderbaren Beruf zu ergreifen.“
Auch berufserfahrene Pflegekräfte müssen bei innovativen Methoden mitgenommen und weitergebildet werden. Ab Herbst sollen Weiterbildungsangebote in Modulen für das Pflegepersonal zur Verfügung stehen. Diese berufsbegleitenden Weiterbildungen werden Module zu den rechtlichen Grundlagen, praktischen Anwendungsmöglichkeiten digitaler Methoden in der Pflege, aber auch ethische Themen beinhalten.
Landrat sieht Kreis Euskirchen als Vorreiter und Modellregion
Das Zustandekommen das Selektivvertrags ist auch ein Beleg dafür, dass die Verbesserung der Versorgungssituation und damit die Zukunft der Pflege nur im Zusammenspiel vieler Akteure gelingen kann. Der Kreis Euskirchen trägt die Kosten für die technische Ausstattung der Pflegeeinrichtungen. „Der Selektivvertrag und das vorangegangene Projekt AIDA, aus dem der heute unterzeichnete Selektivvertrag entstanden ist, sind für den Flächenkreis Euskirchen ein Glücksfall. Die hohe Belastung der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Kreis und die langen Wege sind eine Herausforderung – Hausbesuche sind kaum noch möglich“, erklärt Landrat Markus Ramers. Die Rückmeldungen aus Ärzteschaft und den Einrichtungen seien sehr positiv gewesen und die Erfahrungen aus dem Projekt seien nach der Ausweitung bereits in Teilen in der Praxis umgesetzt worden. „Ich freue mich auf den nächsten Schritt der Zusammenarbeit mit der AOK Rheinland/Hamburg und hoffe, dass auch andere Kreise von unseren Erfahrungen lernen können.“
Pflegekräfte und Ärztinnen und Ärzte als Versorgungsteam
Auch aus Sicht der stationären Pflegeeinrichtungen bringt der Einsatz von Telemedizin Vorteile für die Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Pflegepersonal. „Die für unsere Bewohnerinnen und Bewohner zuständigen Ärztinnen und Ärzte sind besser erreichbar. Unsere Mitarbeitenden profitieren von der gemeinsamen Televisite. Ärztliche Maßnahmen werden delegiert, dadurch erhält die Pflegekraft Rechtssicherheit und eine Aufwertung der eigenen Kompetenz“, erklärt Malte Duisberg, Geschäftsführer der Stiftung Evangelisches Alten- und Pflegeheim Gemünd, der heute den Selektivvertrag unterzeichnet hat.
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